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Karneval in WahnDas große Aufräumen nach dem Zoch

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Eine dichte Müllschicht hatten die Kehrmänner nach dem Wahner Karnevalszug zu beseitigen – vor allem auf der Heidestraße.

Wahn – Bonbons, Chips- und Gummibärchentüten, Kartons und vor allem Konfetti. Überall liegen die bunten Papierfetzen auf dem Asphalt, in den Ritzen am Bordstein, in den Ecken der Gullideckel und in der Gosse. Doch der Asphalt muss den Dreck schnell wieder hergeben – die großen Bürsten der Kehrmaschinen rotieren auf den Straßen, folgen dem Wahner Karnevalszug, erfassen die Überbleibsel des jecken Treibens.

Knapp sieben Tonnen Müll sammeln die Straßenreiniger der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) allein an diesem Samstag in Wahn ein. „Karneval ist einer unserer größten Aufträge im Jahr“, sagt Michael Haffner, der hier mit Wolfgang Otto die Aufsicht über die AWB-Truppe hat. Für ihn sei das aber eine gelungene Abwechslung zum Alltagsgeschäft. „Kein Vergleich zum Rosensonntagszug in Porz, geschweige denn in Köln, aber echt viel Arbeit.“ Um 12.30 Uhr hat der Dienst begonnen und erst am späten Abend werden er und seine Leute wieder zum Deutzer Betriebshof an der Gießener Straße zurückkehren. Dann sollen die Straßen in Wahn wieder fast komplett karnevalsmüllfrei sein.

Auf der Nachtigallenstraße stellen sich die kostümierten Karnevalisten auf. Mit Besen und Kehrmaschinen ausgerüstet warten 14 Straßenreiniger und zehn Fahrer darauf, dass sich die Zugteilnehmer einreihen. Der Zug rollt sich vom Ende her auf, so dass jede Gruppe alle anderen Teilnehmer sehen kann. Mit drei Kolonnenwagen, Müllsauger, Pressmaschine, drei großen und zwei kleinen Kehrmaschinen sind die Straßenreiniger angerückt, um einzusammeln, was die Narren liegenlassen.

Die Aufsichtsleiter halten Funkverbindung zu den Fahrern der Einsatzwagen, um Anweisungen durchgeben zu können. „Am Porzer Zug fällt viel mehr Müll an“, fasst Wolfgang Otto seine Erfahrung zusammen. „Allerdings ist die Atmosphäre dort entspannter. In Wahn gibt es immer Schlägereien – zu viele Jugendliche, die zu viel Alkohol intus haben.“

Der Zug biegt auf die Frankfurter Straße; die orange Garde folgt besenschwingend in wenigen Metern Abstand. Saber Ferchichi ist einer der ersten Kehrer des Trosses. Er fegt mit Schwung Plastiktüten und Bonbonpapierchen in die Fahrbahnrinne, „damit der Sauger direkt die großen Teile mitnimmt“.

Hinter ihm manövriert Manfred Ludwig den Rüssel des Großmüllsauger. Der große Schlauch hängt rechts an der Seite des Lkws hinab und saugt rülpsend alles ein, was in seine Reichweite kommt. „Das ist natürlich nicht ganz ungefährlich“, gibt Otto zu „Die Leute gehen ja nicht immer direkt vom Bürgersteig.“ Gerade auf kleine Pänz, die noch rasch die letzten Kamelle auflesen wollen, müssen die AWB-Mitarbeiter Acht geben.

In Wahn müssen seine Leute oft Ruhe bewahren. Sobald die Straßenreiniger die Heidestraße erreicht haben, verändern sich die Stimmung radikal. Der Straßenabschnitt vor dem ehemaligen Obsthof präsentiert sich als fieser Teppich von Konfetti, Bonbons, Plastiktüten und Kartons, über den betrunkene Jugendliche torkeln. „Wir dürfen uns nicht provozieren lassen“, sagt Otto.

Leicht gesagt: Saber Ferchichi kehrt vor dem ersten Kolonnenwagen, da tanzt eine Gruppe Betrunkener zu „Gangnam Style“ direkt vor der rotierenden Bürste der Kehrmaschine und schneidet den Reinigern Grimassen. „Ruhig bleiben“, sagt Ferchichi. „Sonst hat das keinen Sinn.“ Nur beschwerlich kommen die AWB-Leute voran. Die Männer mit den Laubsaugern nutzen jede Lücke, schleichen sich in die Menge und pusten den Dreck von den Bürgersteigen.

Trotzdem: Die AWB-Mitarbeiter freuen sich auf den besonderen Einsatz. „Die Menschen sind fröhlich“, sagt Gennaro Di Fenza, Fahrer einer großen Kehrmaschine. Seine Kollegen füttern am Zugende die Pressmaschine mit einem Berg Verpackungskartons. „Und die Musik ist immer gut.“

Nach und nach taucht unter der klebrig-bunten Schicht wieder der vertraute Asphalt auf; erste Autos dürfen die Straßen passieren. Die Straßenreiniger sind dagegen kaputt: Rund drei Kilometer Zugweg haben sie gesäubert – und die stark verschmutzte Heidestraße mussten sie zweimal abgehen, da einmal Kehren hier nicht gereicht hat.