Abo

Circus RoncalliEine Welt der Kostüme und Requisiten in Porz-Westhoven

Lesezeit 3 Minuten
Dutzende Clown-Schuhe stapeln sich in den Regalen – in allen Größen und vor allem in allen Übergrößen.

Dutzende Clown-Schuhe stapeln sich in den Regalen – in allen Größen und vor allem in allen Übergrößen.

Köln – Der Circus Roncalli hinterlässt Spuren in Köln. Im Stadtbild und demnächst auch auf dem Stadtplan. Schließlich soll der bisherige Neurather Weg in Mülheim, an dem das Winterquartier des Zirkus’ liegt, in Circus-Roncalli-Weg umbenannt werden.

Das ist längst beschlossen und die neuen Straßenschilder hängen auch schon teilweise, nur die offizielle Einweihung steht noch aus. Aber vielleicht wird künftig auch ein Gewerbegebiet in Porz-Westhoven – auf einem rund 11000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Kölner Straße und Claudiastraße – nach dem berühmtesten Zirkus der Stadt benannt.

Denn was bei Roncalli-Direktor Bernhard Paul und seinen Zirkusleuten eher abgeschwächt unter der Bezeichnung „Winterquartier 2“ läuft, hat sich zu einem riesigen Areal entwickelt: mit Lager und Werkstätten, mit Sammelplätzen und Reparatur-Werkstätten für Zirkuswagen und Fahrzeuge aller Art, mit einer riesigen Kleiderkammer.

Alles zum Thema Circus Roncalli

Vom Frosch-Outfit bis zum Sternen-Kostüm

Vor allem der Kostümfundus in dem zur Straße gelegenen ehemaligen Verwaltungsgebäude hat es in sich. Dort lagern nicht nur die Kostüme und Artistenkleider aus 40 Jahren Roncalli. Das grün-schillernde Frosch-Outfit von John Ak, das Sternen-Kostüm von Clown Pic aus den Anfangstagen des Zirkus, die Roben des legendären Weißclowns Francesco Caroli und der alte Salonwagen, der noch aus der Ära von Carola William stammt, lassen die Erinnerungen an die Shows wieder lebendig werden.

So weit das Auge reicht, lagern da aus verschiedenen historischen Epochen Abendroben in allen Formen und Farben. In mehrstöckigen Regalen, an gefühlt unendlich langen Kleiderstangen hängen Uniformen und Kostüme. Vom 11. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre sind fast alle Epochen und Stile vertreten. Meerjungfrauen treffen auf Schlümpfe und Hasen, Zwerge auf Wikinger.

Dazu gibt es etliche Regale voll mit Schuhen (Paul: „Da würde sogar der Zalando-Mann vor Begeisterung laut schreien“), Hüten und schillernden Kopfbedeckungen und kistenweise Zubehör von Strumpfbändern, Rüschen und Goldketten bis zu Tierköpfen, Bärten und Pappnasen.

Größten österreichischen Fundus aufgekauft

„Nach der Berliner Theaterkunst habe ich nun auch den gesamten Bestand der Königlich-Kaiserlichen Hofschneiderei Lambert Hofer in Wien aufgekauft“, sagt Roncalli-Direktor Bernhard Paul. Hofer, renommierter ehemaliger Hoflieferant, war in den vergangen Jahrzehnten Österreichs größter Verleih für Film- und Theaterkostüme. Er hatte unter anderem die „Sissi“-Filme und viele andere Kinoklassiker der 50er und 60er Jahre komplett ausgestattet.

„Lamberts Witwe Olli Hofer wollte den Fundus auflösen und sich künftig nur noch auf Fräcke für den Wiener Opernball sowie Zuarbeiten für Roncalli und den Schweizer Circus Knie konzentrieren“, sagt Paul. „Da habe ich zugegriffen. Denn damit haben wir wohl auf Jahre hinaus genug. Ich kann jetzt immer in die Vollen greifen.“

Zwei komplette Shows im Düsseldorfer Apollo-Theater und auch die im Einlass-Bereich der aktuellen Roncalli-Jubiläums-Tour benutzten Kostüme hat Pauls schon aus diesem Fundus bestückt.

Mehr als 5000 komplette Kostüme sind gelistet, sortiert, einzeln fotografiert, nach Bedarf ausgebessert und etikettiert. „Mittlerweile blicken wir einigermaßen durch. Aber viele dieser Kisten haben wir noch gar nicht ausgepackt“, sagen die beiden Schneiderinnen Anna Heinz und Marion Heidel.

Was sich nicht direkt für jetzt oder später als Zirkus-Ausstattung anbietet, soll Anfang des nächsten Jahres – passend zur Karnevalssession – bei einem umfangreichen Kostüm-Flohmarkt zum Kauf angeboten werden. Paul: „Langfristig plane ich auch die Einrichtung eines Kostümverleihs. So etwas gibt es ja in der Form in Köln noch nicht.“

KStA abonnieren