„Ensen fühlt sich am Rhein an wie Urlaub“

Clown, Theatergründer, Helfer in der Not – Peter Ohren ist in vielen Bereichen aktiv. Und nicht nur in „seinem“ Stadtteil Ensen.
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- Peter Ohren fühlt sich dem Veedel verbunden – auch wenn es ihn immer wieder in die Ferne zieht
Ensen – Peter Ohren ist schon viel herumgekommen in der Welt. Sri Lanka, Chile, Neuseeland, Costa Rica und die Insel Tabago waren nur einige seiner Stationen, die er mit seiner Frau Wally rund um den Globus bereist hat. Zurück im heimischen Ensen hieß es dann immer auswählen, denn schier unzählige Fotos hat der heute 78-Jährige von seinen Reisen mitgebracht. Seit 1980 porträtiert Ohren auf seinen Reisen Menschen. „Manchmal springt der Funke über, und man muss diese Begegnung mit einem Menschen fotografisch festhalten“, sagt er und betont dabei Gemeinsamkeiten statt Gegensätze – so sei das Lächeln beispielsweise in jeder Kultur zu Hause.
Mit der Fotografie kam der gelernte Krankenpfleger schon während seiner Arbeit im Operationssaal des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße in Berührung. Für wissenschaftliche Vorträge oder Publikationen hat er Bilddokumentationen im OP-Bereich angefertigt. 41 Jahre lang hat er dort gearbeitet.
Während seiner Zeit im Kinderkrankenhaus bildeten sich auch andere Qualitäten heraus. Etwa wenn ein Clown zur Aufheiterung der kleinen Seelen gefragt war. Besonders im Jahr 1964, als Walter Seifert mit einer zum Flammenwerfer umfunktionierten Pflanzenspritze und einer Lanze in die Volksschule Volkhoven eingedrungen war, mit einem Keil das Tor blockiert und Lehrer und Schüler attackiert hatte.
Viele dieser Kinder wurden an der Amsterdamer Straße behandelt. Auf der Station B4, wo Ohren als damals 23-Jähriger arbeitete. „Psychologen in dem Sinne gab es ja nicht.“ Und auch die Eltern durften in der Anfangszeit wegen der Infektionsgefahr das Zimmer nicht betreten.
Ohren verkleidete sich als Nonne, erzählte Geschichten, las Märchen vor. Tatsächlich wollte er mal Schauspieler werden, das kam ihm nun zugute. Als er 2004 in den Ruhestand ging, kamen etliche der damaligen Volkhovener Kinder, um ihn zu verabschieden. Barbara Peter schenkte ihm eine Ausgabe ihres Buches, in dem sie Erinnerungen und Fakten festgehalten hat. Das Buch hat eine Widmung: „Für Peter, der mir 100 Tage die Familie ersetzt hat.“
Familie, Freunde, Gemeinschaft – das ist Peter Ohren wichtig. Als er 1956 nach Ensen zog, sei er sofort angenommen worden. „Von der ersten Stunde an habe ich mich willkommen gefühlt.“ Früh war er in der Jugendarbeit von St. Laurentius aktiv, neun Jahre Jugendleiter. Jüngst hat er sich noch mit einigen Kindern und Jugendlichen von damals getroffen. „Ein tolles Erlebnis.“ Die Jugendarbeit hat Ohren dann in anderer Form weitergeführt – als er vor fast 50 Jahren die Theatergruppe „Glühwürmchen“ ins Leben rief. Sein Bruder Eberhard, Grafiker und Maler, hatte den Schriftzug entworfen.
Mehrmals ist Ohren in Ensen umgezogen, seit einigen Jahren fühlt er sich zusammen mit Wally in einer Wohnung an der Hohe Straße wohl. In der habe es früher mal richtig Leben gegeben, erzählt er. Metzger, Bäcker, Frisör – sie alle gibt es nicht mehr. Nur noch das „Gesumme“ der Grundschulkinder klingt wie früher.
Peter Ohren betätigt sich als Vorleser, war auch im Karneval aktiv. „Mehr Zufall“, sagt er. Irgendwann hatte man ihm die Leitung der Kajuja-Sitzungen in Ensen ans Herz gelegt. Ohren nahm an und hat schöne Erinnerungen daran. Etwa an Begegnungen mit Ludwig Sebus und Karl Berbuer. Letzterer habe im vollen Saal der „Traube“ nur die Titel ansagen müssen, gesungen haben dann die Jecken. Später leitete er die Pfarrsitzung von St. Laurentius und St. Josef, wo er auch das Theater „Rampenlicht“ mitbegründet hat.
Ohrens Heimat ist Ensen. Der Stadtteil sei für ihn lebenswert, auch wenn er sich etwas mehr fußläufige Einkaufsmöglichkeiten wünscht. Bei schönem Wetter am Rhein, das sei für ihn wie Urlaub. Mit seiner Frau und der gemeinsamen Walking-Gruppe ist er oft dort. „Was nervt, sind nur die Radrennfahrer, die meinen, sie seien bei der Tour de France.“
Seine eigene Touren will Peter Ohren weiterhin machen – „so lange mich die Füße tragen, bin ich auch unterwegs“. Schließlich bezeichnet er sich selbst als „Rucksackfreak“. Darin natürlich die Kamera – und Schreibzeug. Mit „Sandkuchen für Herrn Goethe“ hat Peter Ohren bereits ein Buch veröffentlicht. Das zweite ist fertig. Aus „Hallo Herr Grimm“ wird er bestimmt in „seinem Ensen“ vorlesen.