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Wegen Korrosion an Brücke über die A559Querung in Gremberghoven ist gesperrt

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Manch ein Autofahrer dreht an der Sperrung wieder um. 

Marcus Merten ist etwas verwundert. „Ich bin nicht oft hier vor Ort, jetzt muss ich erst einmal schauen, wie ich Richtung Ensen komme“, sagt er und wendet sein Fahrzeug. Denn an der Rather Straße ist der Weg über die Brücke an der A559, die der Vertriebler immer genommen hat, versperrt. Der Grund: Es wurden Schäden an der Überquerung festgestellt. In dem Bauwerk aus dem Jahr 1964 wurde Spannstahl verbaut, der nun Probleme macht.

Bauwerksprüfung alle drei Jahre durch Autobahn GmbH

„Wenn, wie in diesem Fall, entsprechende Mängel auftreten, muss unverzüglich gehandelt werden“, teilt ein Sprecher der Autobahn GmbH schriftlich auf Anfrage mit. Das heißt, für den motorisierten Verkehr ist die Überfahrt gesperrt. Zu Fuß oder mit dem Rad ist eine Überquerung noch möglich. Brückenbauwerke werden grundsätzlich alle drei Jahre einer sogenannten Bauwerksprüfung unterzogen. „Die Brücke Rather Straße wird ab sofort im Rahmen von Sonderprüfungen alle drei Monate geprüft“, so der Sprecher der Gesellschaft. Dabei wurde festgestellt, dass ein Entwässerungsrohr nicht mehr in Ordnung ist. Im Bereich der zugehörigen Rohrdurchführung durch den Beton sei Wasser ausgetreten und Stoffe wurden in den Beton der Überführung eingebunden, die einen chemischen Prozess auslösen. „Bei diesen Stoffen handelt es sich um für den Menschen unbedenkliche Chloride, die jedoch den Stahl angreifen.“

Schleichender Verlust der Tragfähigkeit befürchtet

Dadurch werde ein Korrosionsprozess ausgelöst. Das wiederum könne letztendlich zu einem schleichenden Verlust der Tragfähigkeit des Bauwerks führen. Die Sperrung hat bereits Auswirkungen im Stadtteil Gremberghoven. Der Verkehr habe beispielsweise auf den Straßen Frankenplatz und Frankenstraße extrem zugenommen, sagt Gunther Geisler, Vorsitzender des Bürgervereins Gremberghoven.

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Personen, die trotz der Hinweise auf der Kölner Straße mit dem Auto von Ensen kommend über die Rather Straße fahren, würden entsprechend umgeleitet. Positiv sieht Geisler, dass zumindest die Einbahnstraßenregelung der Hohenstaufenstraße in Fahrtrichtung Steinstraße und Finkenberg aufgehoben worden ist. Kritisch hingegen, dass einzelne Bushaltestellen nicht mehr angefahren werden und Fahrgäste größere Wege zum nächsten Halt zurücklegen müssen.

Kein Verkehrskonzept für Gremberghoven

„Generell verdeutlicht die jetzige Situation wieder, dass ein Gesamtverkehrskonzept für Gremberghoven fehlt“, sagt Geisler. Ein solches habe der Bürgerverein schon vor vier Jahren erstellt. Aber das werde von Teilen der Politik „schlichtweg nicht zur Kenntnis genommen“. Wenn das so weiter gehe, müsse für jede Bürgerin und jeden Bürger Gremberghovens ein Hubschrauber bestellt werden, übt sich der Vereinsvorsitzende im Galgenhumor. Und den muss er noch etwas länger haben. Denn vor dem nächsten Jahr wird sich nichts tun. Eine neue Brücke soll her. Als nächster Schritt werde ein Entwurf für den Ersatzneubau erstellt. „Dieser wird voraussichtlich zum Jahresende vorliegen, so dass eine Veröffentlichung der Maßnahme frühestens im Frühjahr 2023 erfolgen kann“, heißt es seitens der Autobahn GmbH. Heißt auch: Der Baubeginn kann voraussichtlich erst im Sommer 2023 erfolgen.

Bis dahin bleibt die Situation vor Ort so wie sie ist, sprich die Brücke gesperrt. Aufgrund der allgemeinen Substanz war bereits ein Ersatzbau geplant gewesen, teilt die Autobahn GmbH mit. Ursprünglich war der für das Jahr 2025 avisiert. Nun muss er früher kommen. Eine Möglichkeit, die Brücke provisorisch zu unterstützen, ist aus Sicht der Autobahn GmbH nicht zielführend. Denn: Eine Behelfsbrücke, die die jetzige an gleicher Stelle ersetzt hätte den gleichen zeitlichen Aufwand zur Folge wie der Neubau. Alternativ könnte eine Behelfsbrücke gebaut werden, mit der die jetzige umfahren werden kann. Dies erfordere allerdings eine zusätzliche Straßenplanung, Umweltverträglichkeitsprüfung und es würden vorübergehend Liegenschaften in Anspruch genommen werden, die nicht im Besitz der Stadt oder des Bundes wären.

„Diese Alternative wird im Zuge der Planung des Ersatzneubaus in Abstimmung mit der Stadt Köln geprüft“, teilt der Sprecher mit. Er betont aber gleichzeitig, dass diese Variante „realistisch gesehen, … als gering anzusehen ist“. So mancher Autofahrer will aber nicht auf eine Behelfs- oder eine neue Brücke warten. Unbekannte haben kurzerhand an beiden Enden der Sperrungen, Planken entfernt, so dass ein Auto durch passt. Nicht jeder fährt Umwege, wie es Vertriebler Marcus Merten tut. Eine „Leichterung“ der Brücke, wie es im Fachchinesisch heißt, wird durch ein solches Vorgehen nicht erreicht.

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