Empört über die StadtSeit Monaten kein Sportunterricht in drei Köln-Porzer Schulen

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Ein Baucontainer vor der Zündorfer Turnhalle

  • Der Einbau eines Prallschutzes in der Zündorfer Turnhalle sollte eigentlich nach den Sommerferien beendet sein.
  • Doch drei Monate später ist wegen der Arbeiten noch immer kein Sportunterricht in der Halle möglich. Gleich drei Schulen in Porz sind davon betroffen.
  • Lehrer, Eltern und Schüler fühlen sich im Stich gelassen und hoffen nun, dass die Stadt ihr jüngstes Versprechen wahr macht.

Zündorf – Schüler der  Haupt- und der Realschule sowie des Gymnasiums im Zündorfer Schulzentrum haben derzeit keinen geregelten Sportunterricht in der eigenen Halle. Dort finden seit Monaten Bauarbeiten statt, die sich zum Unmut der Schulen und der Eltern immer weiter verzögern. 

Im September hatten Elternvertreter darauf hingewiesen, dass schon seit dem Jahr 2007 die Auflage bestanden habe, die Turnhalle mit einem Prallschutz zur Sicherheit der Sportler auszustatten.  In den Sommerferien dieses Jahres sollte der Einbau endlich erfolgen und – wie die Stadt den Schulleitern mitgeteilt habe – zum Sommerferienende abgeschlossen sein. 

Fehlerhafte Planung beklagt

Die Eltern beklagten im September, „wegen fehlerhafter Planung und mangelhafter Absprachen seitens der städtischen Gebäudewirtschaft“ sei  nicht abzusehen, wann die Turnhalle wieder genutzt werden könne. Die Baustelle stehe im wesentlichen still. Wie die  Eltern erfuhren, habe die Stadt sich zwischenzeitlich für  einen anderen Prallschutz-Baustoff entschieden,  für den es aber noch keinen Liefertermin gebe. Auch sei der komplette Boden herausgerissen worden, ohne darüber die Schulen zu informieren. 

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Ein Schild  an einem Eingang informiert: „... wegen Bauarbeiten geschlossen“. 

Nachdem sich auch die drei Schulleitungen in Schreiben an Bezirksregierung, Stadtverwaltung und  Politik nach dem Fortgang erkundigt und Beschwerde geführt hatten, fragte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits Anfang Oktober  bei der Stadt nach Gründen für die Verzögerung und nach den weiteren Planungen.

Darauf antwortete das Presseamt, die vor Anlieferung des Baumaterials vorgeschriebene Freigabe des Sportbodens sowie des Prallschutzes an den Wänden durch den von der Stadt Köln beauftragten Gutachter habe „deutlich länger gedauert als angenommen werden konnte“. Der in der Vergangenheit problemlos freigegebene Sportboden eines Herstellers sei nach Begutachtung aufgrund einer veränderten Zusammensetzung nicht genehmigt worden. 

Bedenken wegen Gesundheitsverträglichkeit

Die Rezeptur des zugelassenen Baustoffs dürfe laut „Positivliste für Baustoffe“ der Stadt Köln in Schulen nun nicht mehr verbaut werden. Mit der Vorab-Begutachtung anhand von Proben stelle die Stadt  laut dieser Liste sicher, dass bei der Inbetriebnahme der Gebäude keine erhöhten Schadstoffkonzentrationen auftreten. „Die Gesundheitsverträglichkeit der Baustoffe für die späteren Nutzerinnen und Nutzer hat für die Stadtverwaltung immer allerhöchste Priorität“, argumentiert das Presseamt.

Ein neuer, anderer Bodenbelag sei durch das dafür verantwortliche externe Planungsbüro in der Folge verspätet bestellt worden – was nicht sofort aufgefallen sei.  Durch die  Verzögerungen seien erhebliche organisatorische Anstrengungen notwendig, „um den Sportunterricht der drei dort ansässigen Schulen sowie des Vereinssports bestmöglich aufrecht zu erhalten“. 

Kölner Ersatzsportstätten erweisen sich als schlechte Lösung

Bis in den Herbst  hinein habe der Sportunterricht auf der renovierten Außensportanlage durchgeführt werden können, jedoch scheide diese Möglichkeit bei schlechter werdender Witterung aus. Wie das Presseamt mitteilte, ging die Gebäudewirtschaft im September  davon aus, dass alle Hallen ab dem neuen Jahr wieder zur Verfügung stehen. Die beiden Einfeld-Sporthallen könnten eventuell noch in diesem Jahr wieder zur Nutzung geöffnet werden.  

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Der Bereich Schulsport im Amt für Schulentwicklung sei bemüht, räumliche Ausweichmöglichkeiten zu organisieren. Die Ersatzsportstätten seien überwiegend nur mit Schulbussen erreichbar.

Kölner Eltern fühlen sich bei Bauarbeiten im Stich gelassen

Die Unzufriedenheit von Eltern, die sich nicht gut unterrichtet und von  der Gebäudewirtschaft im Stich gelassen fühlten, kommentierte das Presseamt mit dem Hinweis auf Informationen, die das Amt für Schulentwicklung  „auf Basis der vorliegenden Informationen des Baubetriebs heraus“ den Schulleitungen zukommen lasse. Am Schulstandort Heerstraße würden seitens der Gebäudewirtschaft und des Amtes für Schulentwicklung regelmäßige Besprechungen mit den Schulleitungen durchgeführt.  Die Stadtverwaltung gehe  davon aus, dass zum Jahresende alle Hallen wieder zur Verfügung stünden, hieß es mittlerweile.

Die Unzufriedenheit bei der Elternschaft ist seither aber nicht gesunken. Zuletzt äußerte Thorsten Reinhardt,  Elternvertreter an der Amos-Comenius-Hauptschule, deutliche Kritik. Seit dem Herbst stünden die drei Schulen, die nur noch draußen Sport machen könnten,  „buchstäblich im Regen, denn auch die durch die Stadt versprochenen Ersatzsportstätten stehen nur teilweise zur Verfügung, da die erforderlichen Busse für den Transfer fehlen“, beklagt der Vater. So sei  der Hauptschule eine der beiden genehmigten Fahrten nach den Herbstferien gestrichen worden. So könne nur noch bei einer Doppelstunde pro Woche ein annähernd regulärer Unterricht im Sportspark Cologne in Poll stattfinden.

Bauarbeiten an Kölner Schulen nicht vor Dezember fertig

Nun sei bekanntgeworden, dass sich die Fertigstellung der beiden Hallen in der Fünffach-Turnhalle, die zuletzt für Ende November zugesagt gewesen sei,  weiter in Richtung Dezember verschiebe. Und die  Gebäudewirtschaft teilte vor wenigen Tagen bei   einer Besichtigung  in Zündorf  mit,  dass die  kleine Halle  ab nächster Woche wieder genutzt werden könne, die große Halle aber erst ab 12. Januar.   

Reinhardt sieht Gründe dafür auch in einer „mangelnden Bauaufsicht durch die Gebäudewirtschaft“, die sich den Schwarzen Peter mit den Architekten hin und her schiebe.  Leidtragende seien die Schulen, die unter anderem die Ausbildung der Lehramtsanwärter im Fach Sport nicht mehr gewährleisten könnten. Dies sei auch nicht das erste  Problem bei der Gebäudeinstandhaltung im Schulzentrum Heerstraße, verweist der Elternvertreter auf die Schließung der Hauptschule vor zwei Jahren, als  durch Vögel, die in den Zwischendecken brüteten,  Vogelmilben in die Klassen gelangt waren. Auch hier sei  das Problem lange bekannt, aber nicht  angegangen worden. Vertreter der Elternschaft wünschten sich  „einen Wechsel in der Objektbetreuung“. 

Grundsätzliche Kritik an Abläufen bei Sanierungen 

Bei Ortsbesichtigungen unter anderem mit den Ratsfrauen Elfi Scho-Antwerpes (SPD) und Anne Henk-Hollstein (CDU) machten Elternvertreter aus mehreren der Schulen am Schulzentrum inzwischen auf die Sorgen aufmerksam und erhoffen sich Unterstützung, damit der Sportunterricht und auch die Vereinsnutzung der Hallen bald wieder möglich werden. 

Auch wenn sich nun etwas tue und ein Ende des langen Wartens abzusehen sei, fordert Anne Henk-Hollstein, dass    die Verfahrensabläufe bei Sanierungen dringend verbessert werden müssen. „Es kann nicht sein, dass solche Arbeiten eine derart lange Laufzeit haben, wir müssen als Politik die Prozesse dafür überdenken,  die müssen weit koordinierter ablaufen, besser abgestimmt werden mit den Schulleitungen vor Ort.“ 

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