Für 50 Millionen EuroKölner Gesamtschule will mit Neubau das Klima schützen

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Michael Nawroth (v.r.) von der Gebäudewirtschaft erklärt Schulleiterin Bettina Otte und den Schülern Florian Willms, Blanche Claßen und Tim Wagener die Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Köln – Die schwarze LED-Tafel mit gelben Zahlen im Flur hinter dem Haupteingang ihrer Schule haben die drei Zwölftklässler Blanche Claßen, Florian Willms und Tim Wagener durchaus schon registriert. Sie zeigt die Werte der in dem neuen Schulgebäude in Longerich erzeugten und verbrauchten Energie übersichtlich und aktuell an. Dass sie seit nun mehr als zwei Wochen im modernsten und klimafreundlichsten Gebäude der Stadt unterrichtet werden, ist den meisten der 850 Schüler der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule nicht bewusst. Das wurde deutlich bei der Vorstellung des dreigeschossigen Neubaus durch Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Petra Rinnenburger, Betriebsleiterin der städtischen Gebäudewirtschaft.

Als die beiden Verwaltungsvertreterinnen sich bei den Schülern nach deren Meinung zum neuen Standort erkundigten, nannten diese als Vorzüge vor allem die Sauberkeit, die Größe des Gebäudes und die Weitläufigkeit der Räume und Gänge. „Wofür die Zahlen auf der Anzeige am Eingang stehen, habe ich mich schon öfter gefragt, bisher konnte ich sie aber nicht zuordnen“, räumte Schüler Wagener ein.

Investition von rund 50 Millionen Euro

Dass die Stadt seit Planungsbeginn 2012 und mit Beginn der Bauarbeiten 2014 bis jetzt immerhin rund 50 Millionen Euro investiert hat, um zahlreiche energetische Finessen in den Schulneubau zu integrieren, sei ihm und seinem Mitschülern Willms und Claßen nicht bewusst gewesen.

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„Zum Bauen im Zeichen des Klimawandels gehört die gleichzeitige Prüfung der größtmöglichen Nachhaltigkeit – das streben wir seit 15 Jahren an“, sagte Reker. Bereits 2004 hat sich die Stadt per Ratsbeschluss dem Klimaschutz an und in städtischen Gebäuden verschrieben. Die – wenn auch symbolische – Ausrufung des Klimanotstandes in der Stadt im Sommer dieses Jahres lege das umso näher, so Petra Rinnenburger. „Die Umsetzung dieses Ziels lässt sich besonders anschaulich am kürzlich fertiggestellten Gebäude an der Ossietzkystraße hier in Longerich nachvollziehen.“ Heizwärme- und Warmwasserbedarf des auf 1000 Schüler ausgelegten Komplexes mit rund 9000 Quadratmetern Fläche sowie der Dreifachturnhalle würden über Erdwärme gedeckt, der Strom werde von der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Schule generiert.

Sporthallendach als Anlaufpunkt für Tiere wie Insekten

„Das Sporthallendach ist außerdem auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern begrünt, das schafft Abkühlung bei heißen Temperaturen, verringert die Co2-Menge und ist darüber hinaus Anlaufpunkt für Tiere wie Insekten oder Vögel“, sagte Michael Nawroth, Leiter des Energiemanagements der Gebäudewirtschaft, und nannte einige der zentralen städtischen Energieleitlinien.

Damit kann sich die aktuelle Energiebilanz der Schule, die ihren Betrieb seit 2013 bis zu den Herbstferien 2019 wenige Straßen vom neuen Standort entfernt in Containern als Interimslösung durchgeführt hatte, durchaus sehen lassen. „Aber auch in vielen anderen öffentlichen Gebäuden im Eigentum der Gebäudewirtschaft berücksichtigen wir die Herausforderungen hinsichtlich Klima- und Artenschutz bei Betrieb, Sanierung und Neubau städtischer Objekte“, sagte Petra Rinnenburger.

Tageslicht reflektierende Jalousien

Den jüngst bezogenen Neubau und seine Vorzüge lobte auch Bettina Otte, Leiterin der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule. „Es ist alles noch frisch und etwas ungewohnt, bei der Turnhalle fehlen noch die Abschlussarbeiten, aber wir fühlen uns hier schon jetzt sehr wohl“, sagte sie. Das Tageslicht reflektierende Jalousien, die weniger Kunstlicht in den Klassenräumen erforderlich machen oder Bewegungsmelder, die es bei Abwesenheit von Personen im Raum selbstständig löschen, seien weitere und auch im Unterrichtsalltag spürbare Vorzüge der modernen Bauweise, so Otte.

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Tageslicht reflektierende Jalousien, durch die weniger Kunstlicht in den Klassenräumen erforderlich ist.

Damit auch Claßen, Wagener, Willms und ihre Mitschüler verstehen, was genau an moderner und klimafreundlicher Technik in ihrem Schulgebäude steckt, will sie Ev Starzynski und Marcus Kischel, die beiden Projektleiter bei der Gebäudewirtschaft für den Neubau, einladen. Otte: „Dann können wir eine Projektwoche dazu anbieten und uns die Funktionsweisen und Details einmal ganz genau erklären lassen.“

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