Eine Kölnerin bestrickt die WeltIhren „Feinmotorik“-Blog lieben auch die Neuseeländer

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Julia-Maria Hegenbart aus Porz-Langel ist eine Meisterin an der Nadel.

  • Nicht nur bei der älteren Generation - Stricken ist schon länger in, Corona hat die Wollfan-Szene vergrößert.
  • Und den „Feinmotorik Blogspot“-Blog der Porzerin Julia-Maria Hegenbart weltweit bekannter gemacht.
  • Inzwischen folgen dem Strick-Blog der Kölnerin 13 000 Instagram-Abonnentinnen.

Porz-Langel – So richtig passt das Bild nicht: Während die Temperaturen auf dem Thermometer steigen, ist Julia-Maria Hegenbart dabei, Jacken zu stricken. „Im Frühjahr und Sommer wird sich auf den Winter vorbereitet“, sagt die 39-Jährige. In diesem Jahr mehr als sonst – wegen Corona. „Man konnte jetzt guten Gewissens zu Hause bleiben und stricken“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

In der Strick-Szene geisterte schon der Spruch umher, dass man sich auf eine solche Situation doch schon jahrelang vorbereitet hätte. Gefühlt zehn Pullover und Jacken hat Hegenbart in der Zeit auf dem heimischen Sofa in Porz-Langel geschafft. Normalerweise sitzt sie an einem dieser Kleidungsstücke vier Wochen.

Stricken ist „in“ – gerade im Zuge des Nachhaltigkeit-Trends. „Ich weiß, ich habe es selbst gemacht und nicht ein ausgebeutetes Kind in Bangladesh.“

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Manchmal strickt Julia-Maria Hegenbart auch nach Anleitung, wie dieses lila Tuch

Wer strickt, stecke so viel Arbeit, Liebe und Herzblut in die Sache, dass man das Kleidungsstück anzieht, „bis es durchgewetzt ist“, sagt Hegenbart. Stricken sei auch nicht nur was für ältere Leute, findet sie - und ist selbst ist ein gutes Beispiel dafür.

13000 Instagram-Abonnenten 

Hegenbart betreibt einen Blog, hat mehrere Bücher veröffentlicht und auf ihrem Instagram-Kanal folgen ihr über 13000 Abonnenten. Ihre Einzelanleitungen werden über eine Internetplattform von Menschen aus Neuseeland, Brasilien oder Israel heruntergeladen. „Das ist schon irgendwie cool“, sagt die 39-jährige Bloggerin.

Sie selbst greift zu bunten Farben und verstrickt auch mal Seide. „Stricken ist nicht nur der dicke Norweger-Pulli.“ Sie selbst strickt alles, wozu sie Lust hat. Einziges No-Go: Bademode. Das verträgt sich nicht so mit Wasser, Sonnencreme und Schweiß. Stricken ist auch individuell. „Die Kleidung kann man seinem Körper anpassen.“ Wenn Julia-Maria Hegenbart gefragt wird, nach welcher Größe sie gestrickt habe, lautet ihre Antwort: „Nach meiner!“

Treffen in den Köln-Arcaden

Zum Stricken ist sie vor rund sieben Jahren gekommen. „Ich wollte damals etwas machen, das ich am Ende in der Hand haben, anfassen kann“, erzählt sie. Ein geplanter Kurs an der Volkshochschule war voll. Kurzerhand veröffentlichte sie einen Aufruf in einer Facebook-Gruppe. Die Frage war: „Wer bringt mir Stricken bei?“

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Julia-Maria Hegenbart mit dem selbst entworfenen Tuch „See You Later“

Eine Dame meldete sich und kurz vor Weihnachten 2013 gab es das erste Treffen in den Köln-Arcaden in Kalk. Nach dem ersten Beschnuppern ging es in ein Geschäft für Stoffe, Wolle, Kurzwaren und mehr. Und da hat Schülerin Hegenbart einiges gelernt. „Zum Beispiel, dass die Informationen auf der Banderole des Wollknäuels tatsächlich einen Sinn haben“, erzählt sie lachend.

Wie viel Meter hat das Knäuel? Welche Farbnummer hat die Wolle? Falls nachgekauft werden muss. Wie wird gepflegt? Welche Stricknadel-Stärke muss es sein? Und vieles mehr.

Nachhaltige Wolle

„Ich habe damals auch gleich angefangen, meine Ergebnisse auf meinem Blog zu veröffentlichen“, erzählt Julia-Maria Hegenbart. Dort ist auch der halb fertige, erste Strickversuch zu sehen.

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Einen Schal „in gewöhnungsbedürftiger Farbe“, wie sie selbst sagt. Damals hätte sie bei der Wolle nur auf den Preis geachtet, heute ist das anders. Faktoren wie Nachhaltigkeit und ob es für die Schafe verträglich ist, spielen mit rein. 

Beim Stricken könne sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen, sagt Julia-Maria Hegenbart. Den Schritt, nur mit Stricken ihr Geld zu verdienen, und den Job im IT-Bereich einer Firma an den Nagel zu hängen, hat sie aber nicht gemacht. „Wenn man das Hobby zum Beruf macht, muss man sich ein neues Hobby suchen.“ Deswegen werde ihr Hauptberuf auch ihr Hauptberuf bleiben und nicht das Stricken. Letzteres ist nach wie vor Erfüllung und Ventil zugleich. Ein wenig ihr Yoga, sagt Hegenbart. www.feinmotorik.blogspot.com

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