Stück Porzer GeschichteAus für „Strandbads Marie“ besiegelt – So geht es jetzt weiter

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EIngeschlagene Scheiben, Graffiti – das Strandbad hat schon bessere Tage gesehen.

Das Strandbad hat schon bessere Tage gesehen.

Nun ist es beschlossen: Das Strandbad-Lokal in Porz-Langel samt Campingplatz wird nun doch abgerissen. 

Alle Bemühungen, das Lokal Strandbad Langel im Kölner Südosten zu erhalten, haben nicht gefruchtet. Jetzt sollen Gebäude und Campingplatz abgerissen werden. Das Gelände soll schnellstmöglich in den Naturschutzbereich überführt und überplant werden. Einer Vorlage der Verwaltung hat die Bezirksvertretung Porz nun zugestimmt, nachdem sie sich in der Vergangenheit zunächst für den Erhalt des Lokals ausgesprochen hat.

Fraktionschef der Grünen bedauert Abriss des „Strandbads Marie“

„Es tut mir richtig leid um das Gelände“, sagt Dieter Redlin, Fraktionschef der Grünen in der Bezirksvertretung Porz. Er selbst wohnt in Langel und hätte es gerne gesehen, wenn das Lokal wieder aufgemacht hätte. Doch Redlin ist auch realistisch und sagt, „in dem jetzigen Zustand, würde ich es nicht mehr übernehmen“. Eingeschlagene Scheiben, Müll, Graffiti und Überreste von verbranntem Mobiliar und anderen Dingen – das Strandbad-Gebäude ist in einem katastrophalen Zustand. Ende 2018 sind hier die Lichter ausgegangen.

Es tut mir richtig leid um das Gelände
Dieter Redlin, Fraktionschef der Grünen

Seitdem ist Vandalismus in dem abgelegenen Bereich in Rheinnähe an der Tagesordnung, und das ganze Areal verwahrlost zusehends. Dieter Redlin vergleicht das Gelände mit einer berühmten Briefmarke: „Wie die Blaue Mauritius. Nur ohne Zahnung ist die auch nix wert.“ Hoch sind die Investitionskosten, die potenzielle Investoren abgeschreckt haben. Von 450.000 Euro war beispielsweise die Rede. Auch aufseiten der Stadtverwaltung spricht man bei „fachgerechter Sanierung“ von einem „mindestens sechsstelligen Betrag“. Eine Summe, die mit den Einnahmen aus dem Lokal schwierig zu stemmen sind.

Die hohen Kosten rühren auch aus Fehlern aus den 1990er Jahren als „Strandbads Marie“, wie das Lokal früher hieß, von einem neuen Besitzer übernommen wurde, berichtet Dieter Redlin. „Da wurde eine vereinbarte Kläranlage nicht gebaut.“ Und auch die Verwaltung spricht von einer „versprochenen Abwasserregelung“, die fehlt. Von der Stadtverwaltung heißt es auch, dass ein aus dem Stadtteil kommender potenzieller Investor glaubwürdig dargestellt hatte, dass sich eine Investition in die Sanierung des Gebäudes nur rechnet, wenn rund 75 Stellplätze für Wohnmobile, eine erweiterte Außengastronomie, zusätzliche Parkmöglichkeiten am und auf dem Gelände sowie eine verbesserte Wege-Beleuchtung ermöglicht werden.

Herausforderungen für mehr Einnahmen in Porz-Langel nicht umsetzbar

Das sei zwar betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, aber am Standort nicht umsetzbar, sagt die Verwaltung. Denn bei dem angrenzenden Rheinufer mit Auenwald handelt es sich um FFH-Gebiet. Die Abkürzung steht für Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, ein bürokratischer Begriff, der Lebensräume für Tiere und Pflanzen meint, die nach EU-Recht geschützt sind. Dieter Redlin weiß auch von anderen Ideen, die Menschen für das Areal hatten. Tiny Houses zum Beispiel, also Mini-Häuser, die dort einen Standort hätten finden können. Doch Ideen müssen sich auch betriebswirtschaftlich tragen, „sonst stünden wir in kurzer Zeit wieder vor dem gleichen Problem wie jetzt“.

Sprich, die Suche nach einem Investor war erfolglos. Die hatte der Beschluss des Umweltausschusses aus März 2020 zum Pflege- und Entwicklungsplan Naturschutzgebiet „Langeler Auwald, rrh.“ und angrenzende Flächen noch beinhaltet. Die Rechnung jetzt ist einfach: Kein Investor, kein Strandbad. Das muss vom jetzigen Besitzer „gemäß der geltenden vertraglichen Regelung selbst und auf eigene Kosten“ abgebrochen werden, teilt die Verwaltung mit. Und damit verschwindet auch ein Stück Porzer Geschichte, die 1911 begann.

Mit dem Strandbad geht ein Stück Geschichte aus Porz-Langel

Damals wurde das Strandbad Langel eröffnet. Zum Strandbad gehörte ein Restaurant mit Freitreppe zum Rhein. 1914 wurde es allerdings durch einen Brand zerstört. Die Ursache ist bis heute unklar. 1931 wurde das Strandbad wieder aufgebaut, allerdings nicht mehr so prunkvoll. Der Badebetrieb wurde 1941 eingestellt. Das lag zum einen daran, dass am Langeler Bogen eine Sandbank aufgespült wurde. Die hatte den Badebetrieb beeinträchtigt, da das Rheinufer nun fast 100 Meter entfernt lag.

Zum anderen trug die Verschmutzung des Rheins dazu bei, dass der Betrieb eingestellt wurde. So wurde zwar nicht mehr gebadet, aber das „Strandbad“ wurde weiterhin als Ausflugslokal genutzt. In den 1950er Jahren übernahmen Maria und Gustav Hollstein das Lokal und hauchten „Strandbads Marie“ bis in die 1990er Jahre neues Leben ein. Der Landschaftsplan von 1991 sah vor, das gesamte Gelände nach Ablauf der Nutzungsgestattungen in den Zustand des umliegenden naturbelassenen Auenwaldgeländes zurückzuführen. Nach Protest der Langeler Bürgerinnen und Bürger gab die Bezirksregierung 2006 dem Widerstand statt und das Ausflugslokal wurde wieder eröffnet. Seit Ende 2018 steht es leer. Wann genau es nun abgebrochen werden soll, wird sich noch entscheiden.

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