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SanierungSchulumzug scheitert an Schadstoffbelastung

Lesezeit 4 Minuten

Notdürftig werden die Kinder in der maroden Schule in Gremberghoven unterrichtet, die Gebäude sollen einem Neubau weichen.

Grembergoven/Finkenberg – Die Kinder der Friedrich-List-Grundschule in Gremberghoven sitzen auf gepackten Koffern. Eigentlich sollten die rund 200 Schüler seit mehr als einer Woche in Klassenräumen im benachbarten Finkenberg unterrichtet werden. Doch entgegen den ursprünglichen Pläne hocken die Grundschüler immer noch in ihrem alten maroden Schulhaus an der Breitenbachstraße. Wie lange weiß im Moment niemand. "Ich komme mir vor wie in einem sehr schlechten Kinofilm", sagt Schulpflegschafts-Vorsitzender Andreas Albrecht. Weil die bisherige Schule marode ist und einem Neubau weichen muss, sollte der erste Unterrichtstag nach den Herbstferien im Übergangsgebäude an der Stresemannstraße, der ehemaligen Finkenbergschule, stattfinden. Doch daraus wurde nichts.

Kurz vor Ende der Ferien wurden Eltern und Schulleitung von der Verwaltung informiert, dass die Übergangs-Unterkunft wegen überhöhter Luftschadstoff-Werte nicht freigegeben wird. Also verlängerte sich die schulfreie Zeit für die Kinder. Denn in ihre alte Schule konnten die Kinder nicht zurück, das Mobiliar war während der Ferien von Gremberghoven bereits nach Finkenberg umgezogen. Ohne Tische, Stühle und Tafeln kann man natürlich nicht anständig lernen. Einige berufstätige Eltern mussten extra zur Betreuung ihrer Kinder Urlaub nehmen.

"Das ist ein erbärmliches Schauspiel", kommentiert Werner Marx, Vorsitzender der Porzer CDU-Fraktion, das Geschehen. Mittlerweile findet der Unterricht wieder statt, doch nicht wie geplant in Finkenberg, sondern in den alten Schulräumen in Gremberghoven. Das nötigste Mobiliar wurde von der Stresemannstraße wieder über die rund 1,3 Kilometer zurück in die Breitenbachstraße transportiert. "Ein Lehrerin hat uns mitgeteilt, dass das aber wirklich nur ein Notunterricht ist", so SPD-Fraktionschef Simon Bujanowski. Wie lange diese Notlösung andauert, ist momentan noch völlig unklar. "Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt," sagt der Schulpflegschaftsvorsitzende Albrecht.

Das geplante Ausweichquartier in Finkenberg ist noch eine Baustelle, und in den Räumen wurden erhöhte Luftschadstoffe gemessen.

Gut sechs Jahre stand die ehemalige Finkenbergschule leer, bis sie unlängst für das Interim renoviert wurde. Laut Stadtverwaltung hatte eine erste Luftmessung nach der Sanierung am 11 . Oktober zunächst keine Auffälligkeiten ergeben, bei einer Nachmessung am 24. Oktober wären jedoch " um ein Vielfaches" erhöhte Schadstoff-Werte festgestellt worden. Die Belastung der Raumluft hänge höchstwahrscheinlich mit Abdichtungs- und Lackierarbeiten zusammen. Aktuell gebe es noch geringe Grenzwert-Überschreitungen in drei Räumen. Für Erwachsene seien die Werte unbedenklich, die Kinder wolle man jedoch keiner Gefahr aussetzen, so eine Sprecherin der Stadt. "Erst wenn eine gänzliche Unbedenklichkeitserklärung vorliegt, wird der erneute Umzug in die Stresemannstraße in Betracht gezogen", heißt es in einer Pressemitteilung der Verwaltung.

Derweil gibt es noch weitere unfertige Arbeiten an der Finkenbergschule. Albrecht hat kurz nach den Ferien einen Blick in die Übergangs-Schule geworfen. "Für mich sieht es eher noch aus wie eine Riesen-Baustelle", sagt der 43-Jährige. Das musste auch Bürgeramtsleiter Norbert Becker bestätigen: "Es sind noch Arbeiten am Schulhof und den Sanitäreinrichtungen zu erledigen gewesen sowie Malerarbeiten." Erst wenn diese abgeschlossen seien, würden die Luftwerte erneut gemessen, und erst dann könne man entscheiden, wann dort der Unterricht aufgenommen werden kann. Andreas Albrecht hat gehört, dass der neue Umzugstermin wohl erst im Januar 2018 sein wird. "Wir wünschen uns einfach, dass beim nächsten Termin wirklich alles fertig ist."

So unzufrieden die Eltern mit der Arbeit der Stadt sind, so dankbar sind sie der Schulbelegschaft. "Die tun wirklich alles, um unter diesen widrigen Bedingung irgendwie zu unterrichten", so Albrecht. Unterstützung hat die Schule auch von ihren Nachbarn aus Urbach erfahren. Die Grundschule Kupfergasse hatte spontan die Kinder aus Gremberghoven eingeladen, am ihrem St. Martinsumzug teilzunehmen. Leider konnten die Eltern das Angebot nicht annehmen. "Wir konnten das so kurzfristig nicht mehr organisieren, trotzdem war das ein Lichtblick für uns", schildert der Schulpflegschaftsvorsitzende.

Vorübergehende Verlegung

Die Gebäude der Friedrich-List-Schule, Breitenbachstraße 2, zu der auch eine Turnhalle gehört, wurden Ende der 1950er Jahre gebaut. Nach fast 60-jähriger Nutzung ist die Schule marode. Da eine umfangreiche Sanierung aller Gebäude nötig wäre, hat der Rat bereits in 2011 einen Neubau des Gebäudekomplexes beschlossen. Sobald die Schüler in das Interimsquartier umgezogen sind, wird die alte Schule abgerissen. Der anschließende Neubau von Schule und Turnhalle wird gut drei Jahre dauern. Solange werden die Kinder in dem Ausweichquartier in Finkenberg, der ehemaligen Förderschule Finkenberg an der Stresemannstraße 15 unterrichtet. Vor rund sechs Jahren ist die Förderschule an die Berliner Straße verlegt worden, seitdem stand das Gebäude leer. Für das geplante Interim wurden die Gebäude in den vergangenen Monaten umfangreich saniert, unter anderem wurde Asbest entfernt, das Dach erneuert und der Schulhof neu gepflastert. (af)