Banner „Kirche kaputt?“Kölner Gemeinde will zeigen, dass es sich lohnt zu bleiben

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Das Banner an dem Gerüst der Kirche mit der Aufschrift „Kirche kaputt?“ – #gutergrund bleibt“.

Die Gemeinde Christus König provoziert mit großen Transparenten an dem Gerüst der Pfarrkirche St. Aegidius.

Mit dem Werbebanner „Kirche kaputt?“ – #gutergrund bleibt“ möchte die Gemeinde Christus König ein Zeichen setzen. Nicht nur die Kirche als Gebäude bedarf Reparaturen, auch die Institution steht vor Herausforderungen.

Die provokante Frage in luftiger Höhe hat schon viele Passanten oder Autofahrer stutzen lassen. „Kirche kaputt?“ steht in riesigen Lettern auf gut sieben Meter hohen Transparenten, die weithin sichtbar am Baugerüst um den Turm der Pfarrkirche St. Aegidius angebracht sind. Und eine Antwort ist gleich darunter zu lesen, sie lautet: „#gutergrund bleibt“.

Mit den eindrucksvollen Werbebannern am Kirchturm lenkt die Gemeinde Christus König, zu der auch die Wahner Pfarrkirche gehört, die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein heikles Themenfeld. „Kirche kaputt – das gilt ja nicht nur für die offenkundige Reparaturbedürftigkeit des Wahner Gotteshauses“, sagt Matthias Kenter vom Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit. „Die Kirche als Institution droht zu zerbrechen“.

Gemeine will zeigen, dass es sich lohnt zu bleiben

Vor dieser Gefahr wolle die Gemeinde nicht die Augen verschließen oder gar klein beigeben. Den vielen Menschen, die angesichts des Zustandes der Kirche mutlos geworden sind und sich abgewandt haben, wolle die Gemeinde tatkräftig zeigen, „dass es sich lohnt zu bleiben“, sagt Kenters Kollegin Pfarrgemeinderat, Nina Hüwel.

Schon als die katholische Kirche im Sommer 2021 unter anderem wegen des Missbrauchsskandals erheblich in der Kritik gestanden hat, hat die katholische Kirchengemeinde Christus König die Aktion „#gutergrund“ ins Leben gerufen. Sie will damit zeigen, warum sich Menschen trotz vielerlei Missständen für die Gemeinde Christus König einsetzen und welche Früchte dieses Engagement trägt.

Kölner Kirchengemeinde präsentiert positive Projekte

Unter den drei christlichen Tugenden „ Glaube, Liebe, Hoffnung“ hat die Aktion „#gutergrund“ damals konkret aufgezeigt, wie jede und jeder Einzelne daran mitbauen kann, die Kirche zu stabilisieren – aus guten Gründen und auf festem Grund. Diese Aktionen sind seither erfolgreich fortgeschrieben worden, berichten Kenter und Hüwel.

Das Banner mit der Aufschrift #gutergrund und dem QR-Code.

Ein QR-Code ermöglicht es, positive Projekte der Kirchengemeinde auf einen Blick zu sehen.

Mithilfe eines QR-Codes, der auf einem Transparent über dem Haupteingang der Kirche zu sehen ist, oder auf der Homepage der Gemeinde können Interessierte sehen, was an Gutem seit Beginn der Initiative „#gutergrund“ geschehen ist. „Glaube heilt“ ist eines der Leitworte, das gemeindliches Engagement beispielsweise in der Firmvorbereitung, bei den Angeboten der neuen Kinderkirche oder einer Wallfahrt nach Trier dokumentiert hat.

Sozialer Einsatz mit starker Message

„Liebe trägt“ wird mit gemeinschaftlicher Freude behinderter und nicht behinderter Menschen bei einem Gottesdienst im Anna-Roles-Haus geschildert oder mit dem Rückblick auf eine Ferienfreizeit im Erzgebirge. Nicht zuletzt der starke Einsatz vieler Hilfsbereiter aus der Gemeinde für Flüchtlinge aus der Ukraine zeigt die Kraft eines liebevollen Miteinanders.

Zum Thema „ Hoffnung trägt“ werden ein zukunftsweisender Einsatz von Familien für Artenvielfalt, der angeregte Austausch mit der evangelischen Gemeinde oder die mehrfach preisgekrönte Öffentlichkeitsarbeit innerhalb der Gemeinde genannt. „Wir wollen immer wieder zeigen, dass es bei „der“ Kirche nicht nur um Bischöfe, die Institution und die schmerzlichen Skandale geht, sondern um uns alle, die Menschen, die füreinander einstehen und die Kirche bauen“, bekräftigt Matthias Kenter.

Nina Hüwel und Matthias Kenter vor der Kirche.

Nina Hüwel und Matthias Kenter versprechen sich von den Werbebannern am Baugerüst öffentliches Interesse an der guten Basis-Arbeit der katholischen Gemeinde.

„Kirche kaputt“ bedeute einerseits einen Auftrag an Bauunternehmen und die Finanzierung der Reparatur, wenn es um so etwas wie das Wahner Kirchendach gehe. „Aber die Kirche als Institution und Gemeinschaft – die müssen wir schon selbst heilen“, konstatiert er. Bisher sei die Resonanz auf die weithin sichtbaren Plakate am Kirchturm-Gerüst sehr positiv, sagt Nina Hüwel. Den selbstkritischen Ansatz würdigen demnach viele, die durch die Werbebanner auf die Aktion „#gutergrund“ aufmerksam geworden sind.

Botschaft „Kirche kaputt?“ soll weiterhin genutzt werden

Wenn voraussichtlich im Dezember die Dacharbeiten am Kirchturm beendet sind, und das Gerüst abgebaut werden kann, werden die Transparente mit dem bunten Logo der Gemeinde Christus König aber nicht entsorgt – ebenso wenig wie der Einsatz vieler Einzelner für die Gemeinschaft gebremst werden soll. Die Botschaft „Kirche kaputt? #gutergrund bleibt“ könnte demnächst in Urbach zu lesen sein, wo voraussichtlich übernächstes Jahr Reparaturen an der Pfarrkirche St. Bartholomäus anstehen. Die riesigen Transparente könnten auch dort am Gerüst aufgehängt werden.

„Die Kirche“ , fürchtet Matthias Kenter mit einem bedauernden Lächeln, „ist bis dahin noch nicht wieder heil“. Die Gemeinde mit ihren zahlreichen mutig zupackenden Frauen und Männern sei aber zuversichtlich, gegen das Kaputte und für eine bessere Zukunft weiterhin zusammenzustehen. Jeder und jede Einzelne aus vielen guten Gründen.

www.christus-koenig-porz.de

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