Profi-SkaterDas Brett, das für Willow die Welt bedeutet

Der Kölner Christoph Wildgrube alias Willow ist einer der wenigen deutschen Profi-Skater.
Copyright: Görtz Lizenz
Köln – Es läuft gerade ziemlich gut für Christoph Wildgrube. Der Kölner Skater, den alle nur Willow nennen, hat vor kurzem einen internationalen Vertrag bei der US-amerikanischen Skateboard-Firma Almost unterschrieben. Jetzt ist er professioneller Skateboarder, und – neben seinen fahrerischen Qualitäten – durch das Renommee seines neuen Arbeitgebers in die Topliga des Skateboardings aufgestiegen. Das haben vor ihm vielleicht gerade mal ein Dutzend Deutsche geschafft. „Jetzt geht’s richtig ab“, sagt Willow, der mit seinen 29 Jahren zu den eher spätberufenen Profis gehört. Fans und Sponsoren feiern ihn als einen der besten deutschen Skateboarder.
In einer der 1913 erbauten Fabrikhallen 1000 Quadratmeter großer Skatepark untergebracht. Er bietet einen anspruchsvollen Rampen- und Hindernis-Parcours. Schutzkleidung ist auch hier Pflicht. Die Abenteuerhalle wird von der städtischen Jugendzentren gGmbh betrieben.
Abenteuerhalle Kalk, Christian-Sünner-Straße 8. Montags 16 bis 22 Uhr, dienstags bis samstags 15 bis 22 Uhr, sonntags 15 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: 3,50 Euro.
Der Skatepark wurde im vergangenen Juni eröffnet. Die Baukosten des Skateparks und der anderen Anlagen wie Minigolf-Parcours und Streetball-Felder in Höhe von 925000 Euro wurden zu 80 Prozent vom Bund bezahlt, 20 Prozent trug die Stadt. An der Planung waren Besucher des Jugendparks und Skater von Dom Skateboarding beteiligt. Der Skatepark war – wie schon das Kap 686 – ein gewichtiges Argument der Stadt, Skaten auf der Domplatte zu verbieten.
Skatepark unter der Zoobrücke, nördliches Ende des Rheinparks, Deutz. Eintritt frei.
Der älteste Skatepark Kölns besteht seit rund 20 Jahren. Auf dem 2700 Quadratmeter großen Areal ist alles, was zum Streetskating gehört. Dazu gibt es noch eine Minirampe. Wie schon bei der Lohserampe haben auch hier die Rampenbauer IOU Hand angelegt. 2011 finanzierten Stadt und Bezirksvertretung dem Park eine neue Bowl, eine schüsselförmige Rampe. Schutzkleidung ist hier Pflicht.
North Brigade Skatepark, Scheibenstraße 13a, Weidenpesch. Montags bis sonntags 14 bis 20 Uhr (im Winter bis zur Dunkelheit) geöffnet. Bei schlechtem Wetter bleibt der Skatepark geschlossen. Zutritt ab zwölf Jahren, mit unterschriebener Einverständniserklärung der Eltern. Eintritt: drei Euro.
Der diese Woche eröffnete Neubau der Lohserampe ist einer von Deutschlands ungewöhnlichsten Skatespots unter freiem Himmel. 28 Meter lang, bis zu 18 Meter breit, erbaut von den renommierten Rampenkonstrukteuren der Firma IOU. 220000 Euro hat die Verwaltung in die Anlage investiert. Der Bürgerhaushalt und die Bezirksvertretung Nippes haben den Neubau vorangetrieben. Lohserampe, Neusser Straße/Innere Kanalstraße, Nippes. Durchgehend geöffnet. Eintritt frei.
Der Hotspot des Streetskatens ist der im Juli 2011 eröffnete Skateplaza Kap 686. Das 2000 Quadratmeter große Areal wurde von der Stadt mit dem Architektenbüro „Metrobox“ und dem Verein Dom Skateboarding geplant. Rund 700000 Euro – soviel kostete der Park – war es der Stadt wert, die Skater mit dem edlen Kap 686 von der Domplatte zu locken: Einen Monat nach Eröffnung wurde ein Skateverbot vor dem Dom verhängt. Für Profi-Skater auf Promo-Tour ist das Kap 686 ein fester Programmpunkt.
Kap 686 im Rheinauhafen, Agrippinaufer, Innenstadt. Eintritt frei.
Willow fährt „Street“, das heißt, er vollführt seine atemberaubenden Tricks auf allem, was die Straßen der Stadt hergeben: Treppen, Mauern, Bänke, Geländer. Oder in Skateparks wie dem Kap 686. In einer Skateboard-Rampe lässt er sich selten blicken. Mehr als sein halbes Leben steht Willow auf dem Brett, das für ihn die Welt bedeutet. In seinem Geburtsort Ludwigsfelde, einer Kleinstadt vor den Toren Berlins, fing er mit 13 Jahren an zu skaten. Ende der 90er zog er in die Hauptstadt und feilte dort vor der Gedächtniskirche oder der Nationalgalerie an seiner Technik. Damals war er einer der jüngeren Fahrer. „Die älteren Skater haben mich erzogen. Sie haben mir Respekt und Anstand beigebracht“, erzählt Willow, dessen Berliner Wurzeln durchschlagen, wenn er manchmal „Icke“ sagt oder „Allet o.k.“. Die Erziehung ist gelungen. Willow ist ein freundlicher Mensch, der jeden grüßt und allenfalls sauer wird, „wenn die Leute die Skateparks zumüllen oder dämlich rumbrüllen, wenn mal ein Trick nicht klappt“. 2005 kam er mit seiner Freundin nach Köln. „Köln war immer das Ziel, Köln war mein Sprungbrett“, sagt Willow. Nicht nur wegen der Skateboarding-Szene. „Hier wohnen auch viele bekannte Skate-Fotografen und -Kameraleute.“ Vor kurzem ist er in ein Häuschen in Erftstadt gezogen.
„Skaten ist alles für mich“, sagt Willow. Nun ist es auch seine Existenz, mit der der Sportler seine Freundin und seine beiden acht Monate und drei Jahre alten Söhne ernähren muss – und kann. Neben Almost hat er eine Reihe weiterer Sponsoren, wie Bekleidungsunternehmen, Energydrink-Firmen oder Skate-Shops. Die machen Willow deutlich, dass Skateboarding in ihren Augen auch Business ist. Gerade hat er ein Video mit Almost gedreht, zurzeit arbeitet er an einem weiteren mit dem kalifornischen Hochglanzmagazin „Transworld Skateboarding“, einer der größten Skate-Zeitschriften weltweit. Das Erscheinen des „Transworld“-Videos, ein Interview in dem Magazin und der Verkauf seines „Pro-Models“ – einem Skateboard, das nach Willow benannt ist – sind zeitlich genau aufeinander abgestimmt. „Du wirst von deinen Companys systematisch aufgebaut“, sagt Willow und weiß: „Es reicht heute nicht mehr, einfach gut zu skaten. Du musst auch eine Persönlichkeit sein.“ Die Persönlichkeit, die die Firmen in dem Kölner sehen und promoten, ist die, dass er neben einem außergewöhnlich guten Fahrer auch ein umgänglicher Typ ohne Allüren ist. So schreiben es die Sponsoren in Porträts. In den USA, wo nun Willow häufiger Termine haben wird, ist er per se etwas Besonderes: Als deutscher Profi einer amerikanischen Firma ist er ein Exot unter den Berufsfahrern. „Tja, Marketing“, sagt Willow achselzuckend. Seine Sponsoren erwarteten, dass man „immer motiviert ist und hart skatet“. Sie schicken ihn mit internationalen Skateboard-Stars wie Ryan Sheckler oder Chris Haslam auf Werbetouren um die ganze Welt, im November fliegt er zu einer Besprechung mit seinen Geldgebern in die USA. Das kommende Jahr wird er wohl fast komplett im Mutterland des Skateboardings verbringen, einer seiner Sponsoren hat bereits Willows Arbeitsvisum für die Vereinigten Staaten beantragt. „Dann pendele ich zwischen den USA und meiner Familie. Wenn meine Freundin mir nicht den Rücken freihalten würde, würde das alles nicht gehen.“„Das alles“ nimmt Willow natürlich gern in Kauf. „Wenn ich auf dem Board stehe, vergesse ich alles um mich herum. Du genießt einfach die Vibration unter den Füßen“, schwelgt er. Und damit kann er nun auch seinen Lebensunterhalt bestreiten. „Doch“, sagt Willow, „es läuft gerade wirklich ganz gut.“