Car-Sharing-PilotprojektDrei feste Kölner Haushalte teilen sich ein E-Auto

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Stefan Bratzel (v.l.), Bergisch Gladbachs Dezernent Ragnar Migenda, Stephan Lützenkirchen, Ascan Egerer.

Köln – Car-Sharing-Angebote gibt es viele in der Stadt. Eine Menge Menschen teilen sich einige Autos, und nicht selten gehen sie etwas ruppig mit den Fahrzeugen um. Sie gehören ja nicht ihnen und sind nur geliehen. Die Firma Vive La Car möchte mit ihrem Car-Sharing-Angebot mehr persönlichen Bezug zu den Autos herstellen. Maximal drei Haushalte teilen sich immer dasselbe Auto und zahlen dabei einen Preis für Miete, Sprit und Wartung. Die Firma startet nun ein Pilotprojekt in Köln und Bergisch Gladbach, das wissenschaftlich begleitet wird. Wer mitmachen möchte, sollte sich beeilen.

Die Rechnung, die Vive La Car aufstellt, ist ambitioniert. Wenn zehn Prozent der Kölner Autofahrenden ein solches Sharing-Angebot nutzten, könne der Fahrzeugbestand von gut einer halben Million zugelassener Autos um bis zu 38.000 gesenkt werden. Der Flächenbedarf an Parkraum würde um mehr als 400.000 Quadratmeter verringert.

Maximal drei Haushalte teilen sich ein Auto

Im Fall des Pilotprojekts teilen sich drei Kölner Haushalte ein vollelektrisches Kompakt-SUV Hyundai Kona E. Sie sprechen sich untereinander ab, wer das Auto wann benötigt. „So kann auch mal ein Kindersitz im Auto bleiben“, wirbt die Firma. Die Kunden schließen ein Abonnement ab, das keine Laufzeit vorsieht und jederzeit gekündigt oder verändert werden kann.

Abgerechnet wird kilometergenau. Wer monatlich 200 Kilometer fährt, zahlt 137,50 Euro, wer zum Beispiel 800 Kilometer zurücklegt, zahlt 353,90 Euro. Im Tarif sind alle Nebenkosten wie Versicherung, Strom und Wartung enthalten. In Köln ist auch ein Bewohnerparkausweis dabei. Der Zugang zum Auto läuft über eine App, die zudem anzeigt, wo der Wagen geparkt wurde. Die Absprachen unter der kleinen Nutzergemeinschaft laufen per Chat.

Fachhochschule begleitet Kölner Car-Sharing-Projekt

Die Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) Bergisch Gladbach begleitet das Pilotprojekt. „Wir wollen herausfinden, ob es für ein solches Angebot eine Akzeptanz findet und es das Mobilitätsverhalten verändert“, sagt Automobilwissenschaftler Stefan Bratzel. Und: „Bei anderen Car-Sharing-Angeboten gehen die Nutzer oft nicht gut mit den Fahrzeugen um.“ Es fehle der persönliche Bezug. Bratzel möchte untersuchen, ob das bei Vive La Car anders ist, weil sich hier eine geschlossene kleine Personengruppe dasselbe Auto teilt.

„Könnte vielleicht einige Autos überflüssig machen“

Die Stadt Köln kooperiert bei dem Pilotprojekt. „Es ist ein weiterer Baustein eines individuellen Mobilitätangebots und könnte vielleicht einige Autos überflüssig machen“, sagt Mobilitätsdezernent Ascan Egerer. Dass das Projekt wissenschaftlich begleitet wird, war eine Bedingung der Stadtverwaltung. „Wir möchten wissen, für wen das Angebot interessant ist. Wir wollen ja auch etwas lernen“, erklärt Egerer.

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„Wir wissen, dass unser Angebot funktioniert. Mit dem Pilotprojekt wollen wir an den Details feilen“, sagt Stephan Lützenkirchen, Mitgründer von Vive La Car. In Köln soll der Betrieb im urbanen Raum untersucht werden, in Bergisch Gladbach der in einer eher ländlichen Gegend. Bis Oktober können sich Haushalte aus beiden Kommunen online anmelden. Voraussetzung ist ein fester Wohnsitz in einer der beiden Gemeinden und eine gültige, mindestens drei Jahre alte Fahrerlaubnis. Das Pilotprojekt läuft zunächst für sechs Monate und ist auf insgesamt 30 Haushalte begrenzt. Wer sich daran beteiligen möchte, sollte also schnell sein, um noch einen Platz zu bekommen.

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