Prozess in KölnLebensgefährte legt Geständnis ab und gibt Einblicke in die Beziehung

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Yakub B. im Gerichtssaal

Nippes – Yakub B. schwieg, als Familie und Freunde im Mai dieses Jahres ihn immer wieder nach Wibke O. fragten, obwohl er wußte, dass sie längst tot war. 

Stattdessen meldete er seine Lebensgefährtin bei der Polizei als vermisst. Er schwieg auch noch, als er eine Woche später die Ermittler  zu ihrer Leiche führte: eingewickelt in einen Teppich lag die dreifache Mutter erdrosselt  im Keller der gemeinsamen Wohnung unter einem Müllberg versteckt.

„Ich brauchte Zeit"

Auch auf der Anklagebank hat Yakub B. bisher keine Aussage gemacht, obwohl der Staatsanwalt ihn wegen Totschlags angeklagt hat. Nach vier Monaten eisernem Schweigen legte Yakub B. am Freitag ein Geständnis ab.

„Ich brauchte die Zeit, um zu realisieren, was ich getan habe", heißt es in einer Verteidigererklärung, in dem seine Anwälte versuchten, die Hintergründe des Geschehens darzulegen.

Er habe die Freundin im Streit erdrosselt, weil die Auseinandersetzungen wie so oft eskalierten und er unter Drogen und Alkohol stand: „Ich bin erschüttert und kann mir das alles nicht verzeihen. Ich habe drei Kindern die Mutter genommen."

Während der Verteidiger dies zu Protokoll gibt, sitzt Yakub B. neben ihm, seine Gesichtszüge sind starr, der Kopf gesenkt, leer sein Blick.

Von Streit und Auseinandersetzungen gezeichnet

Die Beziehung zwischen dem Paar, das seit 2013 zusammenwohnte, sei von Anfang an durch Streit und Auseinandersetzung gekennzeichnet gewesen.

Yakub B., in Köln in geordneten Verhältnissen geboren und aufgewachsen, hatte nach dem Fachabtiur sich zunächst mit einer Detektei selbstständig gemacht und zeitweise bis zu zehn Angestellte beschäftigt. Doch die Zeiten änderten sich, die Aufträge ließen nach. Als er für das Unternehmen Insolvenz anmelden musste, hatte es nur noch für schlecht bezahlte Jobs im Securitybereich gereicht.

Wibke O. arbeitete als Prostituierte

Fehlende finanzielle Möglichkeiten führten zwischen Wibke O., die 2014 eine gemeinsame Tochter zur Welt brachte, und dem Angeklagten zu einem ständigen Nervenkrieg. Die dreifache Mutter arbeitete hin und wieder als Prostituierte, auch das war -  ebenso wie der Drogen- und Alkoholkonsum der Freundin -  ein Reizthema für Yakub B., der sich ernsthaft um die kleine Tochter sorgte.

Wibke O. war offensichtlich einverstanden, dass das Baby auf sein Drängen hin überwiegend bei seinen Eltern lebte, damit die Tochter in behüteten Verhältnissen aufwachsen sollte. „Wibke wollte keine Familie, die Entfremdung wurde immer größer", begründete B. diesen Schritt.

„Wasserfall von Vorwürfen"

Die Freundin habe ihm stets „mit einem Wasserfall von Vorwürfen"  nicht nur fehlende finanzielle Möglichkeiten vorgeworfen, sondern ihn auch als Partner kritisiert und als "Penner" beschimpft: „Selbst mit wildfremden Männern macht der Sex mehr Spaß als mit dir. Und die bezahlen auch noch dafür", war so ein Kernsatz, der Yakub B. zutiefst in seiner Männlichkeit und Ehre kränkte.

Den bekam er auch in der Tatnacht zu hören. Eigentlich war das Paar nach seinen Worten zu einem gemeinsamen Abend verabredet gewesen, eine Aussprache war geplant.  Doch Wibke O. hielt sich nicht an die vereinbarte Zeit, kam erst nach Mitternacht angetrunken nach Hause und zettelte nach seinen Worten sogleich einen Streit an - der für sie tödlich endete.

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