Ärger über neuen VermieterAufzug im Wohnpark Bayenthal steht seit anderthalb Jahren still

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Das Gebäude mit den Balkonen von außen

Ein Ehepaar sorgt sich darum, wie es im medizinischen Notfall aus seiner Wohnung kommt.

Die Lebers wohnen im achten Stock eines Gebäudes im Wohnpark Bayenthal. Der große Aufzug dort steht seit Mai 2022 still.

Die 80 Jahre sieht man Rolf Leber nicht an, er wirkt wesentlich jünger. „Ich bin fit, aber das Alter habe ich trotzdem. Da kann es sein, dass es mal zu einem medizinischen Notfall kommt. Und wenn das passiert – wie komme ich dann aus dem Haus?“, fragt er. Leber wohnt in der achten Etage eines achtstöckigen Gebäudes im Bayenthal Wohnpark in der Alteburger Straße 292. Hier gibt es zwei Aufzüge. Aber der größere der beiden Aufzüge, in dem eine Krankentrage passt, steht seit Mai 2022 still. „Da macht man sich schon Gedanken“, so Leber.

Den Defekt meldeten er und seine Frau sofort, als sie ihn bemerkten und haben immer wieder nachgefragt. Repariert ist der Aufzug bisher nicht. Der zweite Aufzug, in den rund vier Personen passen, funktioniere in der Regel, falle aber auch zwischendurch aus, berichtet Leber. „Der wird natürlich, seit der andere kaputt ist, sehr beansprucht. Im Haus wohnen 33 Parteien und ab und zu finden Umzüge statt“, sagt er.

Ein Mann steh zwischen zwei Aufzügen.

Rolf Leber macht sich Sorgen, da der größere der beiden Aufzüge im Haus (rechts) schon lange nicht funktioniert. Im anderen, kleineren Aufzug (links) ist er schon stecken geblieben.

Mieter in Wohnpark Bayenthal verunsichert

Leber blieb selbst vor einigen Monaten im kleinen Aufzug in der sechsten Etage stecken. „Zum Glück ließ sich die Tür noch öffnen und ich konnte über das Treppenhaus meinen Weg nach unten fortsetzen. Von anderen Mitbewohnern habe ich erfahren, dass bereits am Vortag ebenfalls eine Störung des Aufzugs stattgefunden hat“, erzählt Leber. Schon im Sommer des Vorjahres musste seine 91-jährige Schwiegermutter nach einem Besuch bei ihrer Tochter von der achten Etage die Treppe nehmen, weil auch der zweite Aufzug stillstand. „Der wird dann immer relativ zügig repariert, aber Fazit ist, dass auch dieser Aufzug nicht mehr einwandfrei arbeitet und die Benutzer zu Recht verunsichert sind. Dieser Zustand ist unzumutbar“, so Leber. 

Seit anderthalb Jahren machen er und seine Frau keine Radtouren mehr. Ihre Räder stehen im Keller, in den kleinen Aufzug passen sie nicht und sie die Treppen bis zum Erdgeschoss zu tragen, ist den Lebers zu beschwerlich, dauerhaft draußen stehen lassen wollen sie sich nicht aus Sorge, die Räder könnten gestohlen werden „Das ist schon eine Einbuße an Lebensqualität“, findet Barbara Trudewind-Leber, 69.

Seit mehr als einem Jahr kürzt das Ehepaar die Miete. „Das wird vom Vermieter akzeptiert, aber es ist nur eine geringfügige Mietminderung und außerdem wollen wir, dass der große Aufzug funktioniert“, betont Leber.

Eigentümerin sagt baldige Reparatur zu – Mieterverein hält Begründung für unglaubwürdig

Eigentümerin des Wohnparks ist seit Anfang 2022 die Deutsche Invest Immobilien AG. „Die Aufzugssteuerung beziehungsweise Platine muss erneuert werden. Das Bauteil allein hatte leider eine Lieferzeit von 18 Wochen. Das Teil wurde nun geliefert. Die Arbeiten sind umfangreich und werden voraussichtlich in der 40. Kalenderwoche abgeschlossen“, erklärt Denis Gebhardt von der Deutschen Invest Immobilien AG.

Die Begründung hält Jörg Hänsel, Rechtsanwalt beim Mieterverein Köln, für unglaubwürdig. „Wenn ein Aufzug in anderthalb Jahren nicht repariert wird, ist der Eigentümer des Hauses nicht willens dazu“, sagt er.

Die Lebers wohnen seit 30 Jahren in ihrer Wohnung. Während dieser Zeit haben sie mehrere Vermieter erlebt. Der Wohnpark wurde Mitte der 1970er Jahre von der Allianz errichtet, zu Beginn des neuen Jahrhunderts kaufte ihn das Immobilienunternehmen Gagfah. 2016 übernahm die Vonovia den Wohnpark bis Ende 2021. Früher galt die Anlage als Vorzeigeprojekt. „Mit der Vonovia ging es bergab, aber mit dem neuen Eigentümer ist es nicht besser geworden, im Gegenteil“, sagt Leber.

Die Mietersprechstunde falle permanent aus, das Treppenhaus würde nie gereinigt, Kommunikation sei praktisch unmöglich, so seine Frau. „Man kann niemanden mehr erreichen. Man ruft an und landet bei Ansagen – auf Englisch. Es ist, als liefe man vor eine Wand“, berichtet Trudewind-Leber. „Die Kommunikation mit der Gesellschaft ist praktisch unmöglich“, bestätigt Hänsel.

Die Mietersprechstunde sei vorübergehend wegen eines Verwalterwechsels ausgesetzt worden, werde aber ab Anfang Oktober wieder stattfinden, zweimal in der Woche, teilt Denis Gebhardt vom Wohnungsunternehmen mit.

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