KinderbetreuungHohe Kosten für Kita-Alternative

Nur wenige Damen sind der Einladung von Bezirksbürgermeister Homann zum Aktionstag gefolgt.
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Rodenkirchen – Die Betreuung von Kindern bei Tagesmüttern beziehungsweise -vätern soll eine echte Alternative sein zu klassischen Kindertagesstätten. Zahlreiche Pflegestellen hat die Stadt deshalb geschaffen, um die Versorgung besonders für U3-Kinder zu verbessern.
Allerdings scheint die Ausweichlösung nicht die erhoffte Akzeptanz bei den Eltern zu finden: Tagesmütter beschweren sich mittlerweile über Einkommenseinbußen, weil die Stellen zu wenig nachgefragt würden. Die Tagespflege müsse sich verändern, sagte dementsprechend Kölns Jugenddezernentin Agnes Klein bei der Vorstellung von aktuellen Zahlen zum Betreuungsangebot.
Aktionstag der Tagespflege
Höchstens fünf Kinder kann eine Tagesmutter betreuen, in einer Großtagespflege sind es neun Kinder. Das Jugendamt erteilt nach einer Prüfung die Pflegeerlaubnis. Die Eltern entrichten an die Stadt einen Betreuungsbeitrag, der vom Einkommen abhängig ist, genau wie bei der Kita.
Zusätzlich zahlen sie an die Tagesmutter ein Honorar, das individuell ausgehandelt wird. Die Tagesmutter wiederum erhält von der Stadt aus dem Topf der eingesammelten Elternbeiträge eine Unterstützung in Höhe von 3,50 Euro pro Stunde und pro Kind.
Im Bezirk Rodenkirchen sind 273 Plätze in der U3-Tagespflege vorhanden, davon sind 143 belegt. Die meisten Plätze (81) bestehen in Zollstock, von denen 46 in Anspruch genommen werden. In Zollstock gibt es die meisten U3-Kinder (512). (Stand Juni 2013).
Keine städtische Tagespflege wird in Immendorf und Hahnwald angeboten. Hier leben jeweils 55 U3-Kinder. In ganz Köln gibt es 2600 Tagesplätze. Die Zahlen stammen vom 1. April 2013.
Für die Beratung und Vermittlung von freien Tagespflegeplätzen sind im Bezirk Rodenkirchen die Köln Kitas gGmbH (Telefonnummer 54 60 04 00), die Fröbel Köln gGmbH (Telefonnummer 91 39 27-11) und das Deutsche Rotes Kreuz (Telefonnummer 54 87-423) zuständig. Die Vermittlung von Stellen in anderen Bezirken übernehmen auch die Vereine „SKV“ und „wir für pänz“, die wie die Fröbel GmbH unter dem Dach der „Kontaktstelle Kindertagespflege Köln“ arbeiten. (süs)
www.koelnkitas-kindertagespflege.de
www.kindertagespflege-koeln.de
Ein geringes Interesse zeigte sich auch beim jüngsten „Aktionstag der Tagespflege“, zu dem Bezirksbürgermeister Mike Homann in das Bezirksrathaus eingeladen hatte. Eigentlich war der Aktionstag dafür gedacht, dass sich Tagesmütter und interessierte Eltern in einer Art „Börse“ kennenlernen und gegenseitig austauschen können.
Neben den Vertreterinnen der freien Träger, die die Stellen vermitteln, waren aber lediglich eine Tagesmutter und eine Mutter erschienen. Die 28-jährige Elisabeth Kindt hat einen Sohn im Alter von drei Monaten. Wenn er eineinhalb Jahre alt ist, brauche sie einen Betreuungsplatz, am liebsten in einer Kita, weil der nicht so teuer sei, meinte sie. Aber wegen der oftmals langen Wartelisten in Kindergärten informiere sie sich gleichzeitig über die Angebote in der Tagespflege.
Elternitiative „Mehr Kitas“
Ein Grund für die verhaltene Nachfrage sind offenbar die höheren Kosten für die Tagespflege im Vergleich zur Kita. Auch ist die Betreuung mitunter unflexibel und nicht geregelt, wenn etwa die Tagesmutter krank ist. Möglicherweise hapert es an der Vermittlung der Stellen und auch daran, dass die „Trommel zu wenig gerührt werde“, hieß es beim Aktionstag.
„Total überrascht“ von dem geringen Andrang zeigte sich Sandra Geib von der Elterninitiative „Mehr Kitas“. Die Initiative setzt sich seit gut einem Jahr für die Verbesserung der Kinderbetreuung im Kölner Süden ein, organisierte Protestaktionen und nimmt regelmäßig am „Quartalsgespräch“ mit der Dezernentin Agnes Klein teil. Die Tagespflege hält Sandra Geib vor allem für U3-Kinder sinnvoll. In den kleinen Gruppen sei die Betreuung sehr intensiv. Trotzdem würden viele Eltern ihre ein- oder zweijährigen Kinder lieber in die Kita schicken. „Sie haben Angst davor, dass die Kinder, wenn sie drei Jahre alt sind, auf der Warteliste landen“, sagt sie. Das ist offenbar eine Krux: Zugunsten der unter Dreijährigen fallen mitunter Plätze für über Dreijährige weg.
Dieses Problem hat zum Beispiel Nicole Hurtz. Ihr Sohn wird im Oktober drei Jahre alt. Er wurde bislang privat betreut und stehe nun ganz hinten auf der Warteliste, obwohl er bereits seit 2010 im Kindergarten angemeldet sei. „Er ist einfach unten durchgefallen“, sagt sie. Wegen der Berufstätigkeit beider Eltern brauche sie dringend einen Kita-Platz. Tagespflege käme wegen der „unsicheren Betreuung“, etwa im Krankheitsfall, und dem „geringen Umfang der Betreuungszeiten“ nicht in Frage.