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„Echte Knochenarbeit“Familie Huckelmann baut in Köln-Meschenich Wintergemüse an

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Willi Huckelmann bei der Rotkohlernte

Köln-Meschenich – Diese drei Herren brauchen kein Fitness-Studio. Deren Freiluft-Mucki-Bude ist ein Feld in der Nähe der Marktstraße mit Blick auf den Kölnberg. Die Übung folgt dem immer gleichen Muster: Bücken, Gewichte aufnehmen, aufrichten, Gewichte ablegen. Bernhard, Willi und nochmal Bernhard – allesamt vom Stamme Huckelmann – ernten Rotkohl.

Alt-Bauer Bernhard steht auf dem Hänger, sein Sohn mit gleichem Namen reicht immer zwei Kohlköpfe gleichzeitig an. Rund drei Kilo verteilt auf zwei Hände. Sein Vater legt die Köpfe vorsichtig in große Holzkisten. „Das ist echte Knochenarbeit“, bestätigt Huckelmann der Ältere den ersten Eindruck des Laien.

Sein Bruder Willi, der immer hilft, wenn ordentlich was wegzuschaffen ist, pflichtet ihm bei: „Leicht ist anders.“ Ein paar Meter vor dem Trecker mit dem Hänger sind Bernhard Huckelmanns Frau und ein weiterer Helfer dabei, die Kohlköpfe mit großen Messern abzuschneiden. „Schneiden und hochschmeißen zusammen ist zu anstrengend“, erklärt der Bauer den arbeitsteiligen Prozess. Nach der Ernte werden die Kohlköpfe bei einer Temperatur von vier Grad in Huckelmanns Kühlhaus zwischengelagert. Dort treffen sie auf Weißkohl, Wirsing und Grünkohl, die bereits eingelagert wurden. Ein Großhändler wickelt auf dem Kölner Großmarkt in Raderberg den Verkauf ab.

Zwar gibt es in der Nähe eine große Lebensmittelfabrik, die den Rotkohl verarbeitet und in Gläser füllt. „Das ist aber nicht unsere Liga“, sagt der Alt-Bauer. Die dafür benötigten Mengen produziert er nicht. Der Verkauf des in manchen Regionen auch Blaukraut genannten Gemüses zieht im Moment spürbar an. „Normalerweise treffen sich jetzt viele zum Gänse-Essen. Und Rotkohl ist natürlich das klassische Weihnachtsessen“, sagt Bernhard der Jüngere. In vielen Jahren sei der Huckelmannsche Rotkohl schon vor Weihnachten ausverkauft.

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Das Erntejahr neigt sich dem Ende zu. Auf dem Gemüsefeld der Huckelmänner stehen noch ein paar Reihen Weiß- und Grünkohl. Die werden aber auch in diesen Tagen eingelagert. Genau so wie eine Spezialität, die Huckelmanns Sohn in England entdeckt hat. Dabei handelt es sich um Kohlröschen, eine Kreuzung aus Grün- und Rosenkohl. „Bisschen in Butter schwenken, Knoblauch und Zwiebeln dazu: Lecker“, verrät er ein Geheimnis aus der Landküche. „Aber die Röschen fallen stark in sich zusammen.“ Im Übrigen seien die Kohlröschen kein billiger Schmaus. Sie müssen nämlich einzeln vom Stengel abgepflückt werden. Das macht Familie Huckelmann an den Winterabenden. Bis es im Januar wieder losgeht. Mit Forsythien. Mehr zur Huckelmannschen Blumenzucht gibt es im nächsten Jahr an dieser Stelle.  

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