Kostenlose HilfenDie Corona-Engel vom Kölner Süden

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Berit Blümel hilft seit März bei den "Helfenden Händen" als Ehrenamtlerin aus. Sie geht einkaufen und würde sogar mit den Hund ausführen.

Rodenkirchen – Die Nachricht kam plötzlich und unerwartet. „Täglich wird man mit dem Coronavirus und seinen Auswirkungen konfrontiert, aber wenn man selbst in der Situation steckt, für zwei Wochen in Quarantäne zu müssen, sieht alles auf einmal ganz anders aus“, beschreibt eine Zollstockerin ihre Quarantänezeit.

Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen, aus Angst vor Stigmatisierung. Dabei kann jede und jeder von heute auf morgen in die Situation kommen, das Haus nicht mehr verlassen zu können. Die 38-Jährige, die alleine mit ihren beiden Kindern lebt, konnte ihre Einkäufe nicht mehr selbst erledigen, Freunde wohnen weiter entfernt, zum Teil in anderen Veedeln. Nachbarn wollte sie zusätzliche Einkäufe für eine dreiköpfige Familie nicht aufbürden. „Wenn ich sehe, was die eh schon schleppen, wollte ich sie nicht auch noch mit meinen Einkäufen belästigen“, so die Frau.

Anfragen nach kostenlosen Corona-Hilfen sind gestiegen

Die 38-Jährige ist kein Einzelfall. Viele Menschen im Kölner Süden benötigen Hilfe. „Es sind nicht immer nur Seniorinnen und Senioren, die es betrifft“, sagt Simon Geißler, Einrichtungsleiter von „Kölsch Hätz und Ehrenamt“ bei der Caritas. Seit Mitte März bietet Kölsch Hätz auch spezielle Corona-Hilfen im Bezirk Rodenkirchen an. Die Anfragen sind seit Ende vergangener Woche gestiegen, sagt Geißler. In der Mehrzahl nehmen Seniorinnen und Senioren, die aus Angst den Gang in den Supermarkt scheuen, die Einkaufshilfe in Anspruch.

„Auch Botengänge zur Apotheke oder zur Post sind inbegriffen in der kostenlosen Hilfe, die Ehrenamtliche übernehmen“, fügt Geißler hinzu. Für viele Menschen, insbesondere ältere, seien die Einkaufshelfer in dieser Zeit die einzigen Ansprechpartner, die sie zu Gesicht bekämen, deshalb seien die Helferinnen und Helfer auch gerne bereit, mit dem nötigen Abstand ein kleines Gespräch mit ihren Klienten zu führen.

Einziger Kontakt zur Außenwelt

Das bestätigt auch Berit Blümel. Die 53-Jährige unterstützt seit März die „Helfenden Hände“ der Diakonie Michaelshoven – neben ihrem Job als Controllerin. „Das ist eine sehr bereichernde Tätigkeit“, sagt sie. Blümel geht einkaufen, erledigt Abholungen in der Apotheke und würde sogar den Hund ausführen, wenn es Menschen, die krank oder in Quarantäne sind, nicht selbst erledigen können. Und sie hat immer ein offenes Ohr für die Menschen, die sich an die Diakonie wenden, um Hilfe anzufragen. „Ich merke, dass ich für diese Menschen oft der einzige Kontakt zur Außenwelt bin und plaudere auf Distanz und unter den nötigen Schutzmaßnahmen mit den Seniorinnen und Senioren“, sagt Blümel.

Zeitweise wird sie von Timon Marland begleitet, der 21-Jährige gehört zu den jungen Helfern, die sich bereit erklärt haben, in der Corona-Zeit für die Menschen einkaufen zu gehen. Das sei für ihn eine Selbstverständlichkeit. Auch Marland ist seit Mitte März bei den Helfenden Händen im Einsatz, vorzugsweise in und um Zollstock, wo er selbst lebt. 

Die beiden kirchlichen Verbände sind nicht die einzigen Anbieter von sogenannten Corona-Hilfen. Auch bei der Kölner Freiwilligenagentur sind verschiedene Nachbarschaftshilfen für den Kölner Süden eingetragen. Auch dabei geht es in erster Linie um Einkäufe und Botengänge. Hier sind es vor allem die Rondorfer Kirchengemeinden sowie der Bürgerverein „Haus der Familie“ in Rondorf sowie die Dorfgemeinschaft, die über einen eigenen Pool an Ehrenamtlern verfügen, um Menschen in einer Corona-Notlage zu unterstützen.

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