Die Krippe als SuchspielIn Marienburg trägt eine Kuh die One-Love-Binde

Lesezeit 2 Minuten
Eine Krippen-Landschaft mit Stall, gemaltem Berg-Panorama im Hintergrnd, Kühen und Menschen ist zu sehen.

In der Reformationskirche in Marienburg steht eine Panoramakrippe mit eher untypischen Elementen.

Seit einigen Jahren setzen die Macher der Krippe in der Reformationskirche „Fremdkörper" in die Szenerie. So ergibt sich für Besucher ein beliebtes Suchspiel. In diesem Jahr geht es um die WM und die Energie-Krise. 

Berge, saftige Wiesen, ein Bächlein und Tannenwälder bilden den Hintergrund der Krippe in der Reformationskirche in der Mehlemer Straße. Dort erblickt Jesus nicht in Palästina, sondern in einer Südtiroler Alpen-Landschaft das Licht der Welt. „Dadurch gewinnen Krippen-Ausstellungen oder Krippenwege ihren Reiz. Man kann sehen und vergleichen, wie die Weihnachtsgeschichte in verschiedenen Regional- und Landestraditionen eingebunden wird“, erläutert André Kielbik, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Bayenthal/Marienburg.

Über 700 Einzelteile wurden in herkömmlicher Zimmermannsarbeit in der Krippe verbaut, 60 Werkzeuge und bäuerliche Arbeitsgeräte aus Eisen und Holz ergänzen die Szene. Damit aber nicht genug: In das Krippengeschehen wird seit einigen Jahren stets ein Objekt integriert, das eigentlich nicht dahin gehört. So fanden sich mitten im weihnachtlich-bäuerlichen Treiben schon einmal eine englische Telefonzelle oder eine Seilbahn.

Das führt immer wieder zu überraschten Gesichtern vor der Krippe
André Kielbik, Pfarrer

In diesem Jahr haben die „Fremdkörper“ zudem einen aktuellen Bezug: Eine Kuh trägt die One-Love-Binde als Zeichen für Vielfalt und Offenheit und durchs Geröll „fährt“ ein Kohlenlaster, in Anspielung auf die Energie- und Klimakrise. „Das führt immer wieder zu überraschten Gesichtern vor der Krippe, gerade auch bei den Kindern, die daraus ein Suchspiel machen“, sagt der Pfarrer.

Liebevolle Kleinarbeit und große Detailtreue

Erbaut wurde die vier Meter lange Krippe in den Jahren 1978 bis 1997 in liebevoller Kleinarbeit und großer Detailtreue vom früheren Bayenthaler Geschäftsmann, Modellbauer und Krippenliebhaber Hermann Nick. Als er sein Werk vollendet hatte, erhielt Nick mehrfach die Möglichkeit, es in der Weihnachtszeit auszustellen, unter anderem in der Bayenthaler Filiale der Stadtsparkasse, im Funkhaus der Deutschen Welle, im Münsterland und auch bei der Ars Krippana in den Monschau-Höfen, der größten Krippenausstellung Europas.

Aber die Krippe reiste noch viel weiter, bis nach Süditalien und sogar nach Rio de Janeiro. Vor seinem Tod vermachte der kunstfertige Hobby-Modellbauer sein gutes Stück der evangelischen Kirchengemeinde in Bayenthal/Marienburg. Die ließ eine Vitrine für die Krippe bauen, und seit 2011 wird sie jedes Jahr im Advent im Vorraum der Reformationskirche aufgebaut. Seither nimmt die Gemeinde auch am ökumenischen Kölner Krippenweg mit seinen über hundert Stationen teil. Die Krippen laden ein, sich auf ihre wortlose Botschaft einzulassen. 

KStA abonnieren