Geldtransporter-ÜberfallVideo zeigt Flucht – Noch keine entscheidenden Hinweise

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Die Windschutzscheibe des Geldtransporters ist von Einschusslöchern beschädigt.

  • Der Überfall auf einen Geldtransporter in Köln-Marienburg macht auch am Wochenende weiter Schlagzeilen.
  • Auch am Sonntag liegen der Polizei noch keine erwähnenswerten Hinweise in diesem Fall vor.
  • Ein Rückblick

Was sich an diesem trüben Freitagmorgen im beschaulichen Köln-Marienburg abspielte, wäre Stoff für einen Action-Krimi. Um kurz vor halb acht bremsen die Täter in ihrem schwarzen Kastenwagen einen gelben Geldtransporter an der Ampel auf der Ecke Militärring/Leyboldstraße aus und stürmen mit gezogenen Maschinengewehren auf die beiden Wachleute zu. Die maskierten Täter brüllen die beiden Männer hinter der Windschutzscheibe an und fordern sie auf, die Tür zum Geldraum hinter ihnen zu öffnen.

Etwa 20 Meter Luftlinie entfernt ging gerade Bernd Schröder (Name geändert) vom ersten Kaffee des Morgens zurück ins Bad seines Hauses, um sich für den Tag fertig zu machen. In dem Moment hörte er laute Rufe vom nahegelegenen Militärring. „Man hörte nur lautes und hektisches Schreien und rufen“, berichtet Schröder. Was genau die Täter riefen, konnte Schröder aber nicht verstehen. „Aber dann fielen kurz hintereinander so viele Schüsse, dass wir schon Angst bekommen haben“, sagt Schröder.

Als sie der Aufforderung nicht nachkommen, eröffnen die Täter das Feuer auf den Wagen. Mindestens zehnmal schießen sie auf die gepanzerte Scheibe, die aber jedes Projektil abfängt. Die Männer im Wagen bleiben unverletzt. Schröder und seine Nachbarn denken zunächst an ein Feuerwerk. Aber morgens um kurz vor halb acht? Schröder hat Zweifel und horcht genauer hin, hört noch hektischeres Geschrei und sieht anschließend die Flammen aus einem brennenden Auto steigen und alarmiert die Polizei.

Täter zünden blauen Renault an

Die Täter zündeten da gerade ihr zweites Fahrzeug - einen blauen Renault - an und flüchteten in ihrem schwarzen Kastenwagen in Richtung Bonner Verteiler. „Der Wilde Westen Mitten in Marienburg“, sagt Schröder. So etwas hätte ich nicht für möglich gehalten.“

Von den Tätern fehlt seither jede Spur. Die Polizei geht nach bisherigen Zeugenaussagen davon aus, dass sie zu viert oder fünft waren und fahnden intensiv nach ihnen. Dabei kommt auch ein Fahndungshubschrauber zum Einsatz. Bis zum Freitagabend verlief die Suche aber erfolglos. Wo sich die Täter aufhalten könnten, ist unklar.

Einige Zeugen des Überfalls

Am Tatort stellte sich schnell heraus, dass die Wachleute Glück im Unglück hatten. Beide mussten noch nicht einmal mit einem Schock im Krankenhaus behandelt werden. „Das sind alte Hasen, die das gut wegstecken können“, sagte ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma vor Ort. Demnach sollte der Transport von der Bundesbank in Bayenthal über die Autobahn zur Firmenzentrale gebracht werden. Ob oder wie viel Geld in dem Wagen war, ist unklar.

Das gleiche gilt auch für die Frage, warum die Täter so schnell von ihrem Vorhaben abließen. Nach Angaben eines Polizeisprechers gibt es neben den beiden Männern in dem Transporter wohl mehrere Zeugen des Überfalls. Womöglich fürchteten die Täter, dass zu viele Menschen zu Augenzeugen werden könnten.

Kurze Zeit später kursiert ein Video der Tat unter anderem in den sozialen Netzwerken. Es zeigt, wie die Täter nach der Schussabgabe hektisch umherlaufen und den blauen Renault in Brand stecken. Dieser sollte offenbar komplett zerstört werden, blieb aber etwa zur Hälfte erhalten. Während der Innenraum komplett verkohlte, sind große Teile der Karosserie nur leicht beschädigt worden. So ist das Kölner Kennzeichen deutlich erkennbar geblieben. Die Polizei ermittelte schnell, dass das Kennzeichen eigentlich zu einem im Hahnwalder Judenpfad abgestellten Auto gehört, dort aber einige Tage zuvor geklaut wurde.

Polizei sucht dringend nach Zeugen

Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei sollen die Täter ebenfalls in den vergangenen Tagen mögliche Fahrtrouten des Transporters ausgespäht haben. So vermuten die Ermittler, dass die Täter ihre Wagen – besonders den blauen Renault – zuletzt häufiger an der Ecke Marienburger Straße/Oberländer Ufer abgestellt haben. Von dort aus könnten sie auch am Freitagmorgen die Verfolgung des Transporters aufgenommen haben, den sie wenige hundert Meter weiter auf dem Militärring ausbremsten.

Die Polizei sucht nun dringend Zeugen und fragt: Wer hat am frühen Freitagmorgen oder in den vergangenen Tagen zwischen 7 Uhr und 7.30 Uhr die beiden Fahrzeuge im Bereich der Fahrstrecke Marienburger Straße/Oberländer Ufer gesehen oder verdächtige Beobachtungen gemacht? Wer kann Angaben zu dem Kennzeichendiebstahl auf dem Judenpfad machen oder hat dort verdächtige Personen beobachtet? Zeugen können sich bei jeder Polizeiwache oder telefonisch unter 0221/229-0 melden.

Die Polizei weist außerdem explizit darauf hin, dass es sehr gefährlich sein könnte, dem mutmaßlichen Fluchtfahrzeug oder mutmaßlichen Tätern zu nahe zu kommen, oder diese sogar anzusprechen. Stattdessen soll umgehend den Notruf 110 wählen, wer derlei verdächtige Beobachtungen macht.

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