„Missbrauch”Jahrelange Leerstände in Rodenkirchen alarmieren Kölner Politiker

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Das einst schmucke Haus an der Sürther Hauptstraße steht seit Jahren leer.

Das einst schmucke Haus an der Sürther Hauptstraße steht seit Jahren leer.

  • Trotz Immobilienknappheit gibt es in Rodenkirchen zahlreiche leerstehende Häuser.
  • Einige sind seit vielen Jahren ungenutzt – und das in prominentester Lage.
  • Was sind die Gründe? Und wer geht gegen diesen Missbrauch von Wohneigentum vor?

Sürth/Rodenkirchen – Es ist ein trauriger Anblick: Mitten im Ort, direkt an der Sürther Hauptstraße, steht ein Haus mit schmucker historischer Fassade seit Jahren leer und verfällt zusehends, ebenso seit kurzem auch das kleine Häuschen nebenan. Wer durch die Fensterscheiben lugt, sieht das eingestürzte Dach – das gelbe Haus, in dem sich früher im Erdgeschoss ein Restaurant befand, ist wohl kaum mehr zu retten oder nur mit immensem Aufwand.

Dabei hatte es vor rund vier Jahren bereits ein Konzept für die Sanierung und den Umbau des gelben Hauses gegeben, das das Architektenbüro Link erarbeitet hatte. Letztlich sei der Umbau an der Zuwegung gescheitert, berichtet Paul Link. Der Projektentwickler, der das Haus vom ursprünglichen Eigentümer erworben hatte, habe sich eine Anfahrt von der Fronhofstraße erhofft, also quasi von der Rückseite des Gebäudes. Es habe aber keine Einigung mit den Nachbarn gegeben. Eine Durchfahrt durch ein Tor in den hinteren Gartenbereich sei ebenfalls nicht genehmigt worden, allerdings aus bautechnischen Gründen. „Es ist ein Missstand, dass das Haus verfällt“, sagt Paul Link. Wohnraum sei schließlich ein so wertvolles Gut.

Aufstockung an Nebenhaus wurde nicht genehmigt

Beim kleinen Häuschen daneben sei ursprünglich eine Aufstockung um zwei Etagen geplant gewesen, jedoch nicht genehmigt worden. Insofern ist das Gebäude ebenfalls ungenutzt.

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In Rondorf steht seit geraumer Zeit das Haus mit der ehemaligen Gaststätte „Treffpunkt“ an der Rondorfer Hauptstraße leer. Es sei mehrfach veräußert worden, berichtet der Rondorfer Architekt. Inzwischen sei die Baugenehmigung abgelaufen. Auch mitten in Rodenkirchen, an der Barbarastraße 1, ist ein Backsteinhaus unbewohnt, dem Vernehmen nach soll es demnächst abgebrochen werden.

Zahlreiche weitere Beispiele für Leerstand im Bezirk

Das sind beileibe nicht die einzigen Beispiele für Leerstand im Bezirk Rodenkirchen – am Schillingsrotter Weg in Marienburg, Am Rheinufer in Sürth, ebenso am Unterbuschweg in Sürth sind Häuser und Wohnungen ungenutzt, obwohl sie bewohnbar wären. Spektakuläres Beispiel ist der Hochhaus-Park an der Alteburger Straße in Bayenthal. 80 Wohnungen sollen dort seit zwei Jahren nicht vermietet worden sein. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat darüber berichtet.

Auch dieses Haus an der Barbarastraße steht leer.

Auch dieses Haus an der Barbarastraße steht leer.

In der Bezirksvertretung hatten die Grünen einen Antrag eingebracht zur Überprüfung von Zweckentfremdung von Wohnraum im Bezirk Rodenkirchen und um einen Lagebericht gebeten. Sie hatten der Verwaltung außerdem eine Liste mit zum Teil jahrelang leer stehenden Wohnobjekten überreicht. Den Antrag hat die Fraktion jedoch zurückgezogen. „Die Verwaltung hat uns ein intensives Vorgehen gegen Missbrauch von Wohneigentum bestätigt“, betonen Manfred Giesen und Frank Theilen von Wrochem. Eine umgehende Prüfung ihrer Liste sei außerdem zugesagt.

Die städtische Wohnungsaufsicht will in Köln angesichts des Wohnraummangels verstärkt gegen mögliche Zweckentfremdung von Wohnraum vorgehen, kündigte die Verwaltung an. Dazu gehören zunächst Ermittlungen und Überprüfung von Eigentums- und Mietverhältnissen. Sollte sich ein Anfangsverdacht erhärten, kann das mit einem Bußgeld geahndet werden oder es drohen andere ordnungsrechtliche Verfahren nach der Wohnraumschutz-Satzung von 2014.

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