Gymnasium RodenkirchenDer erste Jahrgang feiert 50 Jahre Abitur – Ehemalige Schüler schwelgen in Erinnerungen

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Zwei Männer sitzen an einem Tisch, sie schauen auf ein Tablet, über das ein dritter Mann zugeschaltet ist.

Vor 50 Jahren gehörten Mike Jünger, Carl Kau (über Zoom aus Bremen zugeschaltet) und Thomas Rosewig (v.l.) zum ersten Abiturjahrgang am damals neu gegründeten Rodenkirchener Gymnasium.

Der erste Jahrgang des Rodenkirchener Gymnasiums machte 1973 Abitur. Grund genug für Schüler der ersten Stunde, ihre Erinnerungen in einem Buch festzuhalten.

Thomas Rosewig ist bei Mike Jünger  in Weiß zu Gast, „Mitschüler“ Carl Kau ist per Zoom aus Bremen zugeschaltet. Seit fast anderthalb Jahren planen sie das Fest zum 50-jährigen Abi- und Schuljubiläum, das Buch zum Ereignis ist bereits erschienen. Schon 1965 gab es in Köln Interimslösungen für Schulen. Der erste Gymnasial-Jahrgang begann in der ehemaligen Grüngürtelschule, erst 1967 erfolgte der Umzug an den jetzigen Standort.

Zwei Schüler sitzen auf einer Bank.

Thomas Rosewig und Mike Jünger auf Abschlussfahrt in London.

„Wir waren Pioniere“, erzählen sie im Gespräch. Mike Jünger war nachweislich der erste Schüler, der an dem neuen Gymnasium angemeldet wurde. „Meine Mutter ist sehr früh am Morgen mit dem Bus von Weiß nach Rodenkirchen gefahren und musste warten, bis das Sekretariat öffnete.“ Den Grundstein des Gymnasiums legten dann bereits drei Klassen mit jeweils 46 Schülern – eine reine Jungenklasse, die gemischte „B“ und eine reine Mädchenklasse.

 „Da konnte man sich in der Menge gut verstecken“, sagt Rosewig, der als Schüler eher „faul“ war, später als Diplomfinanzwirt in der Finanzverwaltung des Landes tätig war. Jünger wurde Informatikprofessor, Kau ist noch heute aktiv als Finanzberater. Jünger erinnert sich am liebsten an seinen Klassenlehrer. „Es gab eigentlich auch nur drei Lehrer.“  Den Direktor, Wilhelm Götting, Studienrat Bernhard Degener und Studienassessor Franz-Josef Burfeid, für Jünger die prägende Lehrer-Persönlichkeit. Er unterrichtete Latein und Sport.

Gymnasium zog an die Sürther Straße in Köln-Rodenkirchen

Homers Ilias und Odyssee konnte Burfeid aus dem Kopf rezitieren, während alle lauschten, bis auf Rosewig, der in der Zeit schlief, wie er erzählt. Der Sportunterricht bestand am Anfang aus Fußball. „Wir hatten in der Grüngürtelschule einen Fahrradkeller mit Säulen, in dem wir mit 46 Schülern auf gefühlten zwei Metern Hochsprung übten“, ergänzt Rosewig. Mit dem Umzug an die Sürther Straße 55 wurde der erste Abi-Jahrgang in acht Jahren zur Hochschulreife geführt.

An die Zeit haben alle gute Erinnerungen. „Es war toll, immer die ersten zu sein“, sagt Jünger. Es war eine andere Schulzeit, auch für die Lehrer. Es gab keine Absteiger von oben, nur nach unten. „Wir wurden immer weniger.“ 46 Schüler des ersten Jahrgangs schafften das Abitur. „Aus uns allen ist etwas geworden.“ Kau: „Die junge, hoch motivierte Lehrerschaft war zu dieser Zeit etwas Besonderes. Der Unterricht war von Aufschwung und moderner Pädagogik geprägt.“

Rodenkirchen gehörte noch nicht zu  Köln 

Die Lehrer wohnten um die Ecke, Rodenkirchen war ein Dorf, noch nicht eingemeindet. „Wir waren im Kino, Theater, haben Woodstock geguckt. Die Moskauer und Warschauer Verträge wurden live verfolgt. Ich habe viel mitgenommen“, so Kau. „Wir sind zu kritischen Beobachtern erzogen worden“, sagt Jünger. Seine liebste Erinnerung ist eine Jugendgemeinderatssitzung auf Einladung des damaligen Gemeindebürgermeisters Heribert Mölders.

Die Unterstufen-Schüler des Gymnasiums waren beteiligt, die Sitzung wurde im WDR übertragen, die Zeitung berichtete - und es gab Ergebnisse: Für die ehrenamtlichen Ratsmitglieder wurde ein Sitzungsgeld von je zehn D-Mark ausgehandelt, das auch bezahlt wurde. Auf Anregung dieser Sitzung erhielt das Gymnasium seine jetzige Aula.

Und diese wird seitdem für viele Feierlichkeiten genutzt. Bei den Bundesjugend-Spielen waren alle Zeugen, als ein junges Mädchen immer höher sprang und so entdeckt wurde. 1972 wurde Schülerin Ulrike Meyfarth hier groß gefeiert, nachdem sie bei den Olympischen Spielen in München mit 1,92 Metern im Alter von 16 Jahren einen neuen Weltrekord aufstellte und Olympiasiegerin im Hochsprung wurde.

Optisch hat sich an der Schule nicht viel getan. Das alte Gebäude sieht noch genauso aus wie damals. „Auch die Sporthalle und die Umkleiden sehen immer noch genauso aus“, sagt Rosewig. Jüngers Kinder haben im letzten Jahr auch dort ihr Abitur gemacht. „Der Eindruck ist nach wie vor sehr gut“. Kau hatte die Idee, ein Buch mit Erinnerungen einiger Schüler und acht Lehrern von damals zusammenzutragen. „Zwischen den Zeitenwenden“ ist in der Buchhandlung Mayersche-Köhl erhältlich.

Günter Bannas, Journalist und ehemaliger Leiter des Hauptstadtbüros der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, steuert eine zeitliche Einordnung bei. Auch Yasmina Bauernfeind und der Lehrer, späterer Bezirksbürgermeister Gerhard von Dreusche, kommen zu Wort. Und auch der jetzige Bezirksbürgermeister, Manfred Giesen. Auch er gehört zum ersten Jahrgang des Gymnasiums. Dort, wo er 1973 in der Aula auf der Bühne stand, um sein Abiturzeugnis in Empfang zu nehmen, stand er im November 2020, als er in das Amt gewählt wurde.


Die offizielle Feier zum 50-jährigen Bestehen des Gymnasiums Rodenkirchen findet am 8. September statt. Mit viel Musik der 1970er Jahre und einer Lesung wird das Buch in der Stadtteilbibliothek an der Schillingsrotter Straße 39a, am Donnerstag, 7. September, um 19.30 Uhr vorgestellt. Es moderieren Gerda Laufenberg, Vorsitzende des Fördervereins Literamus, und Jochen Hilgers, WDR-Journalist und Ex-Schüler. Die Karten verkauft das Teekesselchen an der Hauptstraße 79.

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