„Düfte sind meine zweite DNA“Kölner Guido Schmitt ist Parfüm-Erfinder

Lesezeit 5 Minuten
RD_parfumlovers_guido Schmitt1

Guido Schmitt mit seinem Arbeitsmaterial: Hunderten von Flaschen mit Duftessenzen. 

Köln-Rondorf – Auf drei Etagen und einem Atelier im Dachgeschoss findet sich seit Dezember 2019 in einem umgebauten Bauernhof in Rondorf das Paradies für alle jene, die ihre Nase gerne verwöhnen.

„Parfumlovers“ heißt die Firma von Guido Schmitt, deren Behausung – außen wie innen – auch andere Sinne betört. Noch bevor man das Grundstück betritt, weht einem ein Mix aus Rosen- und Lavendelduft entgegen, der den großzügigen Kräuter- und Obstgarten hinter der Hofeinfahrt erahnen lässt. Mittendrin: Ein modernes Lichtobjekt in Form einer überdimensional großen Mohnblume.

Den Garten hat Schmitt selbst angelegt. Die Beetpflege, erzählt der Parfüm-Erfinder, hat er von seiner Mutter gelernt, die in Rodenkirchen einen großen Garten bewirtschaftete. Doch Gärtnern ist nur eine seiner vielen Leidenschaften, denn der kreative Kopf der Firma liebt und lebt jedes Detail seiner Arbeit. „Düfte sind meine zweite DNA“, sagt Schmitt.

Der gebürtige Rodenkirchener hat hart an seinem Erfolg gearbeitet: Er geht bei seinem Großvater in die Lehre und vertreibt fünf Jahre Jahre lang ätherische Öle für die französische Firma „Robertet“. Anschließend verkauft er synthetische Duftstoffe, später ist Schmitt unter anderem Duftberater und fliegt um die halbe Welt. In einer französisch-italienischen Parfümerieglashütte lernt er schließlich alles über die Flakon-Herstellung, denn Schmitt hat von Beginn an das eine Ziel vor Augen: „Ich wollte meine Produkte in den Regalen der Parfümerien stehen sehen.“

Unikat der Branche

Der Durchbruch gelingt ihm 1997, als er für die RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ gleich zwei Parfums kreiert. Seitdem sind seine Kreationen bei Douglas und großen Drogerieketten zu finden, auch für Discounter hat Schmitt schon Düfte entwickelt. 2006 schuf er das offizielle Parfum für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, „ein Riesenobjekt“, wie er sagt. Mit Mittelmaß gibt sich Schmitt nicht gerne ab und bezeichnet sich selbst als Unikat der Branche. Insgesamt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um jedes Detail. Seit zweieinhalb Jahren beschäftigt Schmitt zudem eine Parfümeurin – was für die Größe des Unternehmens eher ungewöhnlich sei.

In Guido Schmitts Welt dreht sich alles um Instinkt, Gespür und Komposition – und genau so entsteht auch ein Parfum. Dass das ein komplexes Unterfangen ist, ahnt sofort, wer seinen Blick über die vielen Schubladen streifen lässt: Wohl sortiert finden sich in den einen Flakondeckel in allen Farben und Formen, andere beinhalten Flakons jeglicher Couleur, ordnerweise Papiere und Kartonagen. Bis zur Produktion eines Parfums wird, nach detaillierter Absprache mit den Kundinnen und Kunden, alles von Rondorf aus dirigiert. Schmitt ist detailversessen. „Es gibt einfach zu viele schlechte Produkte, hinter denen sich keine Story verbirgt“, sagt er.

Geadelt hat Schmitt auch die Zusammenarbeit mit Wolfgang Joop. Zwei neue Düfte für das jüngere Klientel sind das Ergebnis, sie kommen jetzt im Rahmen der „My Looks“-Kollektion in den Handel – mit 20 Euro zu einem fairen Preis.

Zusammenarbeit mit Kölner Influencerin

Über Wolfgang Joop sagt Guido Schmitt: „Ein fantastischer Mensch und unglaublich vielseitig begabt“. „Reduce, reuse, recycle“ (Reduzieren, Wiederverwenden, Wiederverarbeiten) sei Joops Anspruch, den die Rondorfer selbstverständlich aufgegriffen haben. Bei der Parfüm-Herstellung war Plastik tabu, der Flakondeckel besteht aus Kork und auch die Verpackung ist nachhaltig gestaltet. Zu jungen Menschen hat Schmitt, der sich selbst als Menschenfreund bezeichnet, eine starke Bindung. So hat er für die Kölner Influencerin Shirin David ein Parfum kreiert, das gemeinsam mit ihren Fans über die sozialen Netzwerke entwickelt wurde. „Created by the community“ beschreibt Schmitt die Entstehungsgeschichte, was auf Deutsch so viel heißt wie „in Gemeinschaft entstanden.“

Wenn Schmitt von seinen Kreationen spricht, benutzt er gerne Superlative wie „spektakulär, eine Lawine, der absolute Hammer!“ Und er scheut auch nicht davor zurück, sein Unternehmen mit dem berühmten Kölner Farinahaus zu vergleichen, nur eben als dessen heutiges Pendant. „Wir präsentieren eher das moderne, junge und innovative Köln.“ Mit seiner Eigenentwicklung „The Scentist“ hat Guido Schmitt Großes vor. „Wir sind gerade erst am Anfang. The Scentist ist technologisch etwas, das es in Güte und Qualität weltweit bislang nicht gibt“, sagt er in gewohnt selbstbewusster Manier. Hinter „The Scentist“ stehen nahezu alle Duftnoten dieser Welt, die digital erfasst werden, um künftig mittels verschiedener Kompositionen quasi jeden Duft zu kreieren.

Zwei Millionen Düfte 

Momentan kann Schmitt damit rund zwei Millionen verschiedene Düfte zaubern. Er sammelt dafür sämtliche Duftstoffe, konzentriert oder als Basis. Flaschen mit Weihrauch, grünem Tee, Zimt, Feige, Gurke, Schokolade, Vetiver, Sandelholz, Lavendel, Zedernholz, Rose, Patchouli reihen sich aneinander. Es sind Hunderte. Und es sollen noch mehr werden.

Ein Lifestyleprogramm, das gerade überarbeitet wird, erfragt dazu individuelle Vorlieben der Konsumenten wie Lieblingsfarbe, Wohntyp oder Urlaubsgewohnheiten. Daraus erstellt „The Scentist“ dann ein auf die jeweilige Person abgestimmtes Parfum.

Das könnte Sie auch interessieren:

Während andere ihre Schätze im Safe aufbewahren, lagert Schmitt seine erfolgreichsten Düfte im wohl best duftendsten Kühlschrank des Kölner Südens.

Seine duftende Welt teilt Schmitt gerne mit anderen, weshalb er den Rondorfer Firmensitz künftig für Seminare und Events öffnen möchte. Aber auch für Feierlichkeiten, eine neu installierte Küche steht dafür schon parat.

In seiner Freizeit spielt Guido Schmitt Fußball mit den „Kickers Grüngürtel“ oder der „Taxi Yellow Sport“-Mannschaft, ist bei den Roten Funken aktiv – oder genießt sein Rondorfer Privathaus, ein 100 Jahre altes Anwesen an der Hauptstraße, das er mit viel Liebe saniert hat. „Es hat alles, was es braucht, vor allem Historie“, sagt Schmitt und man könnte schwören, dass auch seine Firma Geschichte schrieben wird.

KStA abonnieren