Die Kirche St. Georg in Weiß investiert in unterschiedliche Ideen aus der Gemeinde, um sich in die Neuzeit zu bewegen.
Als Standort strotzenSt. Georg in Weiß setzt auf moderne Konzepte und Gemeinschaftsaktionen

Der über 100 Jahre alte Bechsteinflügel in St. Georg in Weiß soll auch für Konzerte genutzt werden.
Copyright: Sandra Milden
Die Kirche St. Georg erlebt seit vielen Jahren Veränderungen. Die größte Änderung war, vor gut fünf Jahren, die klassische Bankbestuhlung zu entfernen und damit den Kirchenraum zu öffnen. Je nach Messe oder Veranstaltung, sitzen die Besucher jetzt im Kreis, sich gegenüber oder klassisch hintereinander. Schon seit Jahren versucht die Kirche in Weiß, direkt am Rhein gelegen, ein Ort der Begegnung zu werden.
„Die Skeptiker, die am Anfang die Bänke noch vermissten, sind verstummt. Ich gebe im Internet immer an, wie die Stühle aufgestellt sind“, sagt Peter Ackermann aus dem Kirchenvorstand. Seine Überzeugung: Hätte sich die Kirche nicht geändert, hätte der Standort keine Chance mehr. „Was hier passiert, ist keine Bewegung der Kirche selbst, sondern eine, die aus diesem Ort heraus passiert. Wir versuchen dafür, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Mit den alten Kirchenbänken hätte das nicht funktioniert.“ Die alten Bänke stehen in zwei verschiedenen Kirchen in Polen, werden dort weiter in klassischen Gottesdiensten genutzt.

Der Taufbereich in St. Georg in Weiß wurde ganz neu gestaltet.
Copyright: Sandra Milden
Frischer Glanz für Taufbereich
Bereits vor 15 Jahren führte die Gemeinde eine moderne Messe mit „Pfiff“ ein. Ackermann und der Kirchenvorstand investiert in Ideen, die aus der Gemeinde kommen. „Natürlich muss man auch ein paar Euro in die Hand nehmen, aber vorrangig geht es darum, den Leuten etwas Moderneres anbieten.“
In diesem Jahr wurde, unter der Triebfeder von Ursula Pies-Brodesser, der Bereich um das Taufbecken komplett erneuert. Die Wände wurden, wie das Taufbecken, in einem Bronzeton gestrichen. Die Beleuchtung wurde durch Spots ersetzt, die Heiligenfiguren werden gerade gesäubert und dann ebenfalls angestrahlt. Der Bereich mit dem großen Kirchenfenster, dem Teppich und den Bänken, wirkt jetzt modern und einladend. Taufgespräche, einzelne, kleine Veranstaltungen und natürlich Taufen sollen hier stattfinden. Die Gemeinde kommt nur noch auf rund zwei Taufen pro Monat.
„Es war schon einmal deutlich mehr“, sagt Ackermann. Derzeit stehen die Bücher rund um das Taufbecken, aus der benachbarten Bücherei im Pfarrbüro. Das gesamte Gebäude wird gerade von Grund auf renoviert. Der modern umgestaltete Taufbereich bietet diese Möglichkeit, hier quasi einen Raum in der Kirche zu schaffen, eine Möglichkeit, die vorher undenkbar gewesen wäre. Ende November soll der Teil der Bücherei in das dann fertig gestellte Pfarrbüro samt Bücherei zurückziehen.
Neuer Bechstein-Flügel
Als neueste Idee wurde jetzt auch ein Bechstein Flügel angeschafft. Auch eine Idee, die an den Vorstand herangetragen wurde. Durch eine Fachzeitschrift wurde Kirchenmusiker Mark Hohn auf eine Restaurationsfirma in Ettlingen aufmerksam. Konzertpianistin Claudia Klinkenberg wurde beauftragt, einen Flügel zu finden und zu sanieren. Fündig wurde Klinkenberg in Frankreich, wo sie einen original Carl Bechstein Flügel fand, der 1898 in Berlin gebaut wurde.
Die Mechanik ist die sogenannte Bechstein Patentmechanik, die Carl Bechstein mit der Absicht entwickelte, die Reibung, und damit die Spielschwere und den Druckpunkt maximal zu reduzieren. Die anspruchsvolle Patentmechanik wird seit Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr hergestellt. Der restaurierte Flügel erreichte Weiß in einem Lastwagen und steht, nachdem er gestimmt wurde, jetzt hauptsächlich natürlich für Gottesdienste, im Kirchenraum.
„Ich freue mich sehr darüber, dass mit der Anschaffung des Flügels über die Gottesdienste hinaus die Möglichkeit geschaffen wurde, weitere kammermusikalische Veranstaltungen durchführen zu können“, sagt Hohn, der wie sein Kollege, Stefan Markwarth, den Flügel bespielen wird. „Die beiden müssen natürlich noch die Orgelausbildung absolvieren, da dies für die katholische Kirche immer noch Vorrang hat“, ergänzt Ackermann.
Durch die unterschiedliche Nutzung der Kirche habe sich das Publikum mitunter merklich geändert. Weiteren Ideen steht der Kirchenvorstand offen gegenüber. Am liebsten würde Ackermann jede Woche ein Konzert anbieten. Druck möchte er nicht aufbauen. Musiker haben sich bereits angekündigt. „Der Flügel ist auch für die Kirchenmusiker ein besonderer Anreiz“.
Mit einem festlichen Konzert am Sonntag, dem 9. November, um 17 Uhr, wird der Bechstein-Flügel in der Weißer Pfarrkirche St. Georg erstmalig außerhalb einer Messe erklingen.

