Anne Robert und Rolf Koch haben in Weiß aus einer Ruine einen Traum von Wohnhaus geschaffen. Alle vier Etagen bis zum Wohnturm haben Rheinblick.
So wohnt KölnPaar macht aus 110 Jahre alter Ruine ein Traumhaus mit Rheinblick

Rolf Koch und Anne Robert haben aus einer Ruine ein stilvoll eingerichtetes Haus am Rhein erschaffen.
Copyright: Sandra Milden
Die Schiffe tuckern vorbei, der Blick über den Rhein geht weit über die Groov, bei guter Sicht bis ins Siebengebirge. Anne Robert und Rolf Koch wohnen in erster Reihe in Weiß, im Stadtbezirk Rodenkirchen, direkt am Rhein, zusammen mit Hund Daisy, den Katzen Billa, Lolek, Adele und Walter und Maria und Joseph, den beiden Panzerschildkröten, die auf der schmalen Terrasse gemächlich ihre Runden ziehen.

Endlos lang wirkt der Wohn/Essbereich im Erdgeschoss.
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Vor 22 Jahren haben die beiden, die sich im „zweiten Frühling“ kennenlernten, bereits ein altes Haus in Weiß an der Straße Auf der Ruhr saniert. Damals waren sie mit die ersten, die ein baufälliges Haus sanierten. „Wir hörten immer die Schiffe tuckern, konnten sie aber nicht sehen. Wir haben eigentlich 20 Jahre auf die erste Reihe spekuliert, es ergab sich einfach nicht. Aus dem alten Haus wären wir sonst nie weggezogen“, sagt die städtische Verwaltungsfachangestellte. Die zwei sind seit 24 Jahren verheiratet, beide eint das Faible dafür, Altes zu erhalten und zu sanieren.

Das Bett im Schlafzimmer kann hochgefahren werden, um die Schiffe zu beobachten.
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Doch als sie das Grundstück in erster Reihe in Augenschein nahmen, haben Freunde sie für verrückt erklärt. „Eigentlich sah es aus wie Stone Henge“, erklärt Koch. „Ich glaube es war sehr mutig, dass wir es gekauft haben. Eigentlich war es eine Ruine. Kein Raum war so, dass wir ihn so lassen konnten“, ergänzt seine Frau.
Das 110 Jahre alte Haus in Köln-Weiß stand zwei Jahre leer
Zwei Jahre stand das Haus zuvor leer. „Man musste verdammt viel Fantasie mitbringen. Viele Familien sind abgesprungen, haben die Finanzierung nicht bekommen,“ sagt Koch. „Ich habe hier in dem ganzen Gerümpel erst einmal eine Party gefeiert“, ergänzt seine Frau, die als erste Amtshandlung eine Luke an die Wand malte, da wo heute ein rundes Fenster eingebaut ist. Insgesamt zwei Jahren sanierten sie das 110 Jahre alte Haus bis ins Dach, das grüne Schindeln trägt. Mehr als den Kaufpreis haben die beiden in die Sanierung gesteckt. Wirklich alles wurde entkernt. Das einzige, was stehen blieb, waren die Seitenwände. An der Größe auf 170 Quadratmeter Grund, wurde nichts verändert. Dass das Haus aussieht wie ein Dampfer, ist bewusst durch einige Details, wie eben jene runden Fenster verstärkt worden.

Das Wohnzimmer mit Loggia bietet einen Premium-Blick auf den Fluss.
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In Weiß zu wohnen gefällt den beiden. „Mitten auf der Ruhr, da wo Weiß am weißesten ist. Weiß ist wie Urlaub. Die Menschen sind aufgeschlossener als in anderen Stadtteilen“, sagt Koch. Ihm gefällt, dass der Ort nicht noch weiter wachsen kann. Ihr gefällt, dass für viele der alten Häuser jetzt ein Bestandsschutz gilt und sich daher nicht mehr viel verändern kann.
Essbereich, Küche, Lounge gehenineinander über
Früher war das Haus, in dem zwei Familien wohnten, mit Zwischenwänden durchsetzt, sämtliche Decken waren abgehangen. Hinter der Küche lag noch ein Badezimmer. Rheinblick gab es nicht, obwohl es direkt am Rhein steht. Heute gehen im Erdgeschoss auf einer Tiefe von 35 Metern, Essbereich, Küche und Lounge in einem stilvollen, langen, schmalen Gang bis zur Terrasse ineinander über. Es ist alles neu, sieht aber alt aus, auch der Boden mit seinen marokkanischen Fliesen. Wo jetzt die Terrasse ist, war früher ein verwilderter Garten.
Über vier Etagen schlängelt sich das Haus bis in den Wohnturm. Die alten, renovierten Treppen knarzen und knirschen bei jedem Schritt. Die Geschichte aus dem Dorf zum „Turm“ ist illuster. Angeblich wohnte hier vor der Eingemeindung eine Familie mit vielen Kindern, so dass das Haus mit dem Turm aufgestockt wurde. Die Idee, hier hoch oben, eine Skylounge einzurichten, haben die beiden ad acta gelegt, zu steil ist die letzte Treppe. „Vielleicht wird es jetzt ein Karnevalszimmer“, sagt Robert.
Jeder Raum ist individuell eingerichtet, hat eine Bestimmung. Bis zum „Turm“ haben die beiden für jeden Raum ein richtiges Konzept entworfen. Im ersten Stock liegt der Loggia-Raum, das private Wohnzimmer mit einem kleinen Balkon. Die Kanzel, wie die beiden sagen. Von dort kann man auf den Rhein, aber auch auf die Straße gucken. Dafür gibt es auf jeder Etage eigens Ferngläser. Beide haben ein eigenes Bad, mal weiblich, mal männlicher eingerichtet. Unter dem Turmzimmer liegt das Schlafzimmer. Das Bett lässt sich hochfahren, natürlich auch, um morgens bei einem Kaffee, die Schiffe zu beobachten.