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„Wenn das so weitergeht ...“Präsident sieht Profifußball bei Fortuna Köln in Gefahr

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Luftaufnahme vom Jean-Löring-Sportpark mit den einzelnen Spielfeldern.

Der Jean-Löring-Sportpark soll neu gestaltet werden.

„Wir haben Probleme im großen Stil“, sagt Hanns-Jörg Westendorf. Der Präsident von Fortuna Köln sieht sogar den Profifußball in seinem Verein gefährdet.

„Im Sportpark Süd beginnt die Zukunft“, hieß es 2016, als der Grundstein für das neue Vereinszentrum von Fortuna Köln gelegt wurde. Es sollte der Beginn für die komplette Umgestaltung des gesamten Sportparks Süd sein. Dieser heißt inzwischen Jean-Löring-Sportpark, aber bis auf die Umbenennung ist in all den Jahren nichts passiert.

Inzwischen hat sich die Situation so zugespitzt, dass Fortuna-Präsident Hanns-Jörg Westendorf den Vereinsfrieden massiv gefährdet sieht. „Der ganze Kessel platzt hier weg“, formulierte es der Club-Boss, als er den Vertreterinnen und Vertretern des Sportausschusses die in weiten Teilen marode Anlage aus den 1970er Jahren zeigte.

Fortuna Köln: Marode Anlagen, zu wenig Platz 

Inzwischen kicken 29 Mannschaften bei der Fortuna, „die alle auf den einzigen Kunstrasenplatz wollen, was natürlich nicht machbar ist“, schilderte Westendorf den Trainingsalltag. Der ungeliebte Aschenplatz aus dem Jahr 1977 kann nach Regenfällen oftmals nicht benutzt werden, da er sich in eine „Seenlandschaft“ verwandelt hat, so der Präsident.

Dem dritten kleinen Platz, Baujahr 1979, fehlt eine Beleuchtung, sodass er nur in den Sommermonaten genutzt werden kann – wegen der schlechten Drainage sei aber auch er nach Regenfällen oftmals gesperrt. Westendorf spricht von einer „Verwaltung des Mangels“ und einem „Investitionsmoratorium. Das heißt: Es passiert nichts“.

Dabei hätte schon viel geschehen können: 2015 war die Sanierung der Dreifach-Sporthalle auf dem Areal beschlossen worden. Ein Jahr später war von einem Neubau die Rede. Für eine Sechsfach-Halle war damals die Universität zu Köln als Partnerin vorgesehen, doch aus den Plänen wurde nichts.

Weitere Jahre vergingen, in denen die Anforderungen an Fußballvereine und ihre Trainingsbedingungen größer wurden, ebenso die Reparaturen an der Halle. „Hier hat es reingeregnet, wir hatten Probleme mit Silberfischchen und Legionellen, die sanitären Anlagen sind von 1979, der Kabinentrakt ist Opa-Kino“, redete sich Westendorf vor dem Sportausschuss in Rage. Es gebe keinen Profiverein in Deutschland, der so schlechte Trainingsbedingungen habe.

Von der Stadt Köln fühlt er sich im Stich gelassen: „Ich bin seit acht Jahren Vorsitzender, ich habe Stunden und Tage im Sportamt verbracht, war bei Frau Reker geladen, wir hatten große Gesprächsrunden hier vor Ort. Jeder hat gesagt, Fortuna Köln sei wichtig für die Stadtgesellschaft, ein Verein, der Profifußball spielt, aber auch den Breiten- und Jugendsport fördert. Wir helfen euch, hieß es immer. Aber das Resultat ist gleich null.“

Die Verwaltung begründet die erneuten Verzögerungen damit, dass im Zuge der Parkstadt Süd das gesamte Areal neu geplant worden sei. Das Sportamt ist dabei für den Umbau der Fortuna-Heimat zuständig. „Wir sind kurz vor dem Start eines Wettbewerbsverfahrens zur Neuaufstellung der Anlage“, sagte Amtsleiter Gregor Timmer und ließ angesichts der Kritik durchblicken, dass man Teil einer Gesamtverwaltung sei.

Neben einer Sechsfach-Halle sollen drei Kunstrasenplätze gebaut werden, sodass das Platzproblem entschärft, wenn auch nicht gelöst werde“, so Timmer. Im Sportamt wird damit gerechnet, dass mit dem Bau der Halle frühestens im zweiten Quartal 2028 begonnen werden kann. Aber selbst das sei ein „ehrgeiziger“ Zeitrahmen. Ein Datum für die gesamte Fertigstellung der Anlage konnte noch nicht genannt werden.

Um der Fortuna zeitnaher helfen zu können, soll an der Fritz-Hecker-Straße ein Kunstrasenplatz entstehen. Die Platzzeiten teile man sich mit dem Verein Arminia 09. Für die Fortuna-Profis sei ein Rasenplatz am Lindweilerweg vorgesehen. Durch den Umzug des SC Rondorf nach Rondorf werden zudem Platzzeiten auf der Bezirkssportanlage in Sürth frei. Auch dies sei eine Möglichkeit für die Fortuna. Allerdings drängen viele Vereine auf die frei werdenden Platzzeiten, weiß Timmer. „Das wird sicherlich Konflikte geben“, so der Sportamtsleiter.

Theoretisch käme auch der Neubau eines Kunstrasenplatzes an Stelle des Aschenplatzes im Jean-Löring-Sportpark in Frage. Den müsste die Fortuna jedoch in Eigenregie stemmen – und wäre spätestens mit Beginn der Neugestaltung des gesamten Areals wieder Geschichte.

Für den Fortuna-Präsidenten ist es längst ein Kampf auch gegen die Zeit: „Bei diesen infrastrukturellen Verhältnissen wird es immer schwieriger, junge Talente zu finden, die sich hier einen Platz mit mehreren Mannschaften teilen müssen, während woanders eine Mannschaft ein komplettes Spielfeld zur Verfügung hat. Das sind einfach schlechte Wettbewerbsbedingungen.“ Westendorf ist sich sicher: „Wir werden langfristig den Profifußball verlieren, wenn das so weiter geht.“ 

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