Die Vorgebirgstraße in Zollstock erhielt einen Radschutzstreifen – eine Info-Veranstaltung bot Raum für Bilanz, Fragen und Anregungen.
Radschutzstreifen polarisiertAnwohner äußern Bedenken zur Umgestaltung Vorgebirgstraße

Die Vorgebirgstraße hat jetzt zwischen Am Vorgebirgstor und dem Raderthalgürtel auf beiden Seiten einen Radschutzstreifen.
Copyright: Stephanie Broch
„Meine Frau ist schwerbehindert. Wo kann ich jetzt vor unserem Haus parken, wenn ich sie zum Arzt bringen muss?“ „Es bilden sich Staus ohne Ende. Es stinkt, ich kann keine Fenster mehr aufmachen.“ „Ich fahre seit 28 Jahren mit dem Auto zur Arbeit. Jetzt nehme ich das Rad und genieße es.“ „Auch als Autofahrer finde ich es jetzt besser auf der Vorgebirgstraße. Es wird viel weniger gedrängelt.“ – Das waren einige der Reaktionen von Anwohnern der Vorgebirgstraße in Zollstock auf der Infoveranstaltung zur Umgestaltung der Straße.
Zu der hatte der Allgemeine Bürgerverein Zollstock Ende Mai Bürger, Verwaltung und Politik eingeladen. „Es ist ein brisantes Thema, der Radschutzstreifen polarisiert. Wir wollen für Transparenz sorgen“, sagte Patrick Mittler, Vorsitzender des Bürgervereins. Das Interesse war groß, rund 160 Menschen – unter ihnen auch Bezirksbürgermeister Manfred Giesen – waren in den Pfarrsaal von St. Pius gekommen.
Erneute Bewertung in sechs Monaten
Der Fahrradbeauftragte der Stadt, Jürgen Möllers, gab einen Abriss zur Entwicklung der Planung, zum derzeitigen Sachstand und einen Ausblick auf die nächsten Schritte. Im Anschluss stellte er sich den Fragen der Bürger. „Die Umgestaltung ist nahezu fertig, es fehlen Schilder und die Lade- und Lieferzonen. Die werden nach und nach eingerichtet“, sagte Möllers. Noch im Juni soll alles fertig werden. Ein halbes Jahr nach Abschluss aller Arbeiten, werde man erneut Verkehrszählungen und Messungen durchführen und eine Bewertung der Umgestaltung vornehmen, erklärte Möllers. Die Ergebnisse werden veröffentlicht, Die Kosten für die Neustrukturierung der Straße betragen 200.000 Euro.
Die Vorgebirgsstraße hat im rund 1,2 Kilometer langen Abschnitt zwischen „Am Vorgebirgstor“ und dem Raderthalgürtel in beide Fahrtrichtungen einen zwei Meter breiten Radschutzstreifen bekommen. Dafür fielen – ebenfalls in beiden Fahrtrichtungen – jeweils eine der beiden Fahrbahnen für den motorisierten Verkehr weg. Durch den Radschutzstreifen entfielen temporäre Parkplätze am rechten Fahrbahnrand. Das Querparken in der Mittelallee bleibt erhalten, Ziel der Umgestaltung, die der Verkehrsausschuss im August 2023 auf Vorschlag der Bezirksvertretung Rodenkirchen beschloss: Mehr Verkehrssicherheit, Förderung des Radverkehrs, Reduzierung der Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs, weniger Lärm.
Parken und Geschwindigkeit
In den regen Fragerunden bei der Bürger-Info spielte das Parken und der Parksuchverkehr eine große Rolle. „Wir untersuchen, ob wir auf der Kierberger Straße und an einer Fläche Höhe des Gottesweges neue Parkplätze schaffen können“, sagte Möllers. Wie Menschen, die auf das – zumindest kurzzeitige Parken – direkt vor ihrem Haus angewiesen sind, weil sie zum Beispiel den gehbehinderten Partner mit dem Auto befördern müssen – gibt es derzeit noch keine Antwort.
Zu den angesprochenen Rückstaus und der Abgasbelastung, erklärte Möllers, es gebe Rückstaus in den Spitzenverkehrszeiten, den bisher durchgeführten Messungen zufolge jedoch nicht in erheblichem Maße. „Unsere Messungen haben auch ergeben, dass die Geschwindigkeit, mit der die Autos auf der Vorgebirgstraße fahren, sich von 50 bis 70 km/h auf 35 km/h reduziert hat“, so Möllers. „Es gab vorher schon Staus zu den Hauptverkehrszeiten auf der Vorgebirgstraße“, meinte ein Anwohner.
Schleichverkehr
Eine Bürgerin wollte wissen, warum man nicht den Mittelstreifen für den Radweg und für Fußgänger nehme. „Das haben wir geprüft. Dann wären sehr viel mehr Parkplätze weggefallen“, so der Fahrradbeauftragte. Eine Anwohnerin wies darauf hin, dass sich ein Schleichverkehr durch kleinere Straßen entwickelt habe. „Am Kreisel in der Kierberger Straße ist jetzt doppelt so viel Verkehr, und die Autos fahren Richtung Süden an zwei Kitas vorbei“, schilderte sie. Das werde man prüfen, antwortete Möllers. Auf einen Antrag der Bezirksvertretung hin habe die Stadt Ampelschaltungen auf der Vorgebirgstraße angepasst, berichtete er. „Das ist noch nicht optimal, es ist ein fortlaufender Prozess“, sagte er.
Immer wieder verwiesen Bürger auf den Radweg durch den Vorgebirgspark, der den Schutzstreifen auf der Vorgebirgstraße überflüssig mache. Andere Anwohner erklärten, bei Dunkelheit nicht durch den Park fahren zu wollen. Zudem sei der Radweg im Park deutlich enger. „Da fühle ich mich auf dem Schutzstreifen auf der Vorgebirgstraße sicherer“, sagte eine Anwohnerin. In Zollstock ist derzeit eine Petition Umlauf, die das Wiedereinführen des temporären Parkens an der Vorgebirgstraße fordert. Dies sei mit dem Radschutzstreifen entsprechend der Straßenverkehrsordnung nicht vereinbar, erklärte Möllers. Parken oder Halten ist auf dem Radschutzstreifen verboten. Tut man es doch und wird dabei entdeckt, sind Bußgelder und ein Punkt fällig.
„Wir nehmen sehr ernst, was Sie sagen und werden die Rahmenbedingungen prüfen. Solch eine Umgestaltung hat immer Vor- und Nachteile, die Tücken stecken im Detail“, sagte Verkehrsdezernent Ascan Egerer zum Abschluss der Veranstaltung.