Ein Abend im Kölner Kopelew-Forum widmet sich verschleppten Zivilisten aus der Ukraine.
Kölner Podium zu verschleppten Ukrainern

Die russische Armee greift bis heute täglich ukrainische Ziele mit Raketen und Drohnen an. Immer wieder werden Zivilisten aus besetzten Städten verschleppt.
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Über die Verschleppung und Gefangenschaft ihres Mannes Kostiantyn spricht die Ukrainerin Liusiena Zinovkina am Freitag, 5. September, 18 Uhr, im Lew-Kopelew-Forum, Neumarkt 18. Zinovkina kommt aus der Stadt Melitopol, die wenige Tage nach der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 besetzt wurde. Ihr Mann wurde im Mai 2023 vom russischen Geheimdienst verschleppt und sitzt ohne rechtsstaatliches Verfahren in russischer Haft. Zinovkina macht aus dem Exil in Deutschland das Schicksal verschwundener Zivilpersonen öffentlich und kämpft für internationale Aufmerksamkeit und Hilfe für Betroffene und ihre Angehörigen.
Es spricht an diesem Abend auch Andreas Umland, Analyst am Stockholm Centre for Eastern European Studies (SCEEUS) des Schwedischen Instituts für Internationale Angelegenheiten und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Kyjiw-Mohyla-Akademie. Umland befasst sich seit 2014 mit der Repressionspolitik in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehört der Beitrag „Russlands Kinderraub: Ukrainische Opfer, internationale Reaktionen“ in der Zeitschrift Osteuropa.
Mindestens 14.000 Zivilisten aus der Ukraine nach Russland verschleppt
Der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zufolge sind mindestens 14.000 Zivilisten von russischen Beamten oder Militärs festgenommen und verschleppt worden. Mehr als 19.000 Minderjährige sollen nach Russland deportiert worden sein, viele von ihnen zur Adoption freigegeben und zwangsweise „russifiziert“. Kinderraub ist ein Kriterium für den Tatbestand des Völkermords – der Internationale Strafgerichtshof hat deshalb Haftbefehle gegen Putin und seine Kinderrechtskommissarin erlassen. Die Veranstaltung will das Schicksal von Betroffenen sichtbarer machen – von Menschen, die durch jedes Raster internationaler Diplomatie fallen, weil es sie laut Kriegsrecht eigentlich gar nicht geben dürfte.
Eine Voranmeldung ist nicht notwendig, Karten (5 – 15 Euro) gibt es an der Abendkasse. Die Veranstaltung ist auch online abrufbar. (uk)