„Wir sind fassungslos“Stadt Köln löst Zusatzklassen an Grundschulen wieder auf

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Grundschüler mit ihren Ranzen

Die Zahl der Mehrklassen in den Grundschulen wurde noch einmal korrigiert.

Nachdem sie kurz vor den Ferien auf Weisung der Stadt Mehrklassen einrichten mussten, sollen acht Schulen diese nun wieder auflösen.

Einige Schulleitungen von Kölner Grundschulen dachten, sie lesen nicht richtig, als sie in den Sommerferien schon wieder Post von der Stadt bekamen: Erst zwei Wochen vor Ferienbeginn waren zwölf Grundschulen von der Stadt nämlich angewiesen worden, kurzfristig noch eine Mehrklasse einzurichten. In einem Schreiben an die betreffenden Grundschulen hatte die Stadt sich für die Kurzfristigkeit entschuldigt und das Vorgehen als „alternativlos“ bezeichnet.

Als Grund dafür wurde angegeben, dass noch für 300 Kölner Kinder ein Grundschulplatz fehle und man daher statt der ursprünglich eingeplanten elf nun 23 Mehrklassen benötige. In der Post, die jetzt in den Ferien eintrudelte, stand dann das genaue Gegenteil: Kommando zurück. Acht der zwölf betroffenen Grundschulen wurden nun angewiesen, die bereits eingerichteten Mehrklassen wieder aufzulösen. 

In den vergangenen Wochen hat sich die Datenlage bei den Schulanmeldungen weiter geschärft.
Begründung eines Stadtsprechers für die veränderte Zahl der Mehrklassen

Die betroffenen Schulleitungen hätten sehr viel Energie in die Mehrklassenbildung investiert und die Rücknahme bereite diesen jetzt erneut Arbeit, äußerte die Stadt Bedauern. Noch bis Juni habe die Schulverwaltung aber von rund 300 Kindern ausgehen müssen, für die noch kein Platz zur Verfügung stehe. In den vergangenen Wochen habe sich „die Datenlage bei den Schulanmeldungen aber weiter geschärft“, so dass die Anzahl der einzurichtenden Mehrklassen wieder zu reduzieren gewesen sei, erklärte die Stadt.

Diese Verringerung der unterzubringenden Kinder habe „unterschiedliche Gründe, die kaum planbar sind“. So seien eine Reihe von Eltern, die nicht auf die Aufforderung zur Anmeldung reagiert hatten, erneut angeschrieben worden. Teilweise sei die Überprüfung der Meldeadresse erforderlich geworden. Dabei seien Familien mit schulpflichtigen Kindern aufgefallen, die zwar noch in Köln gemeldet seien, aber nicht mehr hier lebten. Auch habe bei einer vergleichsweise hohen Zahl an Kindern die Schuleingangsuntersuchung ergeben, dass sie noch nicht für die Schule geeignet seien. Hinzu kämen aufgrund der vielen Ablehnungen an den Wunschgrundschulen Klagen von Eltern, deren Ausgang so kurz vor Schuljahresbeginn immer noch offen seien. Außerdem habe es unverhältnismäßig viele Kinder gegeben, die die erste Klasse wiederholen und deren Plätze daher nicht zur Verfügung stünden.

Nach Angaben der Stadt kommt man nun also statt mit zwölf weiteren kurzfristigen Mehrklassen nun mit vier aus, um alle bislang unversorgten Kinder unterzubringen. Auch die Klassengrößen von maximal 28 Kindern würden dadurch nicht nach oben korrigiert.

Verärgerung in den betroffenen Kölner Schulen

Bei den betroffenen Schulen äußerte man sich „überrascht und fassungslos“. Die kurzfristige Rücknahme werfe alle planerische und konzeptionelle Arbeit der letzten Wochen über Bord, schrieb eine betroffene Grundschulleitung aus dem Kölner Süden in ihrer Entschuldigungsmail an die Erstklässler-Eltern. Vorher waren an den Schulen mit viel Aufwand Klassen gebildet und bei der Verteilung der Kinder auch Leistungsmischung und Wünsche nach Freundeszuteilungen berücksichtigt worden. Auch hätten die Kinder ihre Klassenlehrerin schon kennengelernt. Die Kinder dieser zusätzlichen Klasse würden nun auf die anderen beiden Klassen verteilt, erklärte der Schulleiter und bittet die Eltern für das Hin und Her um Entschuldigung.

Bereits die Aufgabe, kurzfristig vor den Sommerferien Mehrklassen einzurichten, hatten betroffene Schulleitungen als „Super-Gau“ bezeichnet und mit Kopfschütteln darauf reagiert, dass die Stadt nicht vorab verlässlich ermitteln konnte, wie viele in Köln gemeldete Kinder einen Schulplatz bräuchten. 

In diesem Jahr herrschte erstmals auch an den Kölner Grundschulen ein großer Mangel an Plätzen. An einem Drittel der Kölner Grundschulen gab es nach Ende des regulären Anmeldeverfahrens mehr Anmeldungen als Plätze. Teilweise mussten Kinder einer weiter entfernten Grundschule zugewiesen werden. Ursprünglich waren nur an vier Schulen Mehrklassen geplant, später waren es sieben, im Mai dann zwölf, im Juni 23. An den Start geht man nun mit 15 Mehrklassen.

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