Frostgefahr für WasserleitungenVerwaltung dreht den Kölner Friedhöfen das Wasser ab

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Karl-Dietrich Schmidt holt sich sein Wasser für die Friedhofsblumen von einer Toilette.

Karl-Dietrich Schmidt holt sich sein Wasser für die Friedhofsblumen von einer Toilette.

Köln – Die hellblauen Gießkannen hängen fast traurig an der eisernen Haltevorrichtung am Melaten-Friedhof. In den vergangenen Wochen sind sie kaum benutzt worden. Die Stadt hat bereits im November die Wasserversorgung auf den 55 städtischen Friedhöfen abgestellt – und die Besucher müssen selber sehen, wie sie die Pflanzen wässern. Die Frostgefahr in den Wintermonaten sei zu groß, lautet die Begründung der Stadt– trotz der frühlingshaften Temperaturen.

Für Peter Hüsch, der regelmäßig den Friedhof in Rondorf besucht, weil seine Eltern dort begraben sind, ist das ein Unding. „Es kann doch nicht sein, dass vor allem ältere Leute die Pflanzen auf den Gräbern nun mit Wasserflaschen wässern müssen“, beschwert sich der 64-jährige. Immerhin habe es in den vergangenen Wochen Temperaturen wie im August gegeben – und die Rosen stehen auch noch zum Jahreswechsel in voller Blüte.

Auch Melaten betroffen

Auf dem Melaten-Friedhof bleiben die Brunnen ebenfalls trocken. Einige Friedhofsbesucher sehen die Situation diplomatisch: „Die Leitungen waren relativ lange offen“, findet Renate Eschweiler. „Man ist ja im Winter auf die Situation eingestellt und ab und zu hat es auch geregnet. Ansonsten hole ich Wasser auf der Toilette.“ Genau so macht es auch Karl-Dietrich Schmidt. Mit einer der Friedhofs-Gießkannen und einem Rechen ausgestattet, läuft er über Melaten. „Am Wasserhahn an den Toiletten bekommt man die Kannen aber nur halbvoll“, sagt Schmidt ein wenig genervt. „Klar, es ist schwierig mit der Regelung des Wassernetzes, aber ich habe kein Verständnis dafür, dass das Wasser so früh abgestellt wird. Wenigstens die Brunnen hätte die Stadt auflassen können.“ Die Inhaberin der Friedhofsgärtnerei Willy Wirtz, Claudia Neumann, direkt neben dem Haupteingang von Melaten, hat solche Klagen in den vergangenen Wochen oft gehört. „Die Leute sind sauer“, sagt sie. „Einige holen auch bei mir Wasser. Ich habe aber auch einen Mann gesehen, der drei volle Wasserflaschen hergeschleppt hat, um die Blumen zu gießen.“

Die Verwaltung hingegen bleibt hart. „Im November hatten wir bereits eine Nacht, in der es gefroren hat. Damit eine Wasserleitung platzt, reichen schon Temperaturen von knapp über Null Grad Celsius aus“, sagt Stadtsprecherin Inge Schürmann. Ein teuerer Schaden sei die Folge. „Das wollen wir nicht riskieren.“ Die Leitungen müssen zudem händisch entleert werden; ein großer personeller Aufwand. Und das Wasser einfach wieder aufdrehen, wenn einige Tage schönes Wetter angesagt sei, funktioniere nicht. „Der Aufwand ist zu groß. Da bitten wir um Verständnis.“

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