Trümmerfeld am Kölner DomTreppe muss nach nur 16 Jahren saniert werden

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Dom Treppe Bauarbeiten

Die Bauarbeiten an der Kölner Domtreppe schreiten voran.

Köln – Bauarbeiter rufen derzeit mit schwerem Gerät eindrücklich in Erinnerung, dass die große Freitreppe vom Bahnhofvorplatz zum Dom ein Sanierungsfall ist. Sie meißeln die Stufen aus insgesamt 260 Tonnen polnischem Granit herunter und lösen den Mörtel ab. Zurück bleiben die rohen Betonstufenteile, die den Untergrund für die Granitstufen bilden. Es ist ein schauerlicher Anblick im Herzen der Stadt, das kann auch der graue Bretterzaun nicht verbergen, der die Baustelle umgibt.

Als die 12,3 Millionen Euro teure Domtreppe 2005 nach einem Entwurf des Kölner Architekten Christian Schaller eröffnet wurde, sprachen nicht wenige voller Bewunderung von der „Spanischen Treppe Kölns“. Auch diese Zeitung tat das. Doch die Unterschiede zu der berühmten Treppe in Rom könnten kaum größer sein. Während die Touristenattraktion in der italienischen Hauptstadt auch fast 300 Jahre nach ihrer Errichtung noch intakt ist, wird die Kölner Treppe nach nur 16 Jahren umfangreich saniert. Natürlich mussten auch die römischen Stufen immer mal wieder ausgebessert werden, zuletzt 2016.

domtreppe sanierung

Die Sanierung des östlichen Teils der Domtreppe dauert bis Ende Oktober.

Doch der Grund war jedoch nicht, dass sich wie in Köln die schweren Stufen verschoben haben, da sie sich vom Mörtel lösten, sondern vor allem, weil Touristen die Treppe unentwegt mit Kaugummis, Rotwein und anderen Hinterlassenschaften malträtierten. Die Sanierung der Stufen zur Kirche Santa Trinità dei Monti kostete 1,5 Millionen Euro, die der Luxusschmuckkonzern Bulgari spendierte. Die Sanierung der Stufen zum Dom kostet - Stand jetzt - 2,6 Millionen Euro, die die Stadt aufbringen muss.

Alle Stufen am Kölner Domwerden demontiert

Nun müssen sämtliche Stufen abgehoben werden. Einige können repariert, andere müssen komplett durch neue ersetzt werden. „Dabei erhält jede Stufe einen eindeutigen Barcode, um die Stufen an den ursprünglichen Stellen wieder einzubauen“, erklärt die Stadt. Trotz Dichtungen drang Wasser in den Mörtel, der die Granitstufen trägt, die sich daraufhin verschoben haben und zu gefährlichen Stolperfallen wurden.

„Letztendlich hat der enorme Zeitdruck einer Fertigstellung zum Weltjugendtag 2005 sicherlich dazu geführt, dass für die Stufen schnellere Verlegemethoden bevorzugt wurden, die sich im Nachgang als weniger dauerhaft herausgestellt haben“, sagt die Stadt. Nach Angaben der Verwaltung verrutschten bereits kurz nach der Eröffnung die ersten Stufen der insgesamt 68 Meter breiten, 14 Meter tiefen und fünf Meter hohen Treppe.

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2009 wurden die nächsten Schäden dokumentiert, wieder machten sich Stufen selbstständig, die teilweise bis zu zwei Zentimeter über die Kanten der benachbarten Stufe ragten. Das soll nun nicht mehr passieren. „Die Stufen werden künftig mit Edelstahlankern in der Lage gesichert, um Verschiebungen auszuschließen“, erläutert die Verwaltung. Zudem werden neben der eigentlichen Treppe auch die Schweißnähte der aktuell wegen der Sanierung bereits abmontierten Handläufe an mehreren Stellen nachgebessert. Auch die in einigen Stufen eingelegten Kontraststreifen, die Menschen mit Sehbehinderung Orientierung geben, müssen zum Teil erneuert werden.

Asphalttrassen auf dem Bahnhofsvorplatz

Auf dem Bahnhofsvorplatz hat die Stadt etwa vier Meter breite, Asphalttrassen aufgebracht, die von der Domprobst-Ketzer-Straße und Trankgasse bis zur Baustelle reichen. Der Gussasphalt, der auf einem Flies liegt und daher ohne Rückstände entfernt werden kann, soll den Natursteinbelag darunter vor den schweren Baustellenfahrzeugen schützen.

Damit keine Passanten mit den Fahrzeugen zusammenstoßen, sollen die Lastwagen nur dann verkehren, wenn wenige Passanten unterwegs sind. Damit die Treppe dennoch nutzbar bleibt, erfolgt die Sanierung in zwei Etappen. Ende April begannen die Arbeiten auf der östlichen Seite, die Ende Oktober abgeschlossen sein sollen. Von Frühjahr bis Herbst 2022 ist die westliche Seite an der Reihe.

Übrigens gibt es noch einen weiteren Unterschied zwischen der Kölner und der römischen Treppe: Auf den italienischen Stufen dürfen seit 2019 unter Androhung von hohen Geldstrafen keine Touristen mehr sitzen, weil die römische Verwaltung der ständigen Verschmutzung überdrüssig war. Zumindest das droht in Köln offenbar nicht.

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