Kein Neubau für WasserschutzpolizeiGewerkschaft wirft Stadt Köln „Planungschaos vor“

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Wasserschutzpolizei

Die jetzige Wache der Wasserschutzpolizei an der Alfred-Schütte-Allee

Köln – Eigentlich herrschte unter allen Beteiligten Einigkeit, dem Vernehmen nach sogar Begeisterung. Das neue Domizil der Wasserschutzpolizei sollte eine moderne schwimmende Wache im Deutzer Hafen werden, unterhalb der Drehbrücke. Eine Art Floß mit zweistöckigem Aufbau auf Pontons und einer grauen Lamellenfassade, direkt am Bootsanleger.

Die Planung war fertig, ein Bauunternehmen beauftragt. Vertreter des Polizeipräsidiums Duisburg (zuständig für den Wasserschutz auf dem Rhein bei Köln), des Innenministeriums NRW, der Stadt Köln, der Häfen und Güterverkehr Köln sowie der Stadtentwicklungsgesellschaft „Modernes Leben“ der Stadtwerke Köln hatten schon eine Pressemeldung vorbereitet, um das Projekt der Öffentlichkeit vorzustellen. Aber die beabsichtigte E-Mail wird den „Entwürfe“-Ordner wohl nicht verlassen, höchstens in Richtung „Papierkorb“. Denn es wird keine schwimmende Wache geben.

Polizisten beklagen „Chaos" bei der Planung

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht von einem „Planungschaos“ und einem „finanzpolitischen Desaster“ für den Steuerzahler. „Unzählige Arbeitsstunden, die in eine bereits fertige Planung geflossen sind, und auch damit verbundene Kosten für Planung, Beauftragung und Genehmigungen waren umsonst. Stattdessen fängt man wieder bei Null an“, schimpft GdP-Sprecher Frank Jackes im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Und mehr noch: Weil die 38 Wasserschutzpolizisten ihre bisherige Wache an der Alfred-Schütte-Allee wegen des Bauprojekts „Deutzer Hafen – Quartier am Wasser“ in den nächsten Monaten verlassen müssen und jetzt erstmal nicht wissen wohin, bleibt wohl nur eine Containerlösung an Land – ein Provisorium, das jahrelang andauern könnte, wie Jackes befürchtet.

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Der Grund sei, dass die Stadt Köln im letzten Moment Einspruch gegen die schwimmende Wache erhoben habe. Die geplante Gestaltung der Fassade sei der Verwaltung plötzlich nicht mehr ansprechend genug gewesen, sagt Jackes. Die Stadt habe die Wache zu einem „Eyecatcher“-Projekt mit Dom im Hintergrund machen wollen und neue Auflagen erteilt.

Die Umsetzung aber würde den Bau derart verteuern, dass die Mietkosten das Budget gesprengt hätten. Die Folge: Das Land habe die Pläne verworfen. Die Rede ist von ungefähr 25.000 Euro Miete pro Monat statt 20.000 Euro wie ursprünglich veranschlagt.

Baudezernent kontert Kritik der Polizeigewerkschaft

Kölns Baudezernent Markus Greitemann widerspricht. „Wir finden es genauso schade wie die Polizei, dass sich die schwimmende Wache nicht realisieren lässt“, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Aber der Bau sei einfach „wirtschaftlich nicht darstellbar“. Die Fassade sei dabei gar nicht das Problem. Vielmehr sei die Errichtung der Pontons „sehr teuer, weil die Aufbauten ein hohes Gewicht haben“. Zum anderen trieben die allgemeinen Preissteigerungen in der Stahlindustrie den Baupreis zusätzlich in die Höhe.

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Statt im Hafen zu schwimmen, soll die neue Wache nun in den Bauabschnitt 3 des Hafen-Projekts integriert werden, also an Land und irgendwo zwischen Drehbrücke und Südbrücke. Der dritte Bauabschnitt soll nach derzeitiger Planung aber erst in etwa acht bis zehn Jahren errichtet werden. Bis dahin müssen die Polizistinnen und Polizisten wohl in Containern an der Siegburger Straße ausharren. Damit teilten sie dann das Schicksal ihrer Kolleginnen und Kollegen von der Bundespolizei, die seit Jahren in Containern am Hauptbahnhof darauf warten, bis neue Räume im Bahnhof frei werden.

Dezernent Greitemann spricht lieber von einem „Modulbau" statt von „Containern“. Er solle eine „ansprechende Gestaltung“ haben. Greitemann sagt: „Wir suchen definitiv eine gute Lösung für die Polizei und sind dafür auch in konstruktiven Gesprächen miteinander.“

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