Westcenter in Köln-BickendorfGroße Fortschritte bei der Sanierung des Hochhauses
- Sanierung des Hochhauses liegt im Zeitplan – 27,5 Millionen Euro Investition
Köln-Bickendorf – Bausünde oder Musterbeispiel moderner Wohnkultur? Am Hochhaus Westcenter schieden sich schon immer die Geister. Unstrittig war aber stets, dass das Haus vielen seiner Bewohner atemberaubende Ausblicke auf die Stadt bietet. Im Zuge der vor rund eineinhalb Jahren begonnenen Schönheitskur für das 1974 fertiggestellte Gebäude sind die Aussichten sogar noch besser geworden. Und auch das Haus selbst kommt – zumindest auf einer Seite – ansehnlicher daher als je zuvor. Eigentümer ist das Frankfurter Unternehmen Wertgrund. Zusammen mit der Architektin, die das Sanierungsprojekt leitet, zog ein Mitglied des Gesellschafterkreises eine Zwischenbilanz zur „Halbzeit“ des Millionenprojekts.
Die graue Fassade ist bunt geworden. Das ist der erste Eindruck vom „neuen“ Westcenter. Der Kölner „Express“ animierte zu Beginn des Sanierungsprojekts seine Leser zur Namenssuche. „Coloria“ kam schließlich dabei heraus. Allerdings: Die Farbigkeit fällt nur bei näherem Hinsehen auf. Dazu ist die Farbskala des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier (1887 - 1965) dann doch zu dezent. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, weil wir die Aufwertung des Hauses behutsam in das Viertel tragen möchten“, erklärt Wertgrund-Prokurist Marcus Kemmner. Dennoch spricht er schon jetzt von einem „deutlich verbesserten Gesamtbild“ des Hauses und einer zu erwartenden verbesserten Energiebilanz. Die war bislang eher bescheiden. Die Wohnungen hatten Doppelglasfenster aus den 1970er-Jahren sowie eine elektrische Fußbodenheizung.
Die Sanierung wird in zwei Varianten umgesetzt. Eine mit Umrüstung der Heizung, eine ohne. Neue Fenster gibt es überall. Außerdem wird in allen Wohnungen das Fliesenmaterial in Küchen und Bädern erneuert, denn die alten Fliesenausstattungen beinhalten asbesthaltigen Kleber, der eine Gesundheitsgefahr darstellt, wenn die Oberfläche beschädigt oder angebohrt wird, wie Architektin Anita Nubile erläutert. Sie leitet das Sanierungsprojekt.
Welche Form angewandt wird, hängt davon ab, ob eine Wohnung bewohnt oder leer ist. Die nicht vermieteten Wohnungen werden mit einer neuen Heizung ausgestattet. Schon als die Wertgrund Mitte 2016 das Gebäude gekauft hatte, hätten 120 Appartements leergestanden. In bewohnten Appartements wird die Heizung noch nicht erneuert. „Der Aufwand ist immens“, sagt Marcus Kemmner.
Die Mieter werden während der Sanierung in bereits fertige Ausweichwohnungen umquartiert und kehren anschließend wieder zurück in ihre alten Wohnungen. Bislang sind 252 Wohnungen saniert worden. Davon sind 130 bewohnt und wurden daher teilsaniert. Das volle Sanierungsprogramm wurde in 120 Wohnungen umgesetzt. Außerdem werden die Versorgungsleitungen und die Aufzugsanlagen erneuert.
Immense Nachfrage
Das Projekt liege „taggenau im Zeitrahmen“. In etwa einem halben Jahr sollen die noch ausstehenden Gebäudeteile saniert sein. Insgesamt werden etwa 27,5 Millionen Euro investiert. „Mit dem Abschluss der Maßnahmen werden die Bautätigkeiten im Gebäude aber nicht beendet sein“, betont Marcus Kemmner. Freiwerdende Wohnungen erhalten dann jeweils noch eine neue, mit Fernwärme betriebene Heizungsanlage.
Mit dem Thema Mietpreisanhebung geht die Wertgrund AG offen um. „Es wird eine Anhebung um 1,76 Euro pro Quadratmeter geben“, sagt Marcus Kemmner. Damit liegt der Mietpreis um die zehn Euro im Durchschnitt. Es gibt unterschiedliche Staffelungen je nach Lage, Größe und Ausstattung. Die teuersten Wohnungen befinden sich in den obersten Geschossen mit Blickrichtung auf den Kölner Dom.
Die Nachfrage sei immens, berichtet der Prokurist. Bei rund 450 Anfragen auf eine Ein-Zimmerwohnung beispielsweise kann sich das Unternehmen regelrecht aussuchen, wer in das Haus einziehen darf. Ziel sei eine „gut durchmischte Mieterklientel“ zu erhalten. Wer im Westcenter-Hochhaus wohnt, findet in einem Büro im 1. Stock des Hauses Ansprechpartner der Wertgrund AG und der Bauleitung. „Natürlich gehen auch Dinge schief bei solch einem Projekt“, räumt Marcus Kemmner ein, aber man sei immer bemüht, Lösungen zu finden. Das gelte auch für die Probleme bei der Zustellung von Paketsendungen im Haus (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Hier stehe das Unternehmen mit der DHL-Deutsche Post im Austausch.