WiedereröffnungSchlaue Technik hilft mit in der Bücherei
- Stadtteilbibliothek von Chorweiler wurde aufwändig saniert - Die höchsten Nutzerzahlen in Köln
Chorweiler – Einige zersprangen mit einem lauten Knall, andere klebten an der Decke: Rote Luftballons, die am frühen Morgen noch, zu zwei Sträußen zusammengebunden, den Eingang der Stadtteilbibliothek in Chorweiler-Mitte geschmückt hatten. Anlass war die feierliche Wiedereröffnung der frisch sanierten Bücherei. Nachdem das rote Band zerschnitten war, liefen die Kinder mit den Ballons durch die Räume, ließen sie zerplatzen oder eben aufsteigen. "Heute Abend holen wir sie alle von der Decke wieder runter", sagte eine Bibliotheksmitarbeiterin lachend. Es war ein Tag, um zu feiern, und viele feierten mit. Die Tür war noch geschlossen am Morgen, da begehrten schon die ersten Besucher ungeduldig Einlass. Gleich drei Scheren waren nötig: Am roten Band betätigten sich Hannelore Vogt, Direktorin der Kölner Stadtbibliothek, Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner.
-> Die Renovierung: Nach der Eröffnungszeremonie konnten die Besucher die Räume in Besitz nehmen - 1600 Quadratmeter auf zwei Etagen, lichtdurchflutet und neu möbliert. Böden und Beleuchtung wurden von Grund auf erneuert. Es steht jetzt auch ein kleiner Innenhof mit zwei Bänken zur Verfügung. Drei Jahre hatten die Renovierungsarbeiten gedauert - die Maßnahme ist eingebettet in die Generalsanierung des Chorweiler Bezirksrathauses, die nach wie vor andauert. Da die neue Bibliothek zum Gesamtpaket gehöre, könnten die Kosten für ihren Umbau nicht gesondert aufgeschlüsselt werden, hieß es. Die Arbeiten geschahen bei laufendem Betrieb, nur über den Jahreswechsel war fünf Wochen lang geschlossen. Für Laugwitz-Aulbach war ihr Besuch eine Premiere. "Ich war noch nie hier", sagte sie, "jetzt bin ich stolz, bei der Eröffnung dabei zu sein." Bereits seit 37 Jahren ist die Stadtbücherei am Pariser Platz ansässig, wusste die Kulturdezernentin. Stadtweit sei die Filiale diejenige mit der größten Fläche, zudem weise sie die höchsten Nutzerzahlen auf. "Als Kultureinrichtung ist diese Bibliothek eine ganz tolle Drehscheibe in den Stadtbezirk."
-> Das Team: Vier hauptamtlichen Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Bibliothek, Leiterin ist Anke Grimm. Rund zehn Ehrenamtliche sind aktiv, geben zum Beispiel drei Mal wöchentlich Hausaufgabenhilfe - die ist für Kinder und Jugendliche kostenlos. Charakteristisch für Chorweiler sei, sagte Grimm, dass die Besucher nicht einfach nur kämen, um Bücher oder Filme auszuleihen und dann wieder zu verschwinden, "die Nutzer verbringen hier oft den ganzen Tag." Der Bestand beziffert sich auf rund 24 000 Medien. Längst differenziere man nicht mehr zwischen den klassischen Medien wie Bücher und elektronischen wie CDs, DVDs, EDV-Software und E-Books, sagte Hannelore Vogt. "Unsere Devise ist: Hauptsache, jemand liest, egal ob auf Papier oder digital."
-> Neue Technik: Die Bibliothek bietet jetzt auch die Möglichkeit der Selbstverbuchung. Am Terminal können Medien selbständig ausgeliehen oder zurückgegeben werden - das System funktioniert mittels RFID (Radiofrequenz-Technik), jeder physische Medienträger ist mit einem Chip ausgestattet. "Der Nutzen für uns besteht darin", erklärte Vogt, "dass die Kolleginnen so mehr Zeit für Beratung und Betreuung haben."
-> Die Räume: Auf Parterre finden sich vor allem Angebote für Kinder und Jugendliche. Für die Kleinsten wurden Spielecken angelegt, es gibt auch einen Bauwagen auf Stelzen, der Rückzugsmöglichkeiten bietet. Die Grundschüler haben jetzt für die Hausaufgabenhilfe einen eigenen Bereich, die niedrigen Tische und Stühle sind auf ihre Körpergröße abgestimmt. Zudem ist eine "Bibliothek der Dinge" aufgebaut: Bücher mit naturwissenschaftlichen Themen stehen parat, daneben Experimentierkästen, die ebenfalls ausgeliehen werden können. Für die Jugendlichen gibt es einen Gaming-Raum, wo sie in Ruhe mit der Playstation 4 spielen können. Das Mobiliar ist altersgerecht zusammengestellt: bunte Stühle, Sitzsack zum Herumlümmeln und ein Palettensofa. "Das hat unser Hausmeister gebaut, Palettensofas sind schwer angesagt", berichtete Grimm. Die erste Etage ist eher den Erwachsenen und älteren Schülern vorbehalten, auch dort stehen zwischen den Regalen Sofas und Clubsessel. Im "Lernlabor" finden die Alphabetisierungskurse für Erwachsene statt. Das "Schülerlernzentrum" werde noch mit einer Glaswand abgeschirmt, sagte Architekt Jürgen Gesell. Sein Büro Planteam Megaron ist verantwortlich für die gesamte Innenausstattung des Bezirksrathauses, zu dem auch Bürgerzentrum, Jugendcafé Pegasus und Saal gehören.
Die Bibliothek, Pariser Platz 1, ist telefonisch unter 221-964 01 zu erreichen. Geöffnet ist Dienstag und Mittwoch von 12 bis 18 Uhr, Donnerstag von 11 bis 19 Uhr, Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr. Montags ist geschlossen.
Haben Sie einen Lesetipp? Der "Kölner Stadt-Anzeiger" fragte Mitarbeiter und Nutzer der Bibliothek
"Underground Railroad" von Colson Whitehead, es handelt von der Sklavenbefreiung in Amerika, und "Nächste Ausfahrt Zukunft" von Ranga Yogeshwar über die digitale Revolution - sehr spannend!
Hannelore Vogt
Gerade habe ich "Das Fundament der Ewigkeit" von Ken Follett gelesen. Es ist ein Familienepos, das im Mittelalter spielt. Mir gefällt der Stil, beim Lesen entstehen Bilder im Kopf, die Fantasie wird angeregt.
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"Siddhartha" von Hermann Hesse habe ich jetzt zum zweiten Mal gelesen, es ist hochaktuell. Hesse kritisiert die allgemeine Konsumorientierung, appelliert, dass wir uns auf innere Werte besinnen.
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Am liebsten lese ich Bücher, in denen es um Freundschaft geht, aber sie müssen auch spannend sein, wie zum Beispiel "Die Hexe Lilli und das Gruselmonster", das hat mir sehr gut gefallen.
Celina (7)