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OB-Wahl in KölnWas unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?

10 min
Drei Kandidierende für das Kölner OB-Amt: Torsten Burmester (SPD), Berivan Aymaz (Grüne) und Markus Greitemann (CDU, von links).

Drei Kandidierende für das Kölner OB-Amt: Torsten Burmester (SPD), Berivan Aymaz (Grüne) und Markus Greitemann (CDU, von links).

Berivan Aymaz (Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU) sind die drei OB-Kandidierenden mit den besten Aussichten auf einen der beiden Plätze in einer Stichwahl.

Dass am Sonntag, 14. September, entschieden wird, wer der oder die nächste Kölner OB wird, ist allen Umfragen zufolge unwahrscheinlich. Es geht also zunächst darum, welche zwei Kandidaten es in die Stichwahl am 28. September schaffen. Die drei aussichtsreichsten haben wir zum Abschluss um die Beantwortung von sechs Fragen zu ihrem jeweiligen Wahlkampf gebeten.

Berivan Aymaz, OB-Kandidatin der Kölner Grünen

Berivan Aymaz, OB-Kandidatin der Kölner Grünen

Berivan Aymaz

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von ihrem Mitbewerber Markus Greitemann von der CDU unterscheiden.

Im Gegensatz zu Herrn Greitemann bringe ich langjährige politische Führungserfahrung mit: als Abgeordnete und derzeitige Landtagsvizepräsidentin. Aus meiner Menschenrechtsarbeit weiß ich, wie man Menschen hinter sich versammelt und gerechte Lösungen durchsetzt – mit Haltung für Köln. Klar ist für mich auch: Bezahlbares Wohnen darf nicht der freien Marktwirtschaft überlassen bleiben. Ich setze auf 50 Prozent geförderten Wohnraum, eine neue städtische Wohnungsbaugesellschaft, die Vergabe von Flächen an Genossenschaften und gemeinwohlorientierte Projekte sowie klare Regeln gegen Zweckentfremdung. Während Greitemann und die CDU an Tempo 50 auf der Luxemburger Straße festhalten, kämpfe ich für eine Verkehrspolitik, die den Menschen dient: barrierefrei, zuverlässig und sicher. Mit einem dichter getakteten ÖPNV, Querverbindungen im Busnetz und sicheren Radwegen, gerade für Kinder.

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von ihrem Mitbewerber Torsten Burmester von der SPD unterscheiden.

Anders als Herr Burmester setze ich nicht auf einen milliardenschweren Tunnel für die Ost-West-Achse, der Köln jahrzehntelang blockieren würde. Angesichts der Verkehrssituation und der Haushaltslage ist das verantwortungslos. Wir brauchen einen verlässlichen ÖPNV, schnelle Verbesserungen für Bus, Bahn und Radverkehr und keine riesige Baustelle im Herzen der Stadt ohne Nutzen für die Mobilitätswende. Während im SPD-Programm Klimaschutz als eigenes Kapitel fehlt, nehme ich das Ziel Klimaneutralität 2035 ernst. Burmester spricht von einer „lebenswerten Stadt“, legt aber keinen Plan für Hitzeschutz oder Klimaneutralität vor. Zudem kenne ich Köln seit 45 Jahren und weiß durch meine Erfahrung in der Kommunalpolitik, was diese Stadt bewegt. Das will ich nutzen, um Köln transparent und verbindlich zu führen, Brücken zwischen Interessen zu bauen und unsere Stadt weltoffen nach vorne zu bringen.

Fühlen Sie sich von Ihrer Partei auf kommunaler, Landes- und Bundesebene ausreichend unterstützt?

Ja, ich fühle mich auf allen Ebenen stark unterstützt. Unsere Parteizentrale am Ebertplatz ist seit Monaten mein Wahlkampfhauptquartier. Dort arbeiten so viele Engagierte: bestellen Materialien, organisieren mit den Ortsverbänden den Straßenwahlkampf und sind Anlaufpunkt für das Team Berîvan. Ohne die vielen Ehrenamtlichen wäre dieser Wahlkampf nicht möglich. Auch über die Stadt hinaus erfahre ich viel Rückhalt: Ricarda Lang, Franziska Brantner, Claudia Roth, Felix Banaszak und Robert Habeck haben mich bei Veranstaltungen in Köln begleitet. Yazgülü Zeybek und Tim Achtermeyer waren bei meinem Wahlkampfhöhepunkt und der Kampagnenpräsentation an meiner Seite. Wir wissen: Fortschritt gelingt nur gemeinsam und dabei steht meine Partei geschlossen hinter mir.

Der Wahlkampf ist fast vorbei. Was würden Sie rückblickend anders machen?

Noch möchte ich nicht zurückblicken, denn der Wahlkampf ist noch nicht vorbei und jede Stimme zählt. Im Zwischenfazit hätte ich mir jedoch gewünscht, mir in meinem dichten Terminplan bewusster Zeit zum Durchatmen und Verarbeiten des Ganzen zu nehmen. Die Termine reihten sich aneinander, sodass manchmal zu wenig Raum blieb, um alle Gespräche so ausführlich zu führen, wie sie es verdient hätten. Gleichzeitig durfte ich unzählige wichtige Stimmen hören, die genau diese Würdigung brauchen. Die Begegnungen haben mir wieder einmal gezeigt, welches Potenzial in unserer Stadt steckt. Insofern war es auch ein gutes Training für die Aufgaben, die vor mir liegen, sollten die Kölnerinnen und Kölner mir ihr Vertrauen schenken.

Was war für Sie der unangenehmste Moment in diesem Wahlkampf?

Ich habe mich sehr geärgert, dass ich bei einem Wahlkampfquiz nicht wusste, wann der erste Rosenmontagszug in Köln stattfand. Für ein echtes „Kölsches Mädche“ ist das natürlich ein kleiner Fauxpas. Ein anderes Erlebnis, was mich im Nachhinein nachdenklich gemacht hat, war, als ich bei einer Podiumsdiskussion miterleben musste, wie Männer ihre Ehefrauen davon abhielten, mir durch Applaus ihre Unterstützung zu zeigen. Und auch genau darum geht es bei dieser Kommunalwahl: Ob wir in Köln emanzipatorische Errungenschaften weiter festigen und echte Gleichberechtigung leben oder ob wir zulassen, dass rückwärtsgewandtes Verhalten und Haltungen wieder Raum gewinnen.

Was war für Sie der schönste Moment in diesem Wahlkampf?

Ein besonders berührender Moment war, als eine Gruppe von etwa zehnjährigen Mädchen voller Neugier am Wahlkampfstand auf mich wartete. Sie sprangen mir entgegen, stellten viele Fragen und eines rief voller Stolz, dass auch sie Berîvan heißt. Ihr Strahlen darüber, dass wir denselben Namen tragen, hat mich tief bewegt. Es hat mir gezeigt, wie wichtig Vorbilder sind und dass Politik Mut machen kann. Ein weiterer Höhepunkt war meine Veranstaltung auf dem Neptunplatz mit Stephan Brings, Michel Friedman und vielen Menschen aus allen Teilen unserer Stadt. Gemeinsam haben wir gezeigt, wofür Köln steht: Musik, Kultur, Politik und ein gemeinsamer Spirit, der unsere Stadt zum Leben erweckt. Dieses Gefühl von Vielfalt, Aufbruch und Zusammenhalt hat mir noch einmal Kraft gegeben.

Torsten Burmester, OB-Kandidat der Kölner SPD

Torsten Burmester, OB-Kandidat der Kölner SPD

Torsten Burmester

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von ihrem Mitbewerber Markus Greitemann von der CDU unterscheiden.

Frau Aymaz, Herr Greitemann und ich haben in den zurückliegenden Wochen mehr Zeit darauf verwendet, uns in der Öffentlichkeit auseinandersetzen und unsere politischen Unterschiede herauszuarbeiten, als wir Zeit mit unseren Familien und Freunden verbringen konnten. Ich habe konsequent drei politische Prioritäten in den Mittelpunkt gestellt: Bezahlbare Wohnungen schaffen und Mieterschutz durchsetzen; Sicherheit und Sauberkeit in allen Veedeln; sozialen Zusammenhalt in Köln stärken. Frau Aymaz und Herr Greitemann haben ihre eigenen Schwerpunkte, und es ist jetzt an den Kölnerinnen und Kölnern, zwischen Programmen und Personen auszuwählen. Als Oberbürgermeister werde ich unsere Stadt und die Verwaltung kraftvoll und entschlossen führen. Aber zugleich werde ich auch zusammenführen: Rat und Verwaltung; Unternehmen und Gewerkschaften; Politik und Stadtgesellschaft. Wir müssen für Köln gemeinsam an einem Strang ziehen – idealerweise in die gleiche Richtung. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass keine andere Kandidatin und kein anderer Kandidat diese Idee von Führen und Zusammenführen so konsequent in den Mittelpunkt stellt wie ich.

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von Ihrer Mitbewerberin Berivan Aymaz von den Grünen unterscheiden.

Es gilt die Antwort wie oben.

Fühlen Sie sich von Ihrer Partei auf kommunaler, Landes- und Bundesebene ausreichend unterstützt?

Ja, sehr sogar! Die Unterstützung zum Beispiel von Lars Klingbeil hier vor Ort war hervorragend, und der „Spiegel“ hat einen großen Artikel dazu online veröffentlicht, wie in Köln in diesem Wahlkampf der Mut und die Zuversicht aufgelebt sind, dass ich das Rathaus für die SPD zurückgewinne. Das ist jetzt eine realistische Hoffnung, für die ich stehe. Wesentlich getragen haben den Wahlkampf unsere sehr engagierte SPD-Basis in Köln und viele Menschen außerhalb der SPD, die meine Politik unterstützen und die im Haustür-, Straßen- und Kneipenwahlkampf mitgemacht haben. Dafür bin ich außerordentlich dankbar.

Der Wahlkampf ist fast vorbei. Was würden Sie rückblickend anders machen?

In den Umfragen liege ich vorne, und für die SPD in Köln geht der Trend nach oben. Im Wahlkampf hat sich gezeigt, dass ich die richtigen Themen besetzt habe und dass es entscheidend war, ins direkte Gespräch mit den Menschen zu gehen. Es ist großartig, wie viele Bürgerinnen und Bürger sich in den zurückliegenden Wochen mit der Kölner Kommunalpolitik beschäftigt und auseinandergesetzt haben. Also, es gibt im Grunde nichts, was ich anders machen würde.

Was war für Sie der unangenehmste Moment in diesem Wahlkampf?

Ich habe glücklicherweise keine wirklich unangenehmen Momente erlebt. Alles in allem habe ich den Wahlkampf als sehr fair erlebt. Nicht nur der Umgang der OB-Kandidaten miteinander war respektvoll. Auch die vielen Gespräche im Straßenwahlkampf, bei Unternehmen, Vereinen und Verbänden waren immer gut, selbst bei den kontroversesten Themen.

Was war für Sie der schönste Moment in diesem Wahlkampf?

Die schönsten Momente waren die, in denen ich Menschen helfen konnte. In meinem Wahlkampf-Büro auf der Kalker Hauptstraße stand fast immer die Tür offen. Da sind nahezu täglich Menschen reingekommen, die Hilfe beim Ausfüllen von Formularen oder Anträgen, beim Verstehen von Behördenbriefen und dergleichen brauchten. Das zeigt mir einerseits, dass wir dringend mehr Anlaufstellen und soziale Beratung in allen Veedeln unserer Stadt brauchen. Andererseits waren es wirklich sehr schöne Erlebnisse, das Vertrauen der Menschen zu spüren und ganz praktisch helfen zu können.

Markus Greitemann, OB-Kandidat der Kölner CDU

Markus Greitemann, OB-Kandidat der Kölner CDU

Markus Greitemann

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von Ihrem Mitbewerber Torsten Burmester von der SPD unterscheiden.

Während Torsten Burmester nur vage Absichtserklärungen abgibt, kenne ich Köln und seine Verwaltung aus jahrelanger Arbeit – und lege konkrete Pläne vor. Bei Sicherheit und Sauberkeit setze ich auf 300 zusätzliche Ordnungskräfte auf Straßen und Plätzen, null Toleranz gegen Verwahrlosung sowie die Errichtung von je zwei Anlauf- und Kontaktstellen rechts- und linksrheinisch für Obdachlose und Drogenabhängige. Den Wohnungsbau mache ich zur Chefsache: eine Wohnbauleitstelle im OB-Büro, digitale Genehmigungen für Tempo und einen klaren Wohnungsmix von 30 Prozent gefördert, 30 Prozent bezahlbar, 40 Prozent frei. In der Wirtschaftspolitik stärke ich Mittelstand und Industrie, erleichtere Start-ups und Handwerk den Zugang zu Flächen und setze auf Zukunftsbranchen wie KI, Medien und BioTech. Das ist der Unterschied: klare Maßnahmen statt leerer Worte.

Nennen Sie drei Punkte, in denen Sie sich deutlich von Ihrer Mitbewerberin Berivan Aymaz von den Grünen unterscheiden.

In ihrem Flyer spricht sie beim Thema Sicherheit von „deeskalierender Kooperation“ von Ordnungsamt, Polizei und KVB – eine feine Umschreibung für Untätigkeit. Doch genau dieses Wegducken hat dem Neumarkt massiv geschadet. Wegstreicheln lässt sich das Problem definitiv nicht mehr, hier hilft nur eine Kombination aus Härte und Hilfe: zusätzliche Ordnungskräfte, null Toleranz bei Vermüllung und Belästigung und vier Kontakt- und Anlaufstellen für Drogenabhängige und Obdachlose, je zwei links- und rechtsrheinisch. Wirtschaft wiederum kommt bei Frau Aymaz gar nicht vor. Für mich ist sie zentral: Köln braucht eine starke Wirtschaft, um Arbeitsplätze zu sichern und Zukunftsbranchen anzuziehen. Deshalb will ich meine Erfahrung aus freier Wirtschaft, Architektur und Verwaltung nutzen, um Mittelstand, Handwerk und Start-ups zu stärken. Beim Wohnen werde ich beschleunigen und günstiger bauen, während die Grünen mit immer neuen Auflagen blockieren und verteuern.

Fühlen Sie sich von Ihrer Partei auf kommunaler, Landes- und Bundesebene ausreichend unterstützt?

Ja, ich fühle mich auf allen Ebenen bestens unterstützt. Die CDU Köln steht geschlossen hinter meiner Kandidatur, auf Landesebene erfahre ich starke Rückendeckung – Ministerpräsident Hendrik Wüst hat mich mehrfach durch Wahlkampfauftritte unterstützt. Wahlkampf ist immer Teamarbeit, und dazu gehören für mich vor allem unsere 45 Kandidatinnen und Kandidaten vor Ort. An den Ständen, im direkten Gespräch und mit kreativen Aktionen haben sie gezeigt, wie nah wir bei den Menschen sind. Diese hervorragende Zusammenarbeit macht mich stolz – und ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich nicht allein kämpfe, sondern Teil einer starken Gemeinschaft bin.

Der Wahlkampf ist fast vorbei. Was würden Sie rückblickend anders machen?

Wahlkampf bedeutet, viele Menschen in kurzer Zeit zu erreichen. Was mich getragen hat, waren die unzähligen Begegnungen: Menschen, die mir ihre Geschichten erzählt und ihre Sorgen, Wünsche und Ideen mitgegeben haben. Ich hätte mir manchmal noch mehr Zeit für direkte Gespräche gewünscht – denn dort entsteht das größte Vertrauen. Es hat Freude gemacht, zuzuhören, zu diskutieren und aufzunehmen, was Köln bewegt. Diese Nähe hat mich durch den Wahlkampf getragen – und sie macht Lust auf mehr. Denn noch schöner als zuzuhören ist es, als Oberbürgermeister anzupacken, die Themen aufzugreifen und Köln gemeinsam besser zu machen. Insgesamt bin ich stolz, wie wir als Team aufgetreten sind: geschlossen, engagiert und mit klaren Ideen für unsere Stadt.

Was war für Sie der unangenehmste Moment in diesem Wahlkampf?

Am unangenehmsten war für mich zu erleben, wie sehr der politische Wettbewerb von manchen ins Persönliche gezogen wird. Es ist schlimm zu sehen, was für Unwahrheiten verbreitet worden sind. Sie machen die Arbeit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaputt und schaden am Ende nicht mir, sondern der Demokratie der Stadt. Politik darf und soll hart in der Sache geführt werden – dafür stehe ich. Aber wenn der Ton ins Unsachliche kippt, geht es nicht mehr um Köln, sondern nur noch um Schlagzeilen. Mein Anspruch bleibt: ein fairer Wettbewerb um die besten Ideen für unsere Stadt.

Was war für Sie der schönste Moment in diesem Wahlkampf?

Die schönsten Momente waren für mich zu erleben, wie viele Kölnerinnen und Kölner sich aktiv einbringen – sei es im Gespräch auf der Straße, bei Veranstaltungen oder in den Veedeln. Diese Nähe zu den Menschen, die Offenheit und das Vertrauen, das ich dabei gespürt habe, sind für mich der größte Antrieb. Ich liebe und brauche den direkten Austausch. Er gibt mir Energie und die klare Bestätigung: Die Menschen wollen Veränderung, sie wollen Verlässlichkeit – und sie trauen mir diese Aufgabe zu.