Budapest Festival Orchestra in KölnZu Beginn ein ukrainisches Volkslied gesungen

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Emmanuel Tjeknavorian    

Köln – Ein Orchester spielt üblicherweise – und singt nicht. Das Budapest Festival Orchestra, das unter Iván Fischer jetzt im Kölner philharmonischen Meisterkonzert gastierte, tut beides. Jedenfalls zu passender Gelegenheit. Die war jetzt gegeben mit dem Krieg gegen die Ukraine, dessen die Musiker zu Beginn mit einem ukrainischen Volkslied gedachten, a cappella in kompakter Mehrstimmigkeit vorgetragen. Tiefe Schwermut breitete sich da in der modalen Harmonik, in den melancholischen Melodien über den Liegeklängen aus. Das klang fürwahr anrührend – und nicht zuletzt auch sehr passabel gesungen.

Was für ein Kontrast dazu dann die Ouvertüre zu Smetanas „Verkaufter Braut“, ins Werk gesetzt mit bemerkenswerter Spielbrillanz, zündend und federnd im Angang, mit messerscharfer Formulierung der Fugeneinsätze. Die Budapester waren übrigens eingesprungen, eigentlich hatten die Sankt Petersburger Philharmoniker kommen sollen. Die aber mussten wegen Corona schon vor Wochen absagen – so dass für den Veranstalter die unangenehme Frage, ob man sie jetzt wegen Putins Krieg hätte ausladen sollen oder müssen, gar nicht mehr auf den Tisch kam.

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Zumindest die Agenda blieb, mit Tschaikowskys Violinkonzert und Rimsky-Korsakows „Scheherazade“, russisch imprägniert – es wäre ja auch fatal, wenn ein brutaler Kreml-Diktator dem hiesigen Publikum die glanzvolle Musiktradition seines Landes verleiden könnte. Star des Abends war der österreichische Geiger Emmanuel Tjeknavorian, der sich jenseits souveräner Bravour (Mehrfachgriffe!) nicht lange bitten ließ, den Tschaikowsky als üppige Romantik in Szene zu setzen – mit saftigen Portamenti, blühend-glühender Melodik, auch einer Poesie des ganz Leisen und überhaupt jenem Schuss an Sentiment, das man dieser Musik nicht puristisch vorenthalten sollte. In der zweiten Themengruppe des Finales – wozu sich eine Bauernhochzeit imaginieren lässt – hörte man gleichsam den Wodka in Strömen fließen.

Fischer ließ das Orchester nicht schüchtern assistieren, sondern immer wieder mit explosiver Gewalt dreinfahren. Etwas gewaltsam, kernig, teils scharf im Holzbläserklang und mit schon schmerzender Tutti-Wucht kam dann auch die „Scheherazade“. Da geschah womöglich des Guten zu viel, aber gleichgültig konnte die vitale Darbietung niemanden lassen. Für lebhaften Beifall bedankten sich die Gäste zu fortgeschrittener Stunde mit Bartóks Rumänischen Volkstänzen Nummer 5, 6 und 7.

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