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Die Banane hat ihren Preis

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Gut möglich, dass Maurizio Cattelan nur aus einem einzigen Grund Künstler wurde, nämlich um eines Tages Sätze wie diesen sagen zu können: „Es wird immer jemanden geben, der meine Puppen herunter reißt, der meine goldene Toilette stiehlt oder meine Banane isst.“ So ließ sich Cattelan am Dienstag dieser Woche vernehmen, wenige Tage, nachdem ein hungriger Aktionskünstler seine mit Klebeband an einer Messekoje befestigte Banane aufgegessen hatte. Zum Glück hatte Cattelans Galerist die Idee, eine ganz normale Banane an die Wand zu kleben, schon verkauft – für 120 000 Dollar.

Das Ganze klingt wie eine ausgedachte Anekdote über den Wahnsinn der modernen Kunstwelt, doch das Schöne, Fiese und Unergründliche der modernen Kunstwelt liegt eben auch darin, dass sie noch das verrückteste Klischee auf eine höhere Deutungsebene katapultiert. Cattelans Banane handelt nämlich nicht davon, dass es Menschen gibt, die ein Vermögen für ein Pfennigprodukt ausgeben. Sondern davon, dass man in der Moderne alles zu Kunst erklären kann: Ideen, Alltagsgegenstände und sogar den Rummel um eine aufgegessene Frucht.

Angeblich hat Maurizio Cattelan monatelang darüber gebrütet, wie man eine Banane am besten darstellt; auf Reisen, so der Italiener, habe er zur Inspiration stets eine dabei gehabt. Letztlich kam er zu dem Schluss, dass die Kunst der Banane außer Klebeband nichts hinzufügen kann. Welch ein Irrtum.

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