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Internationale Empörung nach KonzertRapper fordern „Tod der IDF“ in Glastonbury – Auftrittsverbot in Deutschland gefordert

Lesezeit 4 Minuten
Ein Bob Vylan-Musiker steht beim Auftritt während des Glastonbury Festivals vor dem Schriftzug „Free Palestine – United Nations have call it a genocide“. Zwei Bands haben die Bühne des weltbekannten Festivals für antiisraelische Parolen und Kritik an der britischen Regierung genutzt.

Ein Bob Vylan-Musiker steht beim Auftritt während des Glastonbury Festivals vor dem Schriftzug „Free Palestine – United Nations have call it a genocide“. Zwei Bands haben die Bühne des weltbekannten Festivals für antiisraelische Parolen und Kritik an der britischen Regierung genutzt.

Nach dem Auftritt von Bob Vylan bei Glastonbury trifft das Festival ein Sturm der Entrüstung. Auch der britische Premierminister äußert sich.

Anti-israelische Äußerungen des britischen Rap-Duos Bob Vylan beim berühmten Glastonbury Festival haben heftige Kritik hervorgerufen. Es gebe „keine Entschuldigung für diese Art entsetzlicher Hassreden“, sagte der britische Premierminister Keir Starmer am Sonntag. Die BBC, die das Konzert übertragen hatte, sprach von einigen „zutiefst beleidigenden“ Äußerungen. Die Polizei kündigte an, Videoaufnahmen auf mögliche Straftaten zu prüfen. Auch ein Auftritt der irischen Rap-Gruppe Kneecap sorgte für Kritik.

Einer der beiden Mitglieder von Bob Vylan – deren Sänger unter den Pseudonymen Bobbie Vylan und Bobby Vylan auftreten – hatte am Samstag während ihres Auftritts bei dem Festival in der Ortschaft Pilton im Südwesten Englands die Menge dazu aufgerufen, „Tod, Tod der IDF“ zu skandieren. IDF ist die Abkürzung der israelischen Armee.

Keir Starmer kritisiert Auftritt von Bob Vylan bei Glastonbury

Starmer sagte der Zeitung „The Telegraph Sunday“, Künstler, „die Drohungen aussprechen oder zu Gewalt aufrufen“, dürften keine Plattform bekommen. Die BBC müsse erklären, „wie es zur Ausstrahlung dieser Szenen kam“. Auch Gesundheitsminister Wes Streeting forderte im Sender Sky News, die BBC und das Festival müssten erklärten, wie so etwas „auf unsere Bildschirmen“ zu sehen sein konnte.

28.06.2025, Großbritannien, Glastonbury: Bob Vylan-Musiker beim Auftritt auf der West Holts Stage während des Glastonbury Festivals in Worthy Farm in Somerset. Zwei Bands - darunter das Duo Bob Vylan - haben die Bühne des weltbekannten Glastonbury-Festivals für antiisraelische Parolen und Kritik an der britischen Regierung genutzt. Foto: Ben Birchall/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bob Vylan-Musiker beim Auftritt auf der West Holts Stage während des Glastonbury Festivals in Worthy Farm in Somerset.

Die Festivalorganisatoren verurteilten die Äußerungen ebenfalls. Die Grenzen seien „weit überschritten“ worden. In Glastonbury gebe es keinen Platz für Antisemitismus, Hassreden oder Aufrufe zur Gewalt. Die israelische Botschaft kritisierte die „hasserfüllte“ Rhetorik während des Festivals und prangerte die „Normalisierung extremistischer Sprache und die Verherrlichung von Gewalt“ an.

Festival steht auch wegen Auftritt von Kneecap in der Kritik

Das Festival stand in diesem Jahr ohnehin wegen der Teilnahme der irischen Rap-Gruppe Kneecap in der Kritik. Deren Mitglied Liam O'Hanna hatte im vergangenen Jahr bei einem Konzert in London eine Hisbollah-Fahne gezeigt und „Hoch Hamas, hoch Hisbollah“ gesagt. O'Hanna wird deswegen die Unterstützung einer verbotenen Vereinigung zur Last gelegt, Mitte Juni musste er vor Gericht erscheinen.

Die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz und die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas, die Israel bekämpfen, sind in Großbritannien verboten. Untersagt ist auch, sie zu unterstützen.

Starmer wollte Absage von Kneecap-Auftritt in Glastonbury

Kurz nach Bob Vylan betraten die Rapper von Kneecap die Bühne und beschuldigten Israel, ein „Kriegsverbrecherstaat“ zu sein. Bei ihrem Auftritt animierten sie das Publikum zudem, Premierminister Starmer zu beschimpfen. O'Hanna trug einen Palästinenserschal und würdigte die umstrittene Gruppierung Palestine Action Group.

Starmer hatte kürzlich gesagt, Kneecap sollte nicht beim Glastonbury Festival auftreten. Dies wäre nicht „angemessen“. Die Veranstalter des Festivals ignorierten die Forderung des Premiers aber. „Menschen, die die Politik der Veranstaltung nicht mögen, können woanders hingehen“, erklärte Mitgründer Michael Eavis. Mehrere andere Auftritte von Kneecap – unter anderem in Deutschland – waren in den vergangenen Monaten gestrichen worden.

Bob Vylan reagiert bei Instagram auf „Unterstützung und Hass“

Bob Vylan reagierte unterdessen am Sonntagabend auf die scharfe Kritik. Nach dem Auftritt sei er mit „Unterstützung und Hass überschwemmt“ worden, schrieb der Musiker in einem Beitrag bei Instagram, bestätigte jedoch, dass er die geäußerten Parolen exakt so gemeint habe, wie sie vorgetragen wurden.

„Ich habe gesagt, was ich gesagt habe“, schrieb Vylan. „Nur wenn wir unseren Kindern beibringen, sich für die Veränderungen einzusetzen, die sie wollen und brauchen, können wir diese Welt zu einem besseren Ort machen“, führte der Sänger aus. Es gehe um eine Änderung der Außenpolitik. 

Punk-Rapper bleibt dabei: „Ich habe gesagt, was ich gesagt habe“

Über eine außenpolitische Maßnahme denkt man nun auch in den USA nach. Angesichts der Äußerungen von Bob Vylan kündigte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington an, dass Washington prüfen werde, ob die Visa der Musiker für geplante Auftritte in den USA im Herbst verweigert werden können.

„Zur Erinnerung: Unter der Trump-Administration wird die US-Regierung keinem Ausländer, der Terroristen unterstützt, ein Visum ausstellen“, zitierte die britische „Daily Mail“ einen Sprecher des US-Ministeriums. 

Bob Vylan: Deutsch-Israelische Gesellschaft fordert Auftrittsverbot

Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) reagierte mit scharfer Kritik auf den Auftritt. Der Vorsitzende Volker Beck kündigte auf der Plattform X an, dass er sich unter anderem beim Bundesinnenministerium und NRW-Innenminister Herbert Reul dafür einsetzen werde, dass Bob Vylan in Deutschland nicht auftreten darf.

„Wer ‚Tod der IDF‘ singt und ruft, darf nicht in Deutschland auftreten“, schrieb Beck. „Für antiisraelische Vernichtungsfantasien darf kein Platz in Deutschland sein“, hieß es auch von der DIG. „Bobby Vylan darf in Deutschland keine Bühne für seine IDF-Vernichtungsaufrufe bekommen“, hieß es weiter. (das/afp)