Den Filmklassiker „Mrs. Doubtfire“ gibt es jetzt auch als Musical in Düsseldorf. Auch 30 Jahre später und ohne Robin Williams taugt der Stoff als Unterhaltung für die ganze Familie.
Herzerwärmendes FamilienstückDas Musical „Mrs. Doubtfire“ kommt nach Düsseldorf

Spielt mit dem Feuer: Mrs. Doubtfire. Das gleichnamige Musical kommt am 6. November ins Capitol Theater in Düsseldorf.
Copyright: Johann Persson
Mrs. Doubtfire ist ein überaus engagiertes Kindermädchen, stets gut gelaunt und vielleicht ein wenig verrückt. Letzteres mag daran liegen, dass sie eigentlich Daniel heißt und ein bestenfalls mittelmäßig erfolgreicher Synchronsprecher ist, der gerade von seiner Frau vor die Tür gesetzt wurde. Auch das Sorgerecht für seine drei Kinder hat er verloren, doch dank einer ebenso genialen wie wahnsinnigen Idee und mithilfe seines Bruders, der praktischerweise begabter Kostümbildner ist, kann Daniel endlich wieder bei seinen Kindern sein - nur eben als etwas grob geratene grauhaarige Lady mit kecker Dauerwelle und Kochschürze um den Bauch.
Schon 1993 brachte die Filmkomödie mit dem tänzelnd staubsaugenden Robin Williams ein Millionenpublikum zum Lachen. Jetzt, rund 30 Jahre später, wurde die sympathische Schwindelgeschichte auch zum Musical, das nach Stationen in Seattle, am Broadway und im Londoner West End ab November auch nach Düsseldorf kommt.
Thomas Hohler wird Mrs. Doubtfire
Die amerikanischen Brüder Wayne und Karey Kirkpatrick entwickelten die Songs und Lyrics, Comedy-Autor John O’Farrell half beim Buch. Entstanden ist auch dank toller Kostüme ein Musical, das nicht nur nostalgisches Erlebnis für Mrs.Doubtfire-Fans der ersten Stunde ist, sondern auch ein wunderbar herzerwärmendes und kurzweiliges Familienstück. In der englischen Version konnte Gabriel Vick als einfühlsamer Hauptdarsteller bereits zeigen, dass Mrs. Doubtfire mit kreativen eigenen Ideen tatsächlich auch ohne seinen Star Robin Williams funktionieren kann. In Düsseldorf übernimmt Thomas Hohler („Drei Musketiere“) diese Rolle, die dem Darsteller einiges abverlangt: von der Live-Loop-Maschine, ständigem Outfitwechsel, bis zum Stepptanz in hohen Schuhen. An seiner Seite stehen Jessica Kessler als Ex-Frau „Miranda“ und die Düsseldorferin Alina Simon als Teenager-Tochter „Lydia“.

Gabriel Vick als Daniel, bevor er von seinem Bruder samt Make-Up-Team zu Mrs. Doubtfire verwandelt wird.
Copyright: Johan Persson
Anders als im Film ist auf der Musical-Bühne selbstredend keine Zeit für ständige, aufwendige Kostümwechsel. Die Not machte Kostümbildnerin Catherine Zuber (u.a. “Cats”) zur Tugend und so schauen wir dabei zu, wie Daniel im laufenden Geschehen jedes Mal aufs Neue in den Fatsuit springt, eilig die Maske mit der faltigen Haut, Brille und graue Perücke überstülpt, um sich in sein Alter-Ego Mrs. Doubtfire zu verwandeln – und das in immer schneller werdender Frequenz, denn sein wahnwitziges Vorhaben befördert ihn in so manche missliche Lagen. Wenn Daniel etwa vor seiner Haustüre der Jugendamtsmitarbeiterin, die bei ihm nach dem Rechten sehen soll, in voller Kindermädchen-Montur in die Arme läuft. Oder als der verzweifelte Versuch, mithilfe von Youtube-Anleitungen beim Kochen das Kochen zu lernen, darin endet, dass Mrs. Doubtfire Feuer fängt – während das Ensemble als Köche um sie herumtänzelt.
Selten hat es so Spaß gemacht, jemandem beim Scheitern zuzuschauen
Die finale Katastrophe passiert schließlich bei einem spektakulären Flamenco-Showdown im Restaurant La Rosa, wo zur gleichen Zeit Daniel zu einem Vorstellungsgespräch und Mrs. Doubtfire zum Familiendinner eingeladen sind. Während die Flamencotruppe das temperamentvolle Stück über einen verlogenen Lover zum Besten gibt, versucht der Familienvater zum letzten Mal den Spagat zwischen seinen gegensätzlichen Persönlichkeiten, was zum Entsetzen seiner Ex-Frau und seiner potenziellen Arbeitgeberin krachend schiefgeht – die Maske ist gefallen und selten hat es so großen Spaß gemacht, jemandem beim Scheitern zuzuschauen. Die Komik liegt im Übrigen zum Glück nie in der Tatsache selbst, dass hier ein Mann Frauenklamotten trägt, mit Cross-Dressing hat all das ohnehin nichts zu tun. Und zumindest einige Klischees und schlecht gealterte Witze der 90er konnten aussortiert werden.
Eine wichtige Nachricht an das junge Publikum
Neben spaßigen Slapstick-Nummern, Verwandlungsmomenten und Tanzeinlagen steht die nicht so spaßige Trennungsgeschichte, unter der, wie so oft, auch in dieser Familie vor allem die Kinder leiden. Die bekommen hier im Vergleich zur Vorlage mehr Raum, was der Geschichte sehr guttut. Die Drei lassen etwa in dem rockig-aufmüpfigen Stück „What The Hell“ Schuldgefühle, Trauer und Wut raus – Emotionen, die viele Scheidungskinder nur allzu gut nachvollziehen können. Und auch Mutter Miranda, die im Film nicht besonders gut wegkommt, wurde etwas mehr charakterliche Tiefe eingeräumt. In der Ballade „Let Go“ klagt sie ihr Leid über Ex-Mann Daniel, der sich eher benimmt wie ihr viertes Kind. Was sie da noch nicht weiß: Ausgerechnet in seiner Rolle als Mrs. Doubtfire sollte er endlich lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich besser um seine Kinder zu kümmern, die ihm doch alles bedeuten.
Dass die Geschichte trotzdem nicht mit der kindlichen Fantasie endet, in der die Eltern wieder glücklich zusammenkommen, ist angeblich Robin Williams höchst persönlich zu verdanken, der sich für ein realistischeres Ende eingesetzt haben soll. Und so hat Mrs. Doubtfire abseits von guter Unterhaltung auch eine tröstliche Nachricht an das junge Publikum im Gepäck: „As long as there’s Love“ heißt das letzte Stück des Abends – solange Liebe da ist, kann Familie alles sein.
Der Erfolg der deutschen Adaption wird neben der Rollenbesetzung – insbesondere natürlich Thomas Hohler als Mrs. Doubtfire – vor allem von der Qualität der Übersetzung abhängen. Denn nicht nur die Dialoge, auch alle Songs müssen in diesem Fall für das Verständnis der Geschichte ins Deutsche übertragen werden. Gelingt beides, steht gutgelaunter Familienunterhaltung zum Wohlfühlen auch in Düsseldorf nichts im Wege.
Aktuell laufen die letzten Proben für Mrs. Doubtfire im Düsseldorfer Capitol Theater – am 6. November ist Premiere. Alle Infos und Tickets gibt es unter atgtickets.de.