Janosch wird 90 Jahre„Nichts haben, nichts wollen, nichts wissen, nichts denken“

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Der Künstler Janosch wird 90 Jahre alt. Hier im Jahr 2009 in Aachen.

Köln – Der kleine Tiger und der kleine Bär begeben sich mit der Tigerente auf eine Reise nach Panama. Das Land der Träume, wo alles besser und schöner als zu Hause sein soll. Am Ende kehren sie in ihr eigenes Heim zurück und halten es für das Ziel. Die Geschichte von „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch ist eine über das eigene Zuhause. Aus der Ferne scheint es schöner als aus der Nähe – eben ein wahres Paradies. „Jeder lebte schon immer im Paradies, hat es nur nicht gewusst“, sagte der Illustrator und Autor der „Frankfurter Rundschau“. Auch Janosch selbst hat wohl sein Paradies gefunden – auf Teneriffa. Am Donnerstag wird der erfolgreiche deutsche Bilderbuchkünstler 90 Jahre alt.

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Janosch wird 90 Jahre

Am 11. März 1931 wurde er als Horst Eckert im oberschlesischen Bergarbeiterort Zabrze im heutigen Polen geboren. Seine Kindheit beschrieb der Kinderbuchautor immer wieder als Hölle. „Die ersten Jahre meines Lebens waren die totale Zerstörung meiner Person“, sagte er einmal der „Süddeutschen Zeitung“. Sowohl zum Vater als auch zur Mutter hatte er eine schwierige Beziehung, beide tranken, beide schlugen ihn.

Noch schlimmer empfand Janosch als Kind die Strenge und Enge der katholischen Kirche – Priester schürten die Angst, wegen seiner Sünden im Fegefeuer zu schmoren. Und dann gab es noch die „Quälerei in der Hitlerjugend“, der er beitreten musste. Viele dieser düsteren Erinnerungen schildert er in seinen Büchern, etwa in „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“. Doch er wurde auch wehmütig beim Gedanken an seine Heimat, die die Familie nach dem Zweiten Weltkrieg verließ – um schließlich in der Nähe von Oldenburg zu landen.

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Der Künstler Janosch im Februar 2021 auf Teneriffa. 

Sein Weg in die Kunst gelang ihm nicht auf Anhieb. Er wollte an der Kunstakademie in München studieren, flog aber wegen fehlender Begabung raus. Auch seine ersten Bücher wie „Die Geschichte vom Pferd Valek“ hatten keinen Erfolg. Doch eins blieb ihm bis heute von diesen ersten Schritten in der Verlagswelt – sein Künstlername „Janosch“. Sein erster Verleger riet ihm 1960 zu dieser Wahl.

Janoschs Durchbruch kam mit „Oh, wie schön ist Panama“

Heute, 60 Jahre später, ist Horst Eckert als Janosch berühmt. Er hat mehr als 100 Bücher geschrieben – für Kinder und Erwachsene –, die in rund 40 Sprachen übersetzt wurden. Seinen Durchbruch hatte Janosch 1978 mit dem erwähnten Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“. Es sind wohl Botschaften wie diese, die Kinder und Erwachsene berühren: „Wenn man einen Freund hat, … braucht man sich vor nichts zu fürchten“, sagt der kleine Bär zum Tiger. Auch andere Werke wurden populär, etwa „Kasper Mütze“ oder „Lari Fari Mogelzahn“. Doch Tiger, Bär und vor allem die Tigerente wurde er nicht mehr los.

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Der Illustrator und Geschichtenerzähler Janosch steht im Jahr 2005 in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen vor seinem Bild «Der Tiger mit grüner Nase».

Kein Wunder, bei seinen Kultfiguren geht es lustig zu, sie sind frech und schadenfroh, aber auch liebevoll und warmherzig. Janosch schuf eine heile Welt, von der er als Kind nur träumen konnte. Jahrzehntelang hatte er düstere Gedanken mit Alkohol betäubt.

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Inzwischen hat Janosch seinen Frieden gefunden. Vor mehr als 40 Jahren zog er aus seinem Häuschen am Ammersee auf die Kanaren und lernte dort seine Frau kennen. Interviews aus Anlass seines runden Geburtstags gab Janosch allerdings nicht. Er sei ziemlich krank, sagte der Vorsitzende der Janosch-Gesellschaft, Ulrich Kypke, vor einigen Tagen im Deutschlandfunk.

In einer Kolumne, die er mehrere Jahre lang für das „Zeit“-Magazin schrieb, verriet Janosch sein Geheimnis für ein ausgeglichenes, zufriedenes Leben: „Nichts haben, nichts wollen, nichts wissen, nichts denken. Am besten setzt man sich dafür unter einen Baum.“ (mit dpa) 

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