Komödie im Theater am Dom„Das Blaue vom Himmel“ – Viel Witz und noch mehr Lügen

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Auf der Bühne stehen die beiden Freunde Bernhard und Philippe. Bernhard zeigt und blickt eindringlich auf seinen Freund. Dieser schaut verdutzt drein und deutet auf die Damen, die im Hintergrund auf einer Couch sitzen und auf Philippe zurückschauen.

Ehemann Bernhard (Marko Pustišek) braucht in „Das Blaue vom Himmel“ die Hilfe seines besten Freundes Philippe (Steffen Laube), damit seine Lügengeschichten nicht auffliegen.

Ein Ehemann tischt Lügen auf, um seine Beziehung zu retten. Unsere Kritik zum Stück mit Anouschka Renzi und Mariella Ahrens.

Was waren das für Zeiten, als hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau stand, die ihm für dies und das den Rücken freihielt. Jetzt steht dort ein Filou, der seinen besten Freund nebst beider Frauen, Nelly (Anouschka Renzi) und Alice (Mariella Ahrens), ungerührt und balkenbiegend dem Schicksal seines Lügensumpfes überlassen würde, das er in einem fort ersinnt, um sich den Allerwertesten zu retten. Der Lügenbold heißt Bernhard (ein köstlich aufgelegter Marko Pustišek, der zugleich Regie führt), der Freund Philippe (vorzüglich dargestellt von Steffen Laube).

Überdrehte Komödie der 70er-Jahre

„Mein bester Kumpel“ heißt das Stück im französischen Original („Mon meilleur copain“). Dieter Hallervorden hat die Komödie des französischen Erfolgsautors Éric Assous ins Deutsche geholt und bei der Gelegenheit das Thema direkt mit dem Titel ausgeplaudert. Das nimmt dem Stück die Ironie, die einem aufgeweckten Publikum Distanz bewilligte. So bleibt es eine eigentlich normal-überdrehte Verwechslungsklamotte der 70er-Jahre, wie sie in vornehmlich weiblichen Kreisen der Zuschauer mit dankbarem Kreischen quittiert wird.

Als Nasch- und Fantasiewerk um Bernhards so ungewissen wie gewissenlosen Pragmatismus beutet das Lustspiel die komische Wirkung zweier weiterer Damen aus, deren eine, die „kleine Affäre“ und russische Sexbombe Soraya auf Kaperfahrt im Westen (Barbara Maria Sava, ins Drollige gewendet), erst im länglichen Teil nach der Pause, die andere, Philippes Mutter, gar nicht auftritt. Für sie genügt das Telefon.

Während der Lügenbold Bernhard noch an seinem Satz fürs Ende feilt („Wem nützt schon die Wahrheit?“), beteiligen sich die Animierteren und näher an der Bühne Sitzenden im Publikum ungefragt an der Konfliktbereinigung in Philippes Wohnzimmer (Bühne: Thomas Pekny). Der Rest des Publikums mag sich derweil fragen, ob denn wenigstens Bernhard bewusst ist, dass er – je länger, desto stärker – die Teufelsbratenrolle des Mephisto übernimmt („Du könntest Dich ein bisschen amüsieren.“). Auch wenn Philippe kein Faust ist.

Das Publikum verteilt seinen Lohn je nach Affinität, was bis zu Bravorufen führt.


Die Komödie „Das Blaue vom Himmel“ läuft bis zum 16. Juni 2024 im ‚Theater am Dom‘  immer dienstags bis sonntags um 20 Uhr und manchmal zusätzlich am Wochenende um 17 Uhr. Weitere Informationen zum Stück sowie Tickets gibt es hier.

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