Kult-Zeitschrift wird eingestelltEin Leben ohne „Mad“? Würg. Stöhn

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Diese Postkarte diente als Vorbild für das „Mad”-Magazin-Maskottchen. 

New York – Lechz. Würg. Stöhn. Mein Wortschatz im Alter von elf Jahren ließ zu wünschen übrig. Fanden die Eltern. Schuld war Herbert Feuerstein. Der war damals Chefredakteur der deutschen Ausgabe des Comicmagazins „Mad“. Als solcher hatte er den von der „Donald Duck“-Übersetzerin Erika Fuchs in die Sprechblasen-Sprache eingeführten Inflektiv („ächz“, „grübel“, eingefleischte Donaldisten nennen ihn deshalb auch Erikativ) ins Vorpubertäre gesteigert. 

Mit dem Hormoneinschuss hatte der hohle Heroismus der Superhelden schlagartig an Reiz verloren. Da kam „Mad“ gerade recht. Hier wurde nichts ernst genommen, hier setzte das zahnlückige Magazin-Maskottchen Alfred E. Neumann den Einwürfen der Autoritäten ein blasiertes „Na und?“ entgegen.  

Bedeutung verloren

Mit Feuersteins Weggang verlor „Mad“ rasant an Auflage und Bedeutung. Doch erst 2018 wurde es in Deutschland endgültig eingestellt. Nun hat auch sein amerikanischer Verlag – DC, die Heimat von Superman und Batman – angekündigt, das Magazin nach 67 Jahren in die Rente zu schicken. Ab August sollen keine neuen Inhalte mehr publiziert werden. 

Die großen Namen, die man mit „Mad“ assoziiert und die im Heft nur als „die  übliche Bande von Idioten“ bezeichnet wurden – Al Jaffe, Don Martin, Mort Drucker, Dave Berg oder Sergio Aragonés – hatten das Magazin freilich lange zuvor verlassen, manche davon mit den Füßen voran. Zuletzt existierte „Mad“ vor allen von den Zinsen seiner glorreichen Jahre. Und doch wird man diese Einstiegsdroge des Subversiven vermissen. Ein Leben ohne „Mad“? Würg. Stöhn.

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