In Wohnzimmer-Wohlfühlatmosphäre sitzen Carolin Wahl, Saskia Papen und Tessniem Kadiri am Freitagnachmittag im Saal vom Alten Pfandhaus in der Kölner Südstadt. Das Trio aus Autorin, Influencerin und Journalistin wirkt fast wie eine Gruppe von Freundinnen, die sich einfach zum Quatschen über Bücher getroffen hat. Das passt zum Thema der lit.Cologne-Lesung: Bei BookTok – eine Gruppe im sozialen Netzwerk TikTok, die sich über Bücher austauscht – sind Nahbarkeit, Authentizität und Gefühle besonders wichtig, so betonen es die drei auch immer wieder.

Carolin Wahl, deren „Vielleicht“-Reihe vor allem durch TikTok bekannt wurde, sagt es direkt zu Beginn:  „BookTok ist eine Möglichkeit, immer wieder neue Leute zu erreichen, auch mit älteren Titeln“. Wie sie und die BookTok-Influencerin Saskia Papen diese Form des Marketings umsetzen, erklären sie dann in gut eineinhalb Stunden der Moderatorin Tessniem Kadiri und dem Publikum, das entsprechend der BookTok-Zielgruppe recht jung ist. 

So reden sie über Trends wie Videos, die mit aneinandergereihten Bildern die Atmosphäre eines Buchs vermitteln, aber auch über eigene Formate, mit denen sie erfolgreich Klicks generieren konnten. Papen, die mit Verlagen kooperiert und zusätzlich Vollzeit-Buchhändlerin ist, postet beispielsweise Buch-Teaser auf ihrem TikTok-Account. „Filme werden ja auch mit Teasern angekündigt, um schon ein bisschen den Vibe rüberzubringen, und dann dachte ich, das geht doch auch mit Büchern“.

lit.Cologne 2023: BookTok als Trend-Thema

Dafür suche sie sich zuerst einen Sound – der auf TikTok mit am wichtigsten sei – heraus und überlege sich dann Szenen, die sie nachspielen könne. Ihr Freund ist manchmal als Statist dabei. Einen solchen Teaser hat sie auch für den dritten Teil von Wahls „Vielleicht“-Reihe, die bei dieser Lesung nur eine Nebenrolle spielt, hochgeladen. 

Autorin Carolin Wahl selbst hat ihre Bücher unter anderem mit Chatverläufen vermarktet. Bei dem TikTok-Format werden fiktive Chatverläufe von den Buchcharakteren nach und nach in einem Video eingeblendet. Das können Dialoge sein, die im Buch vorkommen, oder komplett neue Konversationen, die die Charaktere führen könnten, sein. „Im besten Fall schafft man damit eine Art Cliffhänger, damit die Nutzerinnen und Nutzer dann unbedingt wissen wollen, wie es weiter geht und sich das Buch kaufen“, erklärt Wahl. 

Es gibt noch Tickets

Das sind die finalen Veranstaltungen der lit.Cologne

Merken

Ob ein Video dann viral geht, könne man nie wissen, sagt Wahl. „Manchmal funktioniert ein Format mehrmals und plötzlich nicht mehr“. Der Algorithmus mache, was er wolle, weshalb die Plattform sehr kurzlebig sei, ergänzt Papen. Um auf BookTok erfolgreich zu sein, müsse man also Trends verfolgen und sich auch immer wieder neu entwickeln.