Zum 80. Geburtstag von Martin Scorsese„Der größte lebende Regisseur“

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Regisseur Martin Scorsese lächelnd vor einer lila Filmwand.

Martin Scorsese bei einer Vorführung von „Personality Crisis: One Night Only“ während des 60. New York Film Festivals in der Film Society of Lincoln Center, Alice Tully Hall am 13. Oktober 2022 in New York.

Er hat Filmgeschichte geschrieben: US-Regisseur und Oscar-Preisträger Martin Scorsese wird am Donnerstag 80 Jahre. 

Das Filmemachen zehre an ihm, weil er emotional so stark involviert sei, hat Martin Scorsese einmal gesagt. Und dennoch macht der Kult-Regisseur immer weiter, auch im hohen Alter. Erst vor kurzem hatte sein Dokumentarfilm „Personality Crisis: One Night Only“ Weltpremiere, im kommenden Jahr soll das Kriminaldrama „Killers of the Flower Moon“ mit Robert De Niro und Leonardo DiCaprio in die Kinos kommen. Am Donnerstag wird der Oscar-gekrönte Großmeister des Gangsterfilms 80 Jahre alt.

Durch Gangsterfilme zur Legende 

Mit der Zusammenarbeit mit De Niro und DiCaprio in seinem neuesten Film schließt sich für Scorsese gewissermaßen ein Kreis: In seiner langen Karriere hat der Regisseur immer wieder auf die beiden Stars gesetzt, er hatte sie aber noch nie gemeinsam vor seiner Kamera. Überraschend ist auch nicht, dass Scorsese mit „Killers of the Flower Moon“ einen Film über eine Mordserie in den 1920er Jahren gedreht hat. Der Regisseur ist durch Gangsterfilme zur Legende geworden, das Genre hat er durch Meisterwerke wie „Hexenkessel“ (1973), „GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia“ (1990) oder „Departed - Unter Feinden“ (2006) und „The Irishman“ (2019) bereichert. Der „Guardian“ nennt ihn den „größten lebenden Regisseur“.

Das lässt sich teilweise biografisch herleiten: Scorsese wuchs im New Yorker Viertel Little Italy auf, das einst von der Mafia beherrscht wurde. „Gewalt war eine Art der Kommunikation im Viertel“, beschrieb Scorsese einmal im Magazin der „Zeit“ sein damaliges Umfeld.

Gewalt war eine Art der Kommunikation im Viertel
Martin Scorsese über seine Jugend

Der Sohn von Textilarbeitern war ein einsames Kind. Scorsese litt unter schwerem Asthma und verbrachte einen Großteil seiner Freizeit allein zu Hause - oder im Kino. Er wollte katholischer Priester werden, doch aus dem Priesterseminar wurde er wegen mangelnder Leistungen herausgeworfen. Daraufhin verschrieb sich Scorsese seiner Passion für den Film.

Mit „Taxi Driver“ zum Kult-Regisseur

Er studierte an der Filmschule der New York University und landete 1967 mit „Wer klopft denn da an meine Tür?“, einer in Little Italy angesiedelten Milieustudie, einen ersten Achtungserfolg. Mit „Hexenkessel“, einer Kondensation von ungeschliffenen Dialogen und brutalen Gewaltszenen, gelang ihm dann der Durchbruch. Der Film war auch seine erste Zusammenarbeit mit De Niro. Drei Jahre später folgte mit „Taxi Driver“ das Werk, das Scorseses Status als Kult-Regisseur zementierte. Der Film taucht in die Wahnwelt eines von De Niro dargestellten Vietnamkriegsveteranen und die Brutalität des Großstadtdschungels ein - und lässt den Zuschauer verstört zurück. Scorsese war in seinen Themen nicht festgelegt und wechselte immer wieder die Genres. 

Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese in schwarzen Anzügen. Sie stehen vor einer schwarzen Wand und lächeln.

Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese bei ihrer Ankunft auf der 2014 National Board Of Review Awards Gala im Cipriani.

Welterfolge mit „Aviator“ oder „The Wolf of Wall Street“

Wie ein wilder Stier“ handelt von Aufstieg und Fall des Boxers Jake LaMotta (1980), „Zeit der Unschuld“ (1993) befasst sich mit der New Yorker Oberschicht des späten 19. Jahrhunderts, „Aviator“ (2004) mit DiCaprio ist eine Biografie des Flugpioniers Howard Hughes. Und sein an der Kinokasse erfolgreichster Film „The Wolf of Wall Street“ (2013) ebenfalls mit DiCaprio ist eine schonungslose Studie der Exzesse der Börsenwelt. In mehreren Werken befasste sich der christlich geprägte Regisseur auch mit religiösen Themen, etwa in der umstrittenen Bibelverfilmung „Die letzte Versuchung Christi“ (1988) oder in dem historischen Drama „Silence“ (2016) über die Verfolgung christlicher Missionare in Japan.

Regie-Oscar kam erst 2007 für „The Departed“

Trotz seiner vielen Meisterwerke musste der in fünfter Ehe verheiratete Vater dreier Kinder erstaunlich lange warten, bevor ihn die US-Filmakademie angemessen würdigte. Den Regie-Oscar bekam er 2007 für „The Departed“, nachdem er bei fünf Regie-Nominierungen leer ausgegangen war. Unstrittig ist sein Status als einer der bedeutendsten Filmschaffenden der vergangenen Jahrzehnte. Und ein Ende seiner Schaffenskraft ist nicht abzusehen. „Der Tod kommt häufig plötzlich“, sagte Scorsese 2020 der „New York Times“. „Wenn jemandem die Gnade gewährt wird, weiterzuarbeiten, dann sollte man besser etwas finden, das erzählt werden muss.“ (afp)

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