„Illner“„Eltern legen sich über ihre Kinder“ – Weisband berichtet aus der Ukraine

Lesezeit 3 Minuten
Marina Weisband 240222

Marina Weisband 

Im Rahmen der „ZDF spezial“-Sendung hat der Mainzer Sender am Donnerstagabend einen „Maybrit Illner“-Talk zum Ukraine-Konflikt gesendet. Zu Gast waren SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, die Grünen-Politikerin Marina Weisband, Melanie Amann vom „Spiegel“ sowie Erich Vad, Brigadegenereal a.D.

Marina Weisband, die in Kiew geboren ist und sowohl die deutsche als auch die ukrainische Staatsbürgerschaft besitzt, berichtet von ihren Eindrücken. Sie verfolgt die Entwicklung mit persönlicher Betroffenheit. Grundsätzlich sei sie nicht überrascht vom Angriff Putins, jedoch von der Heftigkeit auch erschreckt gewesen. Sie sei in den vergangenen Tagen „regelmäßig morgens um vier aufgestanden“, um sich über die Lage zu informieren.

Sie hört von ihren Verwandten und Bekannten aus der Ukraine, dass diese versuchen, sich „mit Benzin und Lebensmitteln einzudecken“ und rund um die Uhr vor den Nachrichten hängen. In Dörfern in der Nähe der belarussischen Grenze sei es aber dramatisch. Der russische Beschuss sei so heftig, dass „Eltern sich in den Kellern über ihre Kinder gelegt haben, um sie zu schützen“, so die 34-Jährige.

In ihrem Bekanntenkreis wolle niemand die Ukraine verlassen, sondern die Unabhängigkeit und die Demokratie verteidigen. „Wenn Putin mit einer schnellen Kapitulation rechnet, kennt er das ukrainische Volk nicht“, meint sie kämpferisch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bei Brigadegenereal a.D. Vard hört sich dies anders an. Er sagt, Putin werde diesen Krieg eindeutig gewinnen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten veraltetes Gerät und seien in einer strategisch schlechten Position. „Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen“, erklärt Vard. Er glaubt allerdings nicht, dass Putin das ganze Land besetzen wolle. Im Westen hätten die russischen Streitkräfte schlechtere Karten, dort sei mit größerem Widerstand zu rechnen. Das Ziel sei vermutlich, Kiew einzunehmen und eine prorussische Marionettenregierung zu installieren.

Klingbeil: Putin hat Fehler gemacht

Weisband glaubt, dass Putin noch weitergehen und nicht in der Ukraine haltmachen werde. Sie hätte sich eine schnellere Reaktion mit harten Sanktionen und Abschreckung durch den Westen gewünscht. Die Lieferung der „5000 Helme war ein schlechter Witz“, urteilt Weisband über die deutsche Politik der vergangenen Wochen und Monate. Russland werde nicht an den ukrainischen Grenzen stehen bleiben. 

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hält gegen Weisband: „Es war richtig, schrittweise vorzugehen und der Diplomatie zunächst noch eine Chance zu geben“. Klingbeil glaubt, dass Putin Fehler gemacht habe, selbst wenn er diesen Krieg gewinnt. Die Nato werde dadurch gestärkt, es müsse auch die Bundeswehr gestärkt werden. „Wir brauchen einen anderen, einen abschreckenderen Umgang mit autoritären Staaten“, sagt er. Lange Zeit habe man das Konzept „Wandel durch Handel“ verfolgt. Dieses Konzept sei gescheitert, das sehe man im Umgang mit Russland wie auch mit China.

Wirtschaftsminister Robert Habeck, der Gast im zweiten Teil des „Illner“-Talks ist, formuliert Putins Denkfehler so: „Mit Kriegstreibern kann man keine Geschäfte machen“. Putin schade sich in der Tat langfristig selber, da Russland wirtschaftlich massiv geschwächt werde.

Angriffe gegen Klingbeil wegen Nord Stream 2

Moderatorin Illner kommt zum Thema Nord Stream 2 und sagt: „Diese Pipeline roch“, und das schon länger. „Spiegel“-Journalistin Amann meint, es sei der allerletzte Zeitpunkt gewesen, um das Projekt zu stoppen. „Da hat die SPD schon ein gewisses Russland-Problem gehabt, schon seit Jahren“, so ihre Einschätzung in Richtung Klingbeil. Sie verweist auch auf Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, die sich in Sachen Nord Stream 2 sogar von Ex-Kanzler Gerhard Schröder beraten ließ. „Ich finde, da sieht die SPD sieht nicht gut aus in dem Thema“, so Amann.

KStA abonnieren