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NachrufJoe Jackson, der gnadenlose Vater des King of Pop

Lesezeit 3 Minuten
Joe und Michael

Joseph Jackson und sein Sohn Michael

Der Mann hatte ein klares Ziel für sich und seine Kinder: Nur kein schwarzer Loser sein. In armen Verhältnissen und mit einem gewalttätigen Vater aufgewachsen, arbeitete Joseph „Joe“ Jackson in den Stahlwerken von Gary, Indiana, als Schweißer und Kranführer.

Seine Band löste er nach ausbleibendem Erfolg auf. Elf Kinder hatte er – zehn mit seiner Frau Katherine und eine Tochter mit einer Geliebten.

Welterfolg mit Jackson 5

Stolz sagte er  vor ein paar Jahren im Rückblick: „Ich habe sie immerhin auf den rechten Pfad gebracht und vor dem Gefängnis bewahrt.“  Das hat er in der Tat geschafft – und noch viel mehr. Früh erkannte er das musikalische Talent der Kinder und meldete sie zu Wettbewerben an. 

In den 60er  und 70er Jahren wurden seine Söhne mit der Soul- und R&B-Band The Jackson 5 zu Superstars.  Die Gruppe, die bei dem legendären Motown-Label unter Vertrag stand, landete eine Serie von Hits wie „ABC“ und „I'll Be There“ – als erste Schwarze  im weißen Mainstream.

Mit Rohrstock geschlagen

Später baute Joseph Jackson die Solokarrieren seines Sohnes Michael und seiner Tochter Janet auf. Hinter dem Erfolg standen Drill und Gewalt.  Sohn Michael  schrieb in seiner Autobiografie: „Wenn du einen Fehler gemacht hast, wurdest du verprügelt. Manchmal mit einem Rohrstock, manchmal mit einem Gürtel.“  Bei einem TV-Interview brach er 1993 in Tränen aus, als er von den Züchtigungen  erzählte. 

Er litt außerdem unter dem Spott des Vaters über seine angeblich zu breite Nase. „Big nose“ nannte er  den Sohn –  vielleicht ein Grund für die unzähligen Operationen, denen sich Michael Jackson später unterzog. Mit 18 feuerte er seinen Vater als Manager. In seinem Testament erwähnte er ihn  nicht.

Auch Schwester Janet trennte sich

Auch seine Schwester Janet  trennte sich 1986 – vor ihrem kommerziellen Durchbruch – vom  Managervater. Von Gewalt berichtete sie nicht, blieb aber distanziert. „Er hat getan, was er für richtig hielt und wie es seiner Erfahrung entsprach“, sagte sie 2011. „Ich teile seine Ansichten nicht, aber er wusste es nicht besser – und wir sind ihm schließlich gut gelungen.“

2009 starb Michael Jackson im Alter von 50 Jahren an Medikamentenmissbrauch. Fortan trug Joe Jackson einen schwarzen Hut und eine Kette, die seinen Sohn als Engel darstellen sollte. Ja, er habe seine Kinder geschlagen, gestand er ein. Aber: „Das war die Art, auf die schwarze Menschen ihre Kinder erzogen.“

Ferien an der Nordsee

In den letzten Jahren entdeckte Jackson seine Vorliebe für Deutschland. Er fuhr gerne an die Nordsee, er liebte das Kurzentrum von Carolinensiel – eine ziemlich überraschende Wahl für den Vater des King of Pop.

Die Nachlassverwalter bezeichneten Jackson als „starken Mann, der seine eigene Unvollkommenheit anerkannte und seine Söhne und Töchter von den Stahlfabriken in Gary, Indiana, zu weltweitem Pop-Ruhm brachte“. Sein Beitrag zur Geschichte der Musik sei „gewaltig“.

Paris hielt seine Hand auf dem Sterbebett

Im Alter schien er  milder geworden zu sein.  Zu seinen 28 Enkeln hatte er ein gutes Verhältnis. Als er jetzt mit 89 an Krebs starb, hielt Michaels Tochter Paris (20) seine Hand, wie sie auf Twitter zeigte.  Für sie sei ihr  Opa „der erste wahre Jackson – die Legende, mit der alles begann“. Sie sei stolz darauf, eine Jackson zu sein und werde ihm auf ewig dankbar sein. „Ich liebe dich Opa, so so so sehr.“

Die Satirewebsite „The Onion“ dagegen berichtete mit Berufung auf „himmlische Quellen“, dass Jackson seinen Sohn Michael beim Wiedersehen im Himmel erst einmal angeschrien habe.