Die neue Sky-Doku über Fußballer Rudi Völler ist eine formidable Völler-Chronik mit herrlichen Archivbildern und Blicken hinter die Kulissen.
Neue Doku über Fußball-LegendeEs gibt noch immer nur einen Rudi Völler

Sky Doku Rudi Völler
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Im Hinterhof eines Hauses in der Hanauer Lamboystraße blickt Rudi Völler zurück auf seine Kindheit, „mit Gänsehaut“, wie er sagt, denn er war lange nicht mehr hier an dem Ort, an dem alles begann. Im dritten Stock ist er am 13. April 1960 geboren, nicht im Krankenhaus, „so war das damals“. Kurz darauf ist Völler im Hausflur zu sehen, öffnet die Tür nach vorne zur Straße und ist dort sofort der Rudi der Nation, denn er wird nach ein paar Metern im Schritttempo bereits gefeiert. „Rudi Völler“ schallt es aus einem Auto, „Hanauer Bub“. „Stimmt“, sagt Völler. Danach ist von einer anderen Stelle aus der Ruf zu hören, der immer dann in den Stadien ertönt, wenn dieser Mann zu sehen war oder ist, früher als Spieler, heute als Sportdirektor der Nationalelf: „Rudi“ mit einem sehr langgezogenen „u“.
Zwischen Spuckattacke und „drei Weizenbier“
Keine zehn Minuten ist die bei Sky zu sehende Doku über Rudi Völler zu diesem Zeitpunkt alt, und schon jetzt wissen die Zuschauer alles über den Hauptdarsteller dieses Films, Titel: „Rudi Völler – Es gibt nur einen“: Dass er ein Volkstribun ist, wahrscheinlich sogar der Fußball-Volkstribun in diesem Land schlechthin. Dass er mit einer Römerin verheiratet ist, Sabrina, die er in seiner Zeit beim AS Rom kennenlernte. Dass er Weltmeister als Spieler ist. Dass er umarmt, getätschelt, geschätzt wird. Und dass auch er gerne in den Arm nimmt und seinen Zuhörern mit seinem linken Auge zuzwinkert. Und dass es laut Völler zwei Dinge sind, die die Leute mit ihm verbinden: Die Spuckattacke von Frank Rijkaard im Achtelfinalmatch der WM 1990 in Mailand. Und sein sagenhafter Auftritt und Komplettausraster im TV-Studio bei Waldemar Hartmann nach einem 0:0 auf Island im September 2003, dem er fälschlicherweise den Konsum von „drei Weizenbier“ vorwarf. Auch mit diesem Spruch wurde Völler berühmt.
All das ist in Einspielern bereits zu sehen und wird in den Weiten der 97-minütigen filmischen Erzählung später noch ausführlich aufgegriffen. Aber der Plot steht: Hier sehen wir einen Mister Fußball, den jeder schätzt, weil er eben Rudi Völler ist, der Blinzler, Umarmer, Lächler, Beruhiger, Besänftiger in den Stürmen des Lebens. Der Gemochte.
Sabrina Völler: Das Leben mit Rodolfo
Der Star des Films ist allerdings nicht Rudi Völler, sondern seine Frau Sabrina. Sie findet klare Worte über ihren Rudi, den sie Rodolfo nennt, weil sich Rudi für sie anhört wie ein Hundename. Überhaupt erzählt sie mit kräftiger Ironie und viel Charme über das Leben mit ihrem Rodolfo, der zum Beispiel in der Küche völlig fremd ist.
Sabrina Völler und ihre Tochter Greta bereiten eine Lasagne und Pasta vor, Rudi Völler, einstige Stürmer von Kickers Offenbach, 1860 München, Werder Bremen, AS Rom, Olympique Marseille und Bayer Leverkusen prescht hinein und sagt: „Ich könnte ja so tun, als würde ich helfen. Aber außer Tischdecken kann ich nichts. Deshalb lasse ich die Mädels das machen.“ Er stürmt ins Wohnzimmer, Fußball läuft, seine drei Söhne sitzen auch dort – Marco aus erster Ehe, Bryan und Kevin, nur die Tochter Laura fehlt, die wie Marco der Beziehung ihres Vaters mit Angela entstammt, Rudi Völlers erster Frau. Sabrina Völler lächelt: Fußball halt. Sein Leben.
Die Doku, eine formidable Völler-Chronik
Doku-Regisseur Marc Schlömer und sein Team arbeiten Völlers Leben akribisch ab, der entstandene Film ist eine formidable Völler-Chronik mit sehr vielen herrlichen Archivbildern und neuen Blicken hinter die Kulissen des Umjubelten. Wobei deutlich wird, dass er nicht gerade darüber jubelt, derart in den Mittelpunkt gerückt zu werden. Der Völler-Hype ist ihm suspekt.
Völler besucht die „Rudi-Völler-Sportanlage“ in Hanau, wo seine Karriere als Tore produzierender Mittelstürmer begann. Das Doku-Team ist zudem mit den Völlers in Rom, der Stadt, in die sie immer wieder von ihrem Wohnort Düsseldorf aus pendeln. Bei der AS Rom spielte Völler fünf Jahre und in der Heimspielstadt des Klubs, dem Stadio Olimpico, wurde er 1990 Weltmeister. In der Doku ist er auch auf dem Rasen des Stadions zu sehen, am Elfmeterpunkt. Denn im Finale war Völler eine wichtige Figur, weil er kurz vor Schluss den Strafstoß herausholte, den Andreas Brehme schließlich verwandelte, das reichte zum 1:0-Sieg. Gefoult wurde Völler allerdings nicht wirklich, „da bin ich ehrlich“, sagt er.
Das Lied, das ihn ewig begleitet
Später war aus dem Spieler Völler der Leverkusener Manager und auch der Teamchef der Nationalelf geworden, die er 2002 ins Finale lotste, das Deutschland mit 0:2 gegen Brasilien verlor. Der Dank der Fans dafür auf der anschließenden Feier auf dem Römer in Frankfurt war das Lied, das ihn ewig begleitet: „Es gibt nur einen Rudi Völler“ zur Melodie von Gunatanemera. Daraus ergab sich, sehr naheliegend, der Titel des Films.
In der Doku sagt Völlers Freund Reiner Calmund: „Rudi konnte auch ein Ekelpaket werden.“ Waldemar Hartmann etwa bekam das nach dem 0:0 auf Island zu spüren, wobei die Doku auch noch einige andere erstaunliche Rudi-Völler-Wutmomente zeigt. „Meine Karriere ist spannend wie ein Abenteuer“, bilanziert Völler richtig. Und dann ist es genug mit dem Film – „reicht’s?“, fragt Völler. Und antwortet sich selbst: „Mir auch. Jetzt gönne ich mir noch ein Weizenbier.“ Finale furioso.
„Rudi Völler – Es gibt nur einen“. Zu sehen bei Sky.