Abo

Philharmonie KölnJulian Rachlin spielt Mozart mit verletzter Hand

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Julian Rachlin

Köln – Das hat man nicht alle Tage: Da leidet ein Geiger an einer Zerrung an der linken, der Griffhand, aber er sagt nicht etwa seinen Auftritt ab, sondern tauscht einfach das technisch schwerere Werk gegen ein einfacheres aus. So jetzt geschehen im Fall des litauisch-österreichischen Meisterviolinisten und Dirigenten Julian Rachlin, der – mit besagtem Handicap geschlagen – im Kölner philharmonischen Kontrapunktkonzert das ursprünglich angesagte Beethoven-Konzert durch das Mozart-Konzert KV 216 ersetzte (plus vorangestellte „Figaro“-Ouvertüre).

Mozart geht im Gegensatz zu Beethoven anscheinend auch mit Handicap

Mozart geht also allemal auch mit Zerrung? Da weiß der Klassiker wenigstens noch aus dem Grab heraus, wo er im Urteil der Nachwelt steht. Indes ist tatsächlich kaum zu bestreiten: Beethovens Violinkonzert ist in jeder Hinsicht ein Gipfelwerk der Gattung, während die einschlägigen Stücke aus der Salzburger Jugendzeit des Vorgängers diesen Standard gleichwohl nicht erreichen.

Charmant ist gerade KV 216 (neben KV 219) trotzdem – melodienselig, einfallsreich, auch dramaturgisch überzeugend und zumal im Mittelsatz von einer eigentümlich frühgenialen Aura erfüllt. Und Rachlin spielte es entsprechend delikat, elegant, mit feinem, aber intensivem Strich, ohne viel Vibrato und trotzdem im Klang nicht ausgedörrt, mit sanglichem Grundton und vielen Gesten der pointierenden Beredsamkeit, der Verzögerung und Beschleunigung. Manchmal streifte die Kultur des Leisen schon den Manierismus. Und das Orchester, die an sich und bereits in der „Figaro“-Ouvertüre alert, vital und in der Streicherfiguration bemerkenswert homogen aufspielende Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, hatte bei seinem (vielleicht eine Spur zu) flüssigen Passagenspiel immer wieder Mühe, auf den Punkt mitzuhalten.

Alles zum Thema Konzerte in Köln

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch bei der „Pastorale“ nach der Pause ließ sich die Formation unter Rachlin am Dirigentenpult nicht lange bitten. Zwischen Idylle und Drama, ausgeprägter Instrumentallyrik und drastisch herausgespielter Gewitterkatastrophe entfaltete sich ein farbig-eindringliches Naturbild mit angemessen rustikalen Anoven anscheinend auch mit Handicapwandlungen.

KStA abonnieren