Homosexualität und ScheineheRex-Gildo-Film von Rosa von Praunheim 2023 in der ARD

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Schlagerstar Rex Gildo bei einem Auftritt in einer Fernsehshow um 1969. Er schaut neutral in die Kamera.

Schlagerstar Rex Gildo im Jahre 1969.

Er war einer der größten Schlagerstars der 1960er und 1970er Jahre und sein trauriges Ende ist heute noch Gegenstand von diversen Mythen: Musiklegende Rex Gildo († 1999, „Fiesta Mexicana“) steht im Zentrum eines semi-dokumentarischen Spielfilms, der ab dem 29. September in den deutschen Kinos anlief –und mit wenigen Tausend Zuschauern gnadenlos floppte. Nun hoffen die Macher rund um das Biopic auf die Fernsehverwertung.

Statt schon rund um den 80. Geburtstag von Schwulenaktivist und Regisseur Rosa von Praunheim (25.11.) kommt der Film im Fernsehen „erst voraussichtlich im 1. Quartal 2023“, wie es von der Programmdirektion des Ersten heißt. Einen festen Sendetermin gebe es aber noch nicht.

Neben den Spielfilm-Sequenzen kommen in „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ auch Zeitzeugen zu Wort, die „Sexy Rexy“ nicht nur kannten, sondern auch mit ihm zusammengearbeitet oder auf der Bühne gestanden haben. Darunter Gitte Hænning, die mit Gildo mehrere Duette einspielte und auch in Filmen („Jetzt dreht die Welt sich nur um dich“) zu sehen war. Ihr 1963 veröffentlichtes Duett „Vom Stadtpark die Laternen“ stand auf Platz eins der deutschen Single-Charts und gilt als Klassiker des Schlagers.

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Schlager-Star Rex Gildo: Scheinehe zur Karriereförderung?

Die dänische Schlagersängerin hat in der Vergangenheit bereits mehrfach über ihr gutes, aber rein freundschaftliches Verhältnis mit Rex Gildo gesprochen, beschreibt ihn noch heute als „bezaubernd, charmant und zuvorkommend“. Auch über eine mögliche Scheinehe, die die „Bild“-Zeitung pünktlich zum Filmstart als „Neuigkeit“ vermeldet, hat sie bereits mehrfach gesprochen, so in der sehr sehenswerten Dokumentation „Ich will Alles: Die Gitte Haenning Story“ von 2006.

Die dänische Schlagersängerin Gitte Haenning mit 70s-Frisur bei einem Auftritt in jenem Jahrzehnt. Sie hat den Mund zum Singen geöffnet. Sie trägt eine schwarze Bluse.

Gitte Hænning sang mit Rex Gildo etliche Duette, darunter „Vorm Stadtpark die Laternen“.

Gildos damaliger Manager und angeblicher Lebenspartner Fred Miekley († 1988) machte Gitte seinerzeit den Vorschlag: „Sie wollten aus uns tatsächlich ein Liebespaar machen“, so Hænning. Sie habe das aber strikt abgelehnt: „Die Presse braucht natürlich solche Geschichten, aber mir gefiel das nicht.“ Sie habe sich nicht „fremdbestimmen“ lassen wollen, so die heute 76-Jährige. Dass es dabei auch um viel Geld ging, habe sie nicht interessiert.

Rex-Gildo-Filmbiografie von Rosa von Praunheim

Die Rex-Gildo-Filmbiografie von Rosa von Praunheim konzentriert sich auch sonst weniger auf die schillernde Schlagerkarriere der einstigen Schlagergröße als auf seine privaten Tragödien. Laut dem Filmdienst diene „seine Lebensgeschichte als Anstoß für eine mitunter auch humoreske Auseinandersetzung mit versteckter Homosexualität. Eigenwillige Spielszenen bis hin zum Trash mischen sich mit originell eingesetztem Archivmaterial und einfühlsamen Interviews zu einer facettenreichen Annäherung an den Sänger.“

Filmregisseur Rosa von Praunheim hält den Ehrepreis des 41. Filmfestivals Max Ophüls Preis in der Hand. Das Festival gilt als wichtige Plattform für den deutschen Filmnachwuchs.

Film­re­gis­seur Rosa von Praunheim

Besonders bemerkenswert ist hier sicherlich die Besetzung von Ben Becker als Fred Miekley, der optisch zwar keine Ähnlichkeit mit dem Vorbild hat, aber laut dem Filmdienst dennoch „die Ambivalenz dieses alternden Mannes [Rex Gildos Manager] zwischen Selbstbewusstsein, Angst, Genuss und Leidenschaft zum Niederknien gut“ spielt.

Rex Gildos Homosexualität: Langjährige Fans sauer

In Fanforen regt sich derweil Unmut über die weitgehend fiktive Filmbiografie. So unterstellen die Admins von Facebook-Fangruppen wie „Rex Gildo: 1936-1999 Unvergesslich“ den Filmemachern, aber auch den Medien Fehlinformationen und bewusste Falschdarstellung seines Lebens in „Rex Gildo – Der letzte Tanz“. Gildos vermeintliche Homosexualität sei nur ein Gerücht, das Anfang der 1990er Jahre durch ein Buch in Umlauf geraten sei. Auch andere Details würden falsch dargestellt und das Biopic sei „erdacht und erfunden“.  

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