Abo

Ruinen von PalmyraWiederaufbau innerhalb von fünf Jahren

3 min
  1. Die syrische Armee konnte die Wüstenstadt Palmyra zurückerobern und die Truppen des Islamischen Staats in den Norden des Landes vertreiben
  2. Die Schäden an den Ruinen in Palmyra sind offenbar nicht so verheerend wie zuvor befürchtet
  3. Experten schätzen, dass alle Ruinen innerhalb von fünf Jahren vollständig restauriert werden können

Palmyra – Die durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verursachten Schäden in der syrischen Ruinenstadt Palmyra sind offenbar geringer als befürchtet. Experten begannen am Montag mit der Begutachtung der Zerstörungen; am Vortag war die Stadt nach zehnmonatiger IS-Herrschaft von Syriens Armee zurückerobert worden. Maamun Abdulkarim, Direktor der syrischen Altertümerverwaltung, zeigte sich zuversichtlich, dass die beschädigten Bauten innerhalb von fünf Jahren restauriert werden können.

Der syrischen Armee war es am Sonntag nach wochenlangen blutigen Kämpfen und mit Hilfe der russischen Luftwaffe sowie der libanesischen Hisbollah-Miliz gelungen, Palmyra vollständig vom IS zurückzuerobern. Einem Militärvertreter vor Ort zufolge zogen sich die Dschihadisten nach Osten und Norden in ihre Hochburgen Suchnah, Rakka und Dair as-Saur zurück. Experten entschärften Sprengsätze und Minen, die die Kämpfer zurückließen.

Großteil der Altstadt ist intakt

Die Wohnbezirke in der Neustadt von Palmyra waren nahezu menschenleer, viele Häuser waren zerstört, wie ein AFP-Reporter berichtete. Vor dem Krieg lebten dort etwa 70 000 Menschen. Der Baal-Tempel lag in Trümmern, der Großteil der Altstadt schien aber intakt zu sein. Syrische und russische Soldaten liefen durch die Ruinen, einige kickten sich einen Fußball zu. Der IS hatte Palmyra vor etwa zehn Monaten erobert. In der folgenden Zeit schockierte die Miliz die Welt mit brutalen Hinrichtungen in den Ruinen der Stadt sowie mit der Zerstörung zweier bedeutender Tempel, des berühmten Triumphbogens und zahlreicher Grabmäler.

Der berühmte Triumphbogen liegt dagegen in Trümmern.

Der Verlust von Palmyra gilt als schwere militärische Niederlage für die Dschihadisten. Mit der Stadt geht den Dschihadisten de facto auch die syrische Wüste bis zur Grenze zum Irak verloren. Syriens Präsident Baschar al-Assad lobte die Rückeroberung der Stadt als „wichtigen Erfolg“ und als „Beweis der Effizienz“ seiner Armee. Russlands Staatschef Wladimir Putin rief Assad an, um ihm zu gratulieren. Putin habe dabei betont, wie wichtig der Erhalt der historischen Stadt sei, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. Assad wiederum dankte Putin für die russische Hilfe.

Die Offensive zur Rückeroberung von Palmyra hatte Anfang März begonnen. Seitdem wurden nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 400 Dschihadisten getötet. Auf der Gegenseite starben demnach fast 190 Soldaten und regierungstreue Milizionäre. Die Armee will nun von Palmyra aus den IS weiter schwächen und dessen Hochburg Rakka sowie Dair as-Saur angreifen. Auch im Irak steht die Miliz unter hohem Druck.

Der Wiederaufbau ist mit Hilfe der Unesco möglich

Das Augenmerk in Palmyra richtet sich nun auf das Ausmaß der Zerstörungen. Syriens Chef-Archäologe Maamun Abdulkarim sagte, er habe „mit dem Schlimmsten gerechnet“. „Aber die Landschaft ist im Großen und Ganzen in einem guten Zustand.“ Palmyra könne mit Hilfe der Vereinten Nationen wieder aufgebaut werden und „so werden wie vorher“. Viele der wichtigsten Ruinen seien nur leicht beschädigt, bei anderen Altertümern könnten Trümmer wieder eingesammelt werden, sagte Abdulkarim.

Mit Hilfe der Unesco sei ein Wiederaufbau binnen fünf Jahren möglich. „Wir hatten solche Angst, dass wir in die Ruinen kommen und sie komplett zerstört vorfinden würden“, sagte ein syrischer Soldat in Palmyra. „Doch dann waren wir erleichtert.“ Der Historiker Maurice Sartre gab indes zu bedenken, dass womöglich nicht alle Zerstörungen sichtbar seien.

Nur 15 bis 20 Prozent der Stadt seien bislang ausgegraben und was unterirdisch zerstört worden sei, sei für die „Wissenschaft für immer verloren“. Palmyra zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich „ermutigt und glücklich“, dass Palmyra vom IS befreit sei. Das Erbe müsse nun beschützt und gewahrt werden, sagte er bei einem Besuch im Nachbarland Jordanien.

Palmyra liegt 210 Kilometer nordöstlich von Damaskus. Vor Beginn des Bürgerkriegs 2011 besuchten jährlich mehr als 150 000 Touristen die Ruinen. (afp)