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Schauspielerin Inga LessmannAus der Schule direkt zum „Tatort“

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Weiß Anna (Inga Lessmann) mehr als Stellbrink (D. Striesow)?

Köln – Ihr Gesicht ist schon jetzt recht populär. Inga Lessmann aus Köln ist eine der beiden kichernden Frauen aus der Edeka-Werbung, die in den Verkäufer verknallt sind und den Preis des Salzes für einen Scherz halten. Zweifellos ein Spot, an den sich die Zuschauer erinnern. Am Sonntagabend (20.15 Uhr, ARD) allerdings wird sich der Bekanntheitsgrad der 24-Jährigen wohl noch ein wenig steigern: Sie spielt im Saarbrückener Tatort „Adams Alptraum“ mit. Es ist ihr bislang größter Auftritt im deutschen Fernsehen.

Schon als Neunjährige hat sie in Poesie-Alben geschrieben, dass sie Schauspielerin werden möchte. Keine Tierärztin, keine Sängerin. Sie wollte immer nur vor die Kamera. Und jetzt? „Ich bin unfassbar aufgeregt“, sagt Inga Lessmann im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. 

Lessmann ist in Erftstadt aufgewachsen, knapp 25 Kilometer von Köln entfernt. 2008 hat sie am Lechenicher Gymnasium ihr Abitur gemacht. Und seitdem alles dafür getan, ihr größtes Ziel zu erreichen. Erste Station: Schauspielschule. „Das ist aber sehr schwer, wenn sich teilweise 400 Leute auf acht Plätze bewerben. Hat dann auch gar nicht mal so gut geklappt“, sagt sie und schmunzelt. Fast ein Jahr musste sie vorsprechen, bis das private „Theater der Keller“ in Köln sie angenommen hat. 

Es hätte wohl nicht besser laufen können: In der letzten Woche ihrer dreieinhalb Jahre langen Ausbildung hat sie vom Casting für den Tatort erfahren. Wenngleich der Weg von einer Schauspielschule in eines der prestigereichsten Formate des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens wahrlich kein selbstverständlicher ist. 

Umso überraschender hat es sich für Inga Lessmann entwickelt. „Ich bin zum Casting gefahren, habe mir aber gar nichts davon versprochen“, sagt sie. „Und dann haben die hinterher gesagt, sie würden sich nach zwei Wochen melden.“ Keine Stunde später, sie war gerade in den Zug Richtung Köln gestiegen, klingelte ihr Handy. Die Zusage. „Ich habe überhaupt nicht verstanden, was das für ein Ausmaß hat“, sagt sie. Eine Hauptrolle. 

Sie hörte auf, am „Theater der Keller“ zu spielen, und konzentrierte sich im April vergangenen Jahres ausschließlich auf die zehn Drehtage für den „Tatort“. Die Arbeit am Set sei „großartig“ gewesen, erklärt sie. Sowohl Regisseur Hannu Salonen als auch Devid Striesow (als Hauptkommissar Jens Stellbrink) hätten sie „wahnsinnig nett aufgenommen“, obwohl sie, wie sie sagt, „natürlich das Küken war“. Ihre Rolle allerdings hat ihr gleich einiges abverlangt. 

In „Adams Alptraum“ wird ein ehrenamtlicher Schwimmtrainer von Unbekannten niedergeschlagen und kämpft danach im Krankenhaus um sein Leben. Es heißt, er habe Kinder sexuell missbraucht. Inga Lessmann spielt seine Tochter.

Natürlich liegt die Frage nahe, ob sie die Kritiken fürchtet – der „Tatort“ ist das wohl meistrezensierte TV-Format Deutschlands. „Ich habe schon ein komisches Gefühl. Ich habe meine Leistung gebracht, und der Rest lag nicht in meiner Hand.“ Nächste Woche wird Inga Lessmann 25 Jahre alt. Ob sie sich das bestmögliche Geschenk selbst gemacht hat? „Klar. Es sei denn, es wird ein Flop, dann sitze ich am Mittwoch weinend in der Ecke“, sagt sie und lacht. Wohl wissend, dass die ersten beiden Folgen aus Saarbrücken nicht unbedingt von Kritik verschont geblieben sind. 

Das Hoffen auf mehr

Doch selbstverständlich hofft Inga Lessmann durch ihre Rolle im „Tatort“ auf mehr Popularität. Als junge Schauspielerin ist sie auf Aufträge angewiesen, die Unsicherheit ist groß. Derzeit steht sie zwar für „Vollgas zurück“ bei Super RTL vor der Kamera und erklärt kindgerecht den Ablauf historischer Ereignisse. Ob es eine zweite Staffel des Formats geben wird, ist allerdings unklar. „Ich hoffe natürlich, dass nach Sonntag ein bisschen was kommt, und dass auf der Berlinale im Februar vielleicht mehr Menschen wissen, wer ich bin.“ 

Nur dann wird sie es schaffen, sich auf ihren Traumberuf beschränken zu können, und nicht zusätzlich kellnern zu müssen. Das, sagt Inga Lessmann, sei aber auch ein „ganz guter Augleich“. Obwohl sie ab Sonntagabend wohl der ein oder andere Gast erkennen wird.